Im Bann des italienischen Millionaers
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Allein bei der Erinnerung stieg heiße Wut in ihr auf. Aber das würde sie Ben nicht zeigen. Zärtlich zauste sie das glänzende braune Haar ihres Lieblings. Damiano wusste nicht, dass jener heiße italienische Sommer einen so besonderen kleinen Menschen hervorgebracht hatte. Ebenso wenig ahnte Benito Singleman, dass einer der reichsten und einflussreichsten Männer Italiens sein Daddy war. Bisher hatte der Kleine noch keine peinlichen Fragen gestellt. Doch irgendwann würde er es tun. Und irgendwann würde sie ihm von seinem Vater erzählen müssen. Aber im Moment noch nicht.
„Komm, mein Schatz“, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln und führte ihren Sohn zum Auto.
Obwohl Ben sonst immer durchschlief, hatte er in den folgenden Nächten ebenso viele Albträume wie Riva selbst. In der Nacht vor ihrem nächsten Meeting mit Damiano weckte er sie beinahe stündlich. Als dann am Morgen der Wecker klingelte, fühlte sie sich, als habe sie überhaupt nicht geschlafen.
Hastig zog sie sich an und machte Frühstück. Heute brauchte es ihre ganze Überredungskunst, Ben aus dem Bett zu kriegen. Es fiel ihr schwer, ihr müdes Kind aus dem Schlaf zu reißen. Aber sie konnte es sich nicht erlauben, bei der Arbeit zu fehlen!
„Kann sein, dass er heute ein bisschen quengelig ist“, warnte sie Kate schon einmal vor. Ihre Schuldgefühle verzehnfachten sich, als der Kleine beim Abschied zu weinen anfing.
Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um und rief beschwichtigend: „Ist ja schon gut, Ben. Der Tag geht ganz schnell vorbei, und dann ist Mami wieder da.“
Doch wem machte sie hier eigentlich etwas vor? Ob er nun wie gewöhnlich gern in den Kindergarten ging oder bei ihr bleiben wollte wie heute – Rivas Arbeitstage waren lang. Dass sie ihrem Sohn wenigstens eine Kindheit ohne finanzielle Not bieten konnte, war ihr einziger Trost.
Hatte sie ihm eigentlich die warme Jacke mitgegeben? Anscheinend schon, sie lag nicht auf dem Rücksitz. Und die Müsliriegel, die er so gern mochte? Seit ihrer letzten Begegnung mit Damiano war sie in Gedanken oft nicht bei der Sache, wenn sie etwas tat. Armer Ben! Jetzt musste er auch noch unter einer zerstreuten Mutter leiden!
Als sie endlich beim Kutschenhaus eintraf, war sie schon ziemlich erschöpft. Aber wenigstens nicht zu spät!
„Kurze Nacht gehabt?“, begrüßte Damiano sie mit einem flüchtigen Blick über den Rand seines Laptops.
„Das könnte man so sagen.“ Hoffentlich fing er jetzt nicht wieder von irgendwelchen romantischen Rendezvous an! Das fehlte ihr gerade noch!
Er sah natürlich aus, als wäre er gerade einem Modekatalog entsprungen. Der hellgraue Maßanzug, das weiße Hemd und die silberfarbene Krawatte waren perfekt aufeinander abgestimmt. Sie selbst hatte kaum Zeit gehabt, sich zu stylen. Ein bisschen Gel ins Haar, etwas Mascara – mehr war in der Eile nicht möglich gewesen.
„Und? Hat es sich wenigstens gelohnt?“
Ärgerlich presste sie die Lippen zusammen, um nichts Unhöfliches zu sagen. „Außer meinem aktuellen Liebesleben scheint dich ja nicht viel zu beschäftigen!“ Diesen Kommentar konnte sie sich trotz allem nicht verkneifen.
Grinsend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. „Jedenfalls nicht in deiner Anwesenheit …“ Er ließ einen vielsagenden Blick über ihre schwarzseidene Tunika und den engen schwarzen Rock gleiten. „Ich muss gestehen, dass meine Konzentration in deiner Nähe empfindlich gestört ist, cara .“
Sie spürte, wie sie unter seinen Blicken errötete, und ärgerte sich darüber. „Könntest du wohl auf diesen heuchlerischen Kosenamen verzichten? Geht das?“
Er lachte spöttisch. „Ah, ja. Ich vergaß, wie viel Wert du darauf legst, immer die Wahrheit zu sagen.“
Wortlos stellte sie ihre Tasche auf den Tisch und kramte die für das Meeting vorbereiteten Entwürfen hervor.
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“, hakte er nach. „Hat es sich gelohnt, deinen Schönheitsschlaf zu opfern?“
„Ja, es war eine fantastische Nacht!“, rief sie wütend. Gott, wie sie seine Sticheleien hasste! Wie sie ihn hasste! Und dass sie sich Sorgen um Ben machte, trug auch nicht gerade zur Verbesserung ihrer Stimmung bei.
Prüfend beobachtete Damiano sie aus dem Augenwinkel. Ihre Antwort hatte ihm überhaupt nicht gefallen. Aber es geschah ihm ganz recht. Was ging ihn ihr Liebesleben an?
War er etwa eifersüchtig? Nein! Nicht einmal annähernd beschrieb das Wort seine Gefühle für diese Frau,
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