Im Bann des Feuers Drachen2
wimmelnder Insekten.
Die Reise nach Fwendar ki Bol wurde rasch zur Routine. Auch wenn jede Landung und jeder Start aufregend war, machten die Reittiere ein ums andere Mal der Stalldomäne von Brutstätte Re Ehre. Sie waren beherzte, sehr disziplinierte Drachen, und auch wenn sich der ein oder andere gelegentlich eigensinnig und gereizt verhielt, kontrollierten die Bayen und Veteranen sie mit wundersamer Geschicklichkeit. Falls einer sein Tier jedoch gar nicht zur Vernunft bringen konnte, machte dies der Drachenmeister; mit Geschick, Willenskraft, Djimbi-Flüchen und unbändiger Kraft. Mein Respekt vor diesem krummbeinigen Schecken wuchs noch mehr.
Der große Bulle benahm sich ebenfalls manierlich, obwohl seine vibrierende Kraft und sein wütendes Trompeten den Eindruck hinterließen, dass er nur seine lauernde Wut zurückhielt. Während des Fluges und auf dem Boden behielt der Bulle seinen Maulkorb aufgesetzt, und jede Nacht schlief er an einen großen Pfosten gebunden, der tief in den Boden eingelassen war. Jede Landestelle wies einen solchen Pfosten auf.
Der Flugweg nach Fwendar ki Bol war vor über anderthalb Jahrhunderten festgelegt worden und wurde seitdem jedes Jahr von allen Brutstätten benutzt, die an dieser Route lagen. Jedes Landefeld wurde jedes Jahr brandgerodet, von Schösslingen und Schlingpflanzen befreit und lag an einem Fluss oder einem kleinen See. Die Schüler errichteten Zelte, welche sich Bayen und Drachenjünger jeden Abend teilten und die sie am Morgen wieder abbauten. Wir anderen schliefen auf dem Boden, zwischen den gefesselten Drachen.
Als Frau, verfluchte Ausgeburt und Novizin, wurde ich ständig gemieden. Nur der Inquisitor blieb in meiner Nähe; so stumm wie Nebel. Man gab mir die gesamte Reise über weder zu essen noch zu trinken, obgleich der Inquisitor aß, was ein Novize ihm brachte. Nicht ein Mal zog der Tempelhenker sein langes Gewand aus oder zeigte sein Gesicht, sondern schob sich stattdessen Speisen und Wasser unter dem weißen Schleier in den Mund, durch einen kaum sichtbaren Schlitz zwischen den Falten, unmittelbar unter der Stelle, wo ich sein Kinn vermutete.
Was ich aß, stahl ich aus dem Futtersack unseres Reittiers. Was ich trank, schlürfte ich aus Flüssen und Seen, auf allen vieren neben den Drachen, wenn der Inquisitor mich mit ihnen jeden Abend zum Tränken führte.
Als unsere Drachen schließlich Fwendar ki Bol erreichten, fühlte ich mich schwach, benommen und fast orientierungslos durch die Anstrengungen der Reise und den Mangel an Speise und Trank.
Fwendar ki Bol, das Dorf der Eier, liegt einen halben Tagesflug vor den Außenbezirken von Liru, Malacars Hauptstadt. Umgeben von Sesalfeldern, Obstplantagen und Weinbergen, ist diese ausgedehnte Ortschaft die Heimat von Malacars Nashvenirs oder Bruthöfen.
Nashvenir Re ist ein wundervoller Ort, der sich eines Weinbergs rühmt, einer Obstplantage, die dreimal im Jahr Früchte trägt, und eines Melonenfeldes; ich konnte nichts davon bewundern, weil ich vollkommen ausgelaugt war.
Jede Brutstätte, die etwas auf sich hält, besitzt einen Nashvenir, und die sich das nicht leisten konnten, mieteten einen Teil der Nashvenirs einer wohlhabenderer Brutstätte. In diesen Bruthöfen hielten die Brutstätten die besten jener nicht beschnittenen Drachenkühe, die jedes Jahr in der Arena von einem Bullen gedeckt wurden. Diese Brutdrachen oder Onahmes, wie sie in der Sprache des Imperators genannt wurden, legten exakt zweiundneunzig Tage nach ihrer Befruchtung in der Arena ihre Eier. Welche in Inkubationskarren zu den Brutstätten gebracht wurden, wo die Drachen entweder das Schicksal einer Schwingen-, Zungen-und Giftsackamputation und danach ein Leben in den Brutställen erwartete oder aber der Dienst an einer anderen Stelle auf dem jeweiligen Drachensitz. Ein paar glückliche Drachenjungen behielten ihre Schwingen, Zungen und Giftsäcke und kamen in die Stallungen eines Drachenmeisters.
In Nashvenir Re waren siebzig Onahmes untergebracht. Im Schnitt legte jede Onahme jährlich sechs befruchtete Eier. Bis auf die Klaue voll, die verkauft wurden, und ein oder zwei, welche die Stallungen des Nashvenir auffüllten, wurde der größte Teil dieser vierhundertzwanzig befruchteten Eier nach Brut Re transportiert, um die Herde Res zu vergrößern. Angesichts der vierzig Jahre Lebenserwartung, die ein Brutdrache hatte, und abzüglich der wenigen Jungen, die in den Inkubationskarren vor dem Schlüpfen starben, sicherte ein
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