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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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von Drachengift in die Nase stieg. Ich fuhr vor Schreck zusammen, ließ die Hände von meinem Gesicht gleiten und zuckte beim Anblick des Drachenmeisters zurück, der unmittelbar neben meiner Hängematte stand. Er hielt einen gefüllten Trinkkürbis in den Händen.
    Er sagte kein Wort. Das musste er auch nicht. Der zitronige Duft des schäumenden Getränks war beredt genug. Er hielt mir den Trinkkürbis hin, als wäre er eine zerbrechliche Glasschale.
    Ich schüttelte den Kopf. Der Schmerz von der gestrigen Anstrengung lief mir wie heißes Öl den Hals und die Schultern hinab.
    Der Drachenmeister hielt mir den Kürbis erneut hin.
    Mein Herz schlug etwas schneller.
    »Nein«, hauchte ich, während ich den Blick seiner blutunterlaufenen Augen erwiderte.
    »Nein«, wiederholte ich flüsternd, als er sich nicht von der Stelle rührte, aber es lag keine Überzeugungskraft in meiner Stimme, gar keine. Stattdessen lief mir der Speichel im Mund zusammen.
    »Nein«, stieß ich ein drittes Mal heiser hervor. Zur Antwort hielt der Drachenmeister den Kürbis an meinen Mund.
    Ich trank.
     
    Mit Hilfe des Giftes, das durch meine Adern sang, hatte ich das Dach für meine Latrine gezimmert, noch bevor die Sonne ihren Zenit erreicht hatte.
    Der Schild des Gifts befreite mich einstweilen von der Fessel des Willens meiner Mutter, löschte meine Schmerzen sowie meine Zweifel aus.
    Ich trat zurück und betrachtete stolz mein Werk. Die Latrine würde ihren Zweck ausgezeichnet erfüllen, auch wenn sie sich sehr stark nach links neigte und statt einer Tür nur ein Schlupfloch in Kniehöhe aufwies. Was dieser bescheidene Verschlag jetzt noch benötigte, war die monatliche Läuterung durch einen Drachenjünger.
    Ein grün-violetter Schimmer unter dem Überhang des Dachs erregte meine Aufmerksamkeit. Ich legte schützend die Hand über die Augen und betrachtete das Ding genauer.
    Es war eine Dartanfen.
    Diese Spinnen wurden als Glücksbringer betrachtet, als Zeichen der Gunst des Reinen Drachen, denn sie wiesen dieselbe Farbe auf wie ein Drachenbulle. Ich grinste albern, als die Spinne im Schatten des geneigten Dachs ihre feinen Seidenfäden spann.
    »Du wirst schwerlich lernen, Re zu dienen, wenn du wie ein Narr herumlungerst«, knurrte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und begegnete dem Blick des Drachenmeisters. Sein kahler Schädel glänzte in der glühenden Sonne, und einen Moment wirkte seine Glatze wie eine von Moos bewachsene Walnuss auf mich, was gewiss der Wirkung des Giftes zuzuschreiben war.
    »Glaubst du, ich hätte den Tempel verärgert, damit du in meinen Stallungen herumstehst und Arachniden angaffst? Dafür habe ich die letzten Tage nicht mit dem Ranreeb über alte Schriftrollen gestritten und mich mit Tempelnarren herumgeschlagen!« Er deutete mit einem schwieligen Daumen nach Osten. »Mach dich auf den Weg zum Vebalu-Feld, zu den anderen Schülern, sonst setzt es Peitschenhiebe für deine Faulheit!«
    Ich blähte meine Nasenflügel. Unglücklicherweise förderte das Gift meinen Jähzorn, immer, so auch jetzt.
    »Der Tempel kann mir meinen rechtmäßigen Anspruch nicht verweigern, Re zu dienen!«, brauste ich auf. »Die Schriftrolle des Rechtshäuptigen Kranichs erklärt eindeutig, dass jeder, der von einem heiligen Messer gereinigt und von einem vom Tempel eingesetzten Drachenmeister gekürt wurde, einem Bullen dienen darf.«
    »Ich brauche keine Belehrung über das, was die Schriftrolle sagt, Mädchen. Was in den Schriftrollen geschrieben steht und was in Malacar tatsächlich geschieht, sind häufig sehr verschiedene Dinge!«
    »Der Tempel kann mir diese Stellung nicht verweigern. Er darf es einfach nicht!«
    Das Gesicht des Drachenmeisters lief braunrot an, als er sich bemühte, seinen Zorn zu beherrschen. In dem Moment fiel mir ein, wie schmal der Grat war, auf dem er zwischen Wahnsinn und Verstand balancierte, nachdem er all die Jahre dem Gift ausgesetzt gewesen war.
    »Aber ich bin sicher, dass Eure klugen Argumente selbst die trübsten Hirne des Tempels zu meinen Gunsten haben umstimmen können«, fuhr ich hastig fort, um ihn zu besänftigen.
    Er klapperte mit den Zähnen wie eine aufgeregte Katze, kurz bevor sie sich auf einen Vogel stürzt, dann lief ein Schauer durch seinen Körper, und er zuckte einmal fast krampfhaft mit den Schultern.
    »Wir werden sehen, ob es mir gelungen ist oder nicht«, stieß er barsch hervor. »Jetzt jedoch ist das nicht von Belang.« Er grinste wie ein Wahnsinniger. »Gestern Nacht

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