Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
ich sie schlagen, sie schütteln, sie aus ihrer Apathie aufrütteln. Ich tat jedoch nichts dergleichen, sondern informierte stattdessen Großmutter, dass Kabdekazonvia nicht mehr lebte.
    Als der fette Eunuch von Kabdekazonvias Ableben erfuhr, bekam er einen beeindruckenden Tobsuchtsanfall, schleuderte wüste Beschimpfung und Kissen gegen uns, heulte, schlug sich an die Brust und rannte in der Gewölbekammer im Kreis herum, als wäre er verrückt geworden. Dann stürzte er sich auf Sutkabde, die schlechteste Esserin unter uns, jetzt, nach Kabdekazonvias Verscheiden, und stopfte ihr ein Stück Gebäck nach dem anderen in den Schlund, bis sie blau anlief und ohnmächtig wurde. Er zerrte die Bewusstlose zu den Wassereimern an der Tür und hielt ihren Kopf hinein, um sie aus ihrer Betäubung zu reißen.
    Gurgelnd kam sie zu sich und erbrach sämtliche Nahrung, die er ihr aufgezwungen hatte.
    Er schleppte sie zu dem Tablett mit dem Gebäck zurück und zwang ihr mit gnadenloser Entschlossenheit noch eine Klaue voll Gebäckstücke in den Mund.
    Wir anderen lösten uns aus Furcht in Luft auf, standen vollkommen regungslos das. Prinrut fiel wieder in ihre katatonische Starre.
    In dieser Nacht konnte ich Prinrut nicht aufwecken, so häufig ich sie auch aufsuchte, wie sehr ich sie auch anflehte, sie schüttelte, sie verfluchte oder anschrie. Prinrut blieb starr und mit blicklos aufgerissenen Augen in ihrer Nische liegen. Schließlich kamen die Eunuchen.
    »In die Vorbereitungszelle mit ihr«, befahl der fette Eunuch und wedelte mit den Händen, als wollte er einen räudigen Köter verscheuchen. Der junge Eunuch kniete sich hin und krabbelte in ihre Nische, um sie herauszuzerren. Er erinnerte mich an einen Mistkäfer.
    Ich trat stolpernd einen Schritt vor, um zu protestieren. Misutvia hielt mich am Arm fest und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Lass sie gehen, Naji.« Sie bewegte kaum die Lippen, und ihre Stimme war beinahe nicht zu hören. »Wenn sie es will.«
    »Aber …«
    »Lass sie los.«
    Ich konnte nicht mit ansehen, wie der trippelnde Eunuch und der Junge Prinrut aus der Viagand schleppten. Ich kehrte dem leisen Schleifen von Prinruts nackten Füßen über den Steinboden den Rücken und starrte auf eine Wand.
    Ich sah sie nie wieder.
     
    Gegen Mittag erwachte ich aus einem rastlosen, kalten Schlaf. Ich hatte ständig von dem in einen Kokon gehüllten Geist meiner Mutter geträumt, der sich in meinem Bauch wand. Lärm hatte mich geweckt, Geräusche von Betriebsamkeit. Ich kroch aus meiner Nische, richtete mich steif auf und schlurfte aus dem Schatten, als sechs mir nicht bekannte Frauen in die Gewölbekammer der Viagand stolperten. Sie stanken förmlich nach Gift.
    Sie blieben eine Weile schwankend und benommen in der Mitte des Raums stehen. Wie von einem unsichtbaren Signal geleitet, stolperten sie dann in verschiedene Richtungen davon, gingen zu den Nischen, die sie offenbar zuvor belegt hatten. Eine Frau näherte sich mir und richtete den Blick ihrer blutunterlaufenen Augen auf meine Nische. Ich trat zur Seite und sah zu, wie sie hineinkroch.
    Ich atmete tief den intensiven, zitronigen Duft des Giftes ein, den sie verströmte. Großmutter trat zu mir.
    »Wir werden nach dem Mittagsmahl zum Badehaus geführt«, sagte sie tonlos.
    Es überlief mich kalt. Badehaus? Sollte ich es wagen, die Frage zu stellen, warum wir dorthin geführt wurden? Besser nicht, nein.
    »Warum?« Ich spannte mich an, in Erwartung, dass sie meine Frage als anmaßend und von daher zu einem Fehlverhalten erklärte.
    Stattdessen jedoch erwiderte Großmutter nur: »Um gewaschen zu werden.«
    Ich beließ es dabei, obwohl ich wusste, dass sehr bald etwas Schreckliches passieren würde. Etwas, dem ich nur durch den Tod entkommen konnte.
     
    Beim Mittagsmahl leisteten uns die sechs Frauen Gesellschaft, die in die Viagand zurückgekehrt waren. Als der fette Eunuch sie rief, krochen sie aus ihren Grotten. Einige schleppten sich auf ihren Ellbogen vorwärts, sahen aus wie Salamander, die auf ihren Bäuchen über den Boden eines ausgetrockneten Teichs krochen. Auf Großmutters Geheiß halfen wir den sechs auf die Kissen. Die Haut der Frau, deren Arm ich hielt, sah aus wie Eiweiß und fühlte sich an wie Gelatine. Der Geruch des Gifts strömte aus ihren Poren, als wäre sie bis zum Rand mit Drachengift angefüllt.
    Die sechs verweigerten ausnahmslos selbst den kleinsten Bissen Nahrung. Ich erwartete, dass der fette Eunuch vor Wut einen Schlaganfall

Weitere Kostenlose Bücher