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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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anderen melden, auf die Erste, die das Fehlverhalten des unruhigen Schlafes melden wollte.
    Ich hatte zu wenig Speichel, um ihn für Worte zu verschwenden. Ich würde warten, bis jemand mich eines Fehlverhaltens beschuldigte.
    Wir blieben jedoch alle stumm, vom Durst zum Schweigen gebracht. Großmutter stand da wie betäubt, schien uns nicht zu bemerken, ebenso wenig unsere Lage. Erschöpft brach ich den Bann, indem ich zu den Kissen schlich. Die anderen folgten mir schlurfend.
    Lange Augenblicke verstrichen, während das Sonnenlicht zögernd durch die schmalen Öffnungen in den Steinwänden drang, gedämpft von den Schlingpflanzen über den Fensterschlitzen, den dicken Baumstämmen, den Vorhängen aus Moos und den Baldachinen aus Blättern. Es regnete nicht mehr, aber Tau tropfte unablässig von allen Blättern.
    Ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich raffte mich auf, ging zu den kühlen, von Tautropfen bedeckten Wänden und leckte. Die staubigen Tautropfen verschwanden sofort auf meiner geschwollenen Zunge. Wie eine Echse leckte ich weiter die Wände ab. Es dauerte nicht lange, bis die anderen meinem Beispiel folgten.
    Als unser Durst durch die Feuchtigkeit in unseren Mündern nicht gestillt, sondern eher maskiert war, kehrten wir zu den Kissen und Diwanen zurück. Großmutter hatte sich nicht erlaubt, die Wände abzulecken, das war mir aufgefallen. Sie saß stocksteif da und starrte ins Nichts; ihre Augen waren etwas größer als gewöhnlich, ihre Lippen leicht geöffnet, und ihre Zahnlücke war deutlich zu sehen.
    Wir warteten, und mit jedem Herzschlag wuchsen unsere Anspannung und unser Durst. Schließlich ergriff eine der neuen Frauen das Wort. Sie wandte sich an Misutvia.
    »Wer wird es denn tun? Um Wasser bitten?«
    Wir blickten alle zur Tür. Auf der anderen Seite standen zwei Wächter, stämmige Kriminelle, die uns an festgelegten Tagen vergewaltigen durften, als Entschädigung für ihre Dienste an Festung, Tempel und Drachen.
    »Naji wird es tun«, erwiderte Misutvia.
    »Warum ich?«, rief ich.
    »Jemand muss es tun, sonst werden wir ohnmächtig vor Durst.«
    »Ich bin in die Vorbereitungszelle gegangen. Mach du es.«
    Sie schüttelte den Kopf. Eine der neuen Frauen wimmerte.
    »Und wenn die Wachen mit Vergewaltigung antworten?«, erkundigte sich Großmutter. Ihre Stimme klang rau aus ihrer ausgetrockneten Kehle, wie Sand, der über eine Schilfmatte reibt. »Oder uns einfach nur befehlen, wieder hineinzugehen und still zu sein? Was gewinnt Naji dann mit ihrer Kühnheit? Nichts als Schande und Strafe. Nein, wir bleiben hier. Wir warten. Es ist unsere Pflicht.«
    Sutkabde, die neben Großmutter saß, regte sich nicht, nickte weder noch schüttelte sie den Kopf. Sie starrte Großmutter einfach nur an. Eine der neuen Frauen begann zu weinen.
    Misutvia sah mich an. »Ich würde lieber wissen, dass ich sterbe, und leiden, wenn ich dieses Wissen sammle, als den Tod langsam herankriechen zu fühlen.«
    »Ist es nicht genau das, was hier geschieht?«, keuchte die weinende Frau. »Ein schleichender Tod.«
    »Es ist unsere Pflicht hier«, krächzte Großmutter, »dem Tempel zu dienen. Wir können in unserer Unwissenheit nicht die großen Pläne heiliger Geister begreifen, heiliger Sitten. Wir werden hier sitzen und auf die Rückkehr der Eunuchen warten.«
    »Wir sind Gefangene, keine Akolythen«, knurrte Misutvia. »Ich habe keine Pflicht dem Tempel gegenüber. Ich diene ihm nicht freiwillig. Ich bin versklavt.«
    »Du hast bei den Drachen gelegen«, stieß Großmutter atemlos hervor. »Also bist du des Göttlichen teilhaftig geworden. Du bist gebenedeit, weil dir eine solch heilige Berührung gestattet wurde!«
    »Ich bin eine Gefangene!«, blaffte Misutvia.
    »Du streitest ab, dass du Göttlichkeit erfahren hast?«, wollte Großmutter wissen.
    »Selbstverständlich streite ich das ab. Wir alle erleiden nur Halluzinationen, die das Gift in uns auslöst. Es ist nichts Göttliches daran, sich zur Hure eines Drachen zu machen.«
    »Eine Halluzination schließt das Göttliche nicht aus, sondern ist nur die Form, in welcher das Göttliche zu uns spricht«, keuchte Großmutter. »Als Empfängerinnen dieser Botschaft, als auserwählte Dienerinnen der Drachen, ist es unsere Pflicht, uns zu unterwerfen und zu gehorchen.«
    »Uns vergewaltigen zu lassen? Demütigen zu lassen? Zu verrecken?«
    »Wir verdienen uns mit unserem Leid die Belohnung, bei den Drachen zu liegen. Das Blut, das wir vergießen, reinigt uns von der

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