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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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zuvor klaren Himmel zusammengezogen. Sie schienen zu brodeln wie kochender Teer in einem Kessel, obwohl es absolut windstill war.
    Ein leichter Schwefelgeruch lag in der Luft.
    Verdammt, verdammt, VERDAMMT!
    Ash rannte. Er hetzte durch finstere Hinterhöfe, setzte über undefinierbare Hindernisse hinweg und ignorierte den lähmenden Gedanken, dass er eigentlich nur zu spät kommen konnte – wenn sein Instinkt ihn nicht getrogen hatte. Wenn dieses Wesen, das sein Geist gestreift hatte, wirklich ein Lamarch war, dann würde nichts, was er tat, Céleste mehr retten können.
    Doch er musste es wenigstens versuchen!
    Als er den Torbogen erreichte, hinter dem er Céleste und den Lamarch vermutete, vernahm er das vertraute Flapp-Flapp lederner, schwarzer Schwingen. Der Triumphschrei des Wesens klang schrill in seinen Ohren. Noch einmal mobilisierte Ash all seine Kräfte. Er stürmte durch den Gang – und erstarrte, als sich ihm ein Anblick offenbarte, der ihn bis in die Grundfesten seines Selbst erschütterte.
    Was zum Teufel …?
    Er hatte nicht geglaubt, Céleste noch einmal lebend wiederzusehen. Die Lamarch waren grausame Dämonenwesen, die dafür bekannt waren, ihren Opfern bei lebendigem Leib das Herz herauszureißen und es noch schlagend zu verschlingen. Doch sie töteten nicht einfach nur, nein. Ihre besondere Spezialität, die ihnen den Beinamen Gedankenfresser eingebracht hatte, lag darin, ihren Opfern zuvor sämtliche Informationen zu entlocken, die für die Heerscharen der Finsternis von Bedeutung waren.
    Ash kannte nur einen Angelus, der je einem Lamarch gegenübergestanden und diese Begegnung überlebt hatte – und der war er selbst. Eine Erfahrung, an die er alles andere als gern zurückdachte.
    Und nun sah er Céleste, die diesem geflügelten Scheusal gegenüberstand und ihm offenbar die Stirn bot. Wie war das möglich?
    Wieder stieß der Lamarch einen schrillen Schrei aus und schüttelte sich nervös, was ein Geräusch verursachte, das etwa so klang, als würde man einen nassen Regenschirm ausschütteln. Seltsamerweise machte er keinerlei Anstalten anzugreifen. Ja, er schien sogar zurückzuweichen. Ash runzelte die Stirn. Konnte es tatsächlich sein, dass dieses riesige Monstrum sich vor einem zierlichen, gerade einmal einsfünfundsiebzig großen Menschenmädchen fürchtete?
    In diesem Moment tauchten zwei weitere niedere Dämonen aus einer schmalen Gasse auf, und Ash begriff, dass es sich bei dem Schrei des Lamarch um einen Hilferuf gehandelt hatte. Nun war die Verstärkung eingetroffen, und die Dinge gerieten wieder in Bewegung.
    Eine der Kreaturen, ein schrecklich anzusehendes Wesen, das Ähnlichkeit mit einer riesigen Heuschrecke besaß, griff Céleste sofort von hinten an.
    „Pass auf!“, schrie Ash – endlich aus seiner Erstarrung erwacht. Doch seine Warnung wäre nicht notwendig gewesen, denn Céleste schien die Gefahr bereits gespürt zu haben und reagierte mit einer Schnelligkeit, die Ash verblüffte. Mit einer eleganten Pirouette wirbelte sie herum, riss noch in der Bewegung die Arme nach oben und richtete beide Handflächen auf die Höllenkreatur.
    Das war’s, dachte Ash und stürzte los, um zu retten, was noch zu retten war. Er war sicher, das monströse Heuschreckenwesen würde sich nun auf Céleste stürzen und sie mit seinen tödlichen Greifscheren angreifen.
    Doch ehe es dazu kommen konnte, geschah etwas Unglaubliches.
    Zuerst fing die Luft rings um Célestes Hände an zu flirren, so wie der Himmel über dem Wüstenboden vor Hitze verschwimmt und manch durstigen Reisenden zu einer vermeintlichen Wasserstelle lockt, die gar nicht existiert. Im nächsten Augenblick ging ein Ruck von ihren Händen aus, der jeden in Célestes unmittelbarer Nähe – auch Ash – wie von einer Druckwelle getroffen zurückprallen ließ.
    Dann kam das blaue Feuer.
    Es schoss geradewegs aus ihren Handflächen hervor, knisternd wie elektrischer Strom und so stark, dass selbst Ash noch ein unangenehmes Prickeln auf seiner Haut fühlen konnte. Dabei hatte ihn die Druckwelle geradewegs aus dem Hinterhof hinauskatapultiert, zurück durch den Torbogen, durch den er gekommen war.
    Die Teufelskreatur, die Céleste angegriffen hatte, kam nicht so gut davon. Sie wurde unmittelbar von dem elektrischen Feuer eingehüllt, das noch immer mit unverminderter Stärke aus Célestes Handflächen hervorschoss. Die Schreie des Wesens wurden von dem infernalischen Dröhnen übertönt, das Ash an das Brausen eines gewaltigen

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