Im Bann des Feuers Drachen2
hat es einen Aufstand gegeben. Mehrere Weiler der Verlorenen haben sich zusammengerottet und Brutstätte Maht angegriffen. Der Ranreeb ist heute Morgen ausgeflogen, um die Rebellion niederzuschlagen.«
»Also bin ich in Sicherheit!«
»Sicherheit, pah! Falls du nicht fleißig lernst, damit du die Arena dieses Jahr überlebst, bist du alles andere als das. Re wird dich mit einem Zucken seiner Klaue ausweiden.«
»Ihr schickt mich doch nicht in die Arena, bevor ich so weit bin!«, rief ich angsterfüllt.
»Sag mir nicht, was ich tun kann und was nicht! Es gibt Regeln, der Tempel herrscht über die Arena …«, er geriet vor Wut ins Stocken und deutete grob nach Osten, als wollte er mich mit dieser Geste dorthin schleudern. »Und jetzt geh zum Vebalu-Feld und beginne mit deiner Ausbildung. Sofort!«
Ich biss mir auf die Zunge, kehrte ihm den Rücken zu und wollte die Werkzeuge wieder in die Kiste packen.
Als ich mich bückte, um den Deckel anzuheben, schien ein Stück glühende Kohle auf meinen Rücken zu fallen, brannte sich durch den Umhang, den ich trug, und biss in die Haut meiner linken Schulter. Ich schrie auf, sprang hoch und wirbelte herum, in einer einzigen, flüssigen Bewegung. Mir drehte sich alles vor Augen, von dem Gift, und ich schwankte wie ein Betrunkener.
Der Drachenmeister stand vor mir, eine kurze, geflochtene Peitsche in der Hand.
»Jawohl, Komikon!«, brüllte er.
Ich leckte mir die trockenen Lippen. »Jawohl, Komikon!«
»Vergiss das nicht noch einmal!«
»Jawohl, Komikon!«
»Und kehre niemals jemandem den Rücken zu. Niemandem, verstanden? Niemals!«
»Jawohl, Komikon«, antwortete ich. Aber er hatte sich bereits von mir abgewandt und schritt davon.
Ich setzte mich in Bewegung, nach Osten, in die Richtung, in die der Drachenmeister gezeigt hatte, in den angrenzenden Stallhof. Ich sage, ich setzte mich in Bewegung, doch es fühlte sich an, als würde ich treiben, so leicht bewegten sich meine vom Gift geschmierten Muskeln.
Als ich an den Stallboxen mit den lebhaften Drachen vorbeiging, knurrten mich einige an, während andere mich mit ihren starren, schrägen Augen nur eindringlich ansahen. Die rautenförmigen Membranen am Ende ihrer kurzen, biegsamen Schwänze schlugen rhythmisch gegen den Stein. Tock-tock. Tock-tock.
Erst nach einigen Momenten wurde mir bewusst, dass dieses Geräusch im selben Rhythmus wie mein Herzschlag ertönte, dass der Muskel hinter meinen Rippen im perfekten Gleichklang mit den Muskeln der Drachen schlug, die hinter den Gittern der Stallboxen hockten.
Tock-tock. Tock-tock.
Dieser Gleichklang beunruhigte mich, obwohl ich unter dem Einfluss des Giftes stand. Auf diese Weise wollte ich nicht eins mit den Drachen sein, nicht das Gefühl der Gefangenschaft dieser Drachen tief in meinem Busen erfahren.
Ich hastete weiter, den Blick von den Drachen abgewandt.
Das Vebalu-Feld lag hinter dem Getreidesilo im dritten Stallhof, demselben Silo, hinter dem ich mich an meinem ersten Tag in der Stalldomäne versteckt hatte. Das angestrengte Knurren und die Schreie der Jünglinge dienten mir als Kompass. Kaum tauchte ich auf dem staubigen Übungsfeld auf, als Eierkopf auch schon auf mich zukam.
»Setz dich dorthin!«, brüllte er mir über dem Lärm zu und deutete auf eine Gruppe von Novizen, die am Rand des Feldes auf ihren Fersen hockte. »Und sieh zu!«
Eierkopfs Verhalten sagte mir, dass Ringus ihm nichts von dem Besuch des Geistes letzte Nacht erzählt hatte. Als ich mich zu den Novizen gesellte, suchte ich mit dem Blick das Übungsfeld nach Eidon ab. Da, dort war er, rang mit Dono, während andere Veteranen in Zweiergruppen um sie herum trainierten. Eidon hatte mich nicht gesehen. Noch nicht.
Die Sonne über uns brannte vom Himmel, als hätte sie allem Grünen und Lebendigen Blutfehde geschworen. Der Boden des Übungsfeldes war trocken und rot wie Ziegel, und die Ausrüstungsgegenstände und Geräte waren von einer so dicken rötlich braunen Staubschicht überzogen, dass sie in der Hitze wie glühende Kohlen schimmerten.
Hier also würde ich das Vebalu erlernen, die Übungen, mittels derer sich die Schüler des Drachenmeisters ihre körperliche Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit und den Umgang mit den Waffen für die Arena aneigneten.
Ich hatte etwas Raffinierteres erwartet.
Dann sah ich Ringus. Der schlanke Diener führte eine Gruppe seiner Kameraden durch eine wilde Abfolge von Leibesübungen. Er stand mit dem Rücken zu
Weitere Kostenlose Bücher