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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Stöcke machen?«, erkundigte ich mich dann.
    »Ja.« Misutvia lächelte. Es war das erste Mal, dass ich sie hinter diesen Mauern lächeln sah. Und das letzte Mal. »Bewaffnen wir uns.«

16
    W ir zertrümmerten nicht nur die Staffeleien, sondern ich brachte den drei neuen Frauen auch bei, wie man jemandem die Nase brach, indem man ihm seine Handwurzel gegen den Sattel der Nase hämmerte. Diese Fähigkeit hatte ich als Neunjährige erlernt, als ich mit der Karawane eines Händlers gereist war. Sie waren die Kräftigsten von uns, die drei neuen Frauen, und besaßen die meiste Energie. Also war es am wahrscheinlichsten, dass sie sich den Wächtern widersetzen und überleben konnten. Sie hörten genau zu, und ihre Augen glänzten.
    »Wenn ihr nah genug am Mann seid, dann setzt eure Stirn ein, so etwa«, ich packte Misutvias Schläfen und demonstrierte, natürlich ohne sie zu berühren, wie man Knorpel und Knochen zerschmettern konnte, indem man die Stirn gegen eine Nase rammte. »Und denkt an ihre Hoden: Ein Mann verliert sofort seine Kraft, wenn man einen Schlag in diese Gegend landet. Aber bewegt euch schnell und entschlossen, ja?«
    Ich schwankte und lehnte mich haltsuchend an eine Wand; das lange Reden strengte mich an, und mir schwindelte durch den Wassermangel und meine ohnehin angegriffene Gesundheit. Wir alle ruhten eine Weile, hocherregt, und doch regungslos, während unsere Blicke immer wieder zur Tür zuckten, auf deren anderer Seite die Wachen standen. Schließlich ergriff Misutvia das Wort.
    »Wir wissen, was zu tun ist. Also handeln wir.«
    »Jetzt«, flüsterte ich, während mein Herz wie verrückt hämmerte und meine Finger so aufgeladen waren, als wäre ein Blitz hineingefahren.
    »Jetzt«, keuchten die drei neuen Frauen wie aus einem Munde.
    »Kwano Eine Schlange, Erster Vater, Urahn und Geist aller Kwano überall, ich flehe dich an, weiche von uns!«, intonierte Großmutter, deren blutunterlaufene Augen sich auf mich richteten. Sie stammelte das Gyin-Gyin, das ich das letzte Mal in den Stallungen des Drachenmeisters von Brut Re gehört hatte, als Ringus fieberhaft diese Anrufung zum Schutz gegen den Geist meiner Mutter intonierte. »Ich rufe die Mächte des Ranon ki Cinai an, gelenkt von dem Erhabenen Imperator Mak Fa-sren …«
    Sutkabde schlang ihre Arme um sich und begann sich zu wiegen, fast wie ein Kind, das den Mord an seinem Vater mit ansehen musste.
    Wir hielten unsere improvisierten Speere mit den gezackten Enden voran und näherten uns der Tür. Misutvia legte eine Hand auf den hölzernen Griff.
    »Wir wissen, was zu tun ist. Tut es schnell, zaudert nicht«, hauchte sie kaum hörbar.
    »Wir können es schaffen«, meinte ich, und alle nickten.
    »Auf acht öffne ich die Tür.« Sie zählte, und einen Moment lang schien der Raum zu schwanken.
    Ich schmeckte Tod, und der Geist meiner Mutter lag wie eine eiskalte Auster in meinem Mund, hinten auf meiner Zunge, am Rachen, versuchte, sich den Weg in die Freiheit zu bahnen.
    »Acht.« Misutvia riss die Tür auf, und wir stürmten hinaus, wie Gespenster und mörderisch.
    Unser Angriff verpuffte sehr rasch.
    Wir wirbelten verwirrt nach rechts, nach links, hierhin und dorthin, so darauf erpicht, zu stechen und zu hauen, dass wir fast bei jeder schwindelnden Drehung übereinander gestolpert wären. Dann blieben wir stehen, schweratmend, und sahen uns verblüfft um. Eine Gänsehaut lief mir über den ganzen Körper.
    »Es ist keiner da«, stieß ich hervor.
    Der dämmrige Flur war nicht beleuchtet, abgesehen von dem grünlichen Licht, das durch ein schmales, von Efeu überwuchertes Fenster am Ende des Korridors hereindrang.
    »Es ist keiner da«, wiederholte ich. Die Realität durchdrang uns auf von Hoffnung befiederten Flügeln. Wir stürmten im Pulk zum Ende des Gangs.
    Als Misutvia und ich das Ende als Erste erreichten, stolperten wir und keuchten und konnten uns kaum noch auf den Beinen halten.
    Dann blieben wir stehen und sahen ungläubig hin.
    Wo der Flur nach rechts abgebogen war, in einen anderen Korridor, und das noch vor wenigen Tagen, befand sich jetzt eine Steinmauer. Eine der neuen Frauen streckte ihre zitternde Hand aus und berührte sie, überzeugte sich davon, dass sie echt war.
    »Wir sind eingeschlossen worden«, flüsterte sie. Blankes Entsetzen überkam uns, und meine Kopfhaut prickelte. »Es gibt keinen Weg nach draußen.«
     
    Wir kehrten in unsere Gewölbekammer zurück und schlossen die Tür. Es fühlte sich irgendwie sicherer

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