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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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der Viagand vollzogen wurden.
    Und obwohl es mir missfiel, dass Prinrut mein Fehlverhalten melden wollte, und ich vor Wut brannte, weil sie unsere gemeinsame Leidenschaft überhaupt ein Fehlverhalten nannte, zwang ich mich, diesen Ärger zu überwinden und weiterzumachen, auch wenn ich es ihr nicht verzieh. Ich musste meinen Zorn überwinden. Denn mein Bedürfnis nach Prinruts Zuneigung war viel größer als mein Groll gegen sie.
    Ich sehnte mich nach Zuneigung. Nach Akzeptanz. Nach einem Gefühl der Zugehörigkeit.
     
    Von da an besuchte Prinrut mich jede Nacht. Sie beantwortete jedoch keine der Fragen, die ich ihr stellte, drehte sich von mir weg, wenn ich meine von der Liebe geschwollenen Lippen an ihr Ohr drückte und ihr meine Frage so leise hineinflüsterte, dass niemand sie hören konnte. Nach einigen Nächten hörte ich auf, ihr Fragen zu stellen. Ihr hartnäckiges Schweigen ärgerte mich und machte sie traurig, und ich wollte ihre Gesellschaft nicht verlieren. Nein. Wären unsere Intimität und der Gifttrank nicht gewesen, den mir der Eunuch jeden Abend verabreichte, hätte ich mich längst dem Wahnsinn der Verzweiflung anheimgegeben.
    Nach unserem ersten Mal jedoch war ich klüger geworden: ich weigerte mich schlichtweg, Prinrut das Recht zu geben, ein Fehlverhalten meinerseits zu melden. Wir einigten uns flüsternd darauf, dass wir uns jeden Morgen gegenseitig melden würden. Nach den ersten Malen gelang es mir, mir einzureden, dass die Eintragungen in dem Buch des fetten Eunuchen keine große Bedeutung hatten.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ohne nachzudenken so weitergemacht hätte, gehorsam den Gifttrunk geschluckt und mich mit Prinrut vergnügt hätte, wenn der fette Eunuch mir nicht eines Abends den Trunk verweigert hätte.
    Ich starrte ihn an, der Panik nahe. Wir waren gerade nach einem aufgezwungenen Abendessen von den Latrinen zurückgekehrt. Statt jedoch zu meiner Nische zu watscheln und mir den Gifttrunk zu reichen, war er stehengeblieben, hatte in die Hände geklatscht und eine Ankündigung gemacht.
    »Der Rest der Viagand kehrt in zwei Tagen von den Erholungsnischen zurück. Sorgt dafür, dass ihr bei ihrer Rückkehr gut erholt seid.«
    Die Frauen um mich herum versteiften sich. Prinrut keuchte. Ihre Augen wurden glasig, und ihre Glieder wurden starr. Ihr Gesicht zeigte sofort den schlaffen, leeren Ausdruck der Katatonie.
    Der Eunuch schnalzte gereizt mit der Zunge. »Großmutter, sorg dafür, dass sie morgen früh wieder zu sich kommt, hm?«
    Großmutter murmelte gehorsam ihre Zustimmung. Der Eunuch wandte sich zum Gehen.
    Ich trat vor, streckte eine Hand aus. »Mein Gifttrunk?«
    Erneut schnalzte er mit der Zunge. »Naji, werde nicht lästig!«
    »Bringt Ihr ihn später?«
    Er runzelte die Stirn. »Du gehst, du isst, du bist wieder ziemlich gesund. Du hast dich von der Vorbereitungszelle sehr gut erholt. Du brauchst den Trank nicht mehr.«
    »Aber …«
    »Ein Tadel für dich wegen Aufsässigkeit!«, rief er, zog den Folianten unter seinem schlaffen Bizeps hervor und blätterte ihn eifrig durch.
    »Ich beanspruche die Pflicht, ihr Fehlverhalten zu melden!«, sagte Kabdekazonvia.
    »Du!«, fauchte der Eunuch sie an. »Ich werde meine Tinte nicht damit verschwenden, dir einen Vorteil aus Najis Unverschämtheit zu gewähren. Du hast jetzt seit drei Tagen nichts gegessen. Nichts! Dummes Mädchen, dummes, eigensinniges Mädchen!«
    Kabdekazonvia starrte zu Boden; ihre hängenden Schultern schienen fast von ihrem Oberkörper zu schmelzen.
    Der Eunuch kratzte gereizt mit seinem Federkiel in dem Folianten herum, klappte ihn zusammen und schob ihn wieder unter seinen Arm.
    »Guten Abend, Mädchen«, sagte er affektiert und riss die Tür der Gewölbekammer auf.
    Ich erhaschte einen Blick auf die beiden Wächter; einer der Männer erwiderte meinen Blick und leckte sich lüstern die Lippen. Der Eunuch schloss die Tür hinter sich, und ich erschauerte.
    »Naji, Misutvia«, sagte Großmutter müde. »Tragt Prinrut zu ihrer Nische.«
    Wir gehorchten, schlangen jede einen Arm Prinruts um unsere Schultern und zerrten sie vorwärts. Ich vermied es, ihrem leeren Blick zu begegnen, verdrängte, wie sehr mich die kühle Steifheit ihres Armes um meinen Hals an den leichenstarren Arm einer Toten erinnerte.
    Unter Anwendung von Gewalt gelang es Misutvia und mir, Prinrut in ihre Nische zu schieben. Ich hockte mich vor den Eingang auf die Fersen, wie paralysiert von ihren glasigen Augen und ihrem leeren Gesicht. Ich

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