Im Bann des italienischen Millionaers
die es auf sein Vermögen abgesehen und ihn nach Strich und Faden belogen hatte! Trotzdem musste er zugeben, dass sie ihn immer noch faszinierte. Dass er sie immer noch begehrte. Und darum musste er sie haben! In seinem Bett versteht sich.
Aber wer war der Mann, der sie mitten in der Woche die ganze Nacht ausführte? Allein der Gedanke daran, dass ein anderer ihren zierlichen Körper in den Armen hielt, machte ihn rasend. Ob es sich wohl um eine ernste Beziehung handelte? Vielleicht war sie ja deshalb bereit gewesen, sogar ihren Job aufs Spiel zu setzen.
Derartige Überlegungen verbesserten Damianos Laune nicht gerade. „Also, was hast du für heute vorbereitet?“, fragte er und stand auf.
„Das hier“, erwiderte sie und reichte ihm den Hefter mit ihren Entwürfen.“ Ich habe mich bemüht, deine Anregungen einzuarbeiten.“
Eigentlich hätte sie am liebsten im Kindergarten angerufen und nachgefragt, wie es Ben ging, aber durch die dicken Wände des alten Gebäudes war der Empfang furchtbar schlecht. Und sie würde auf keinen Fall Damiano bitten, das Festnetztelefon benutzen zu dürfen! Dann fand er am Ende noch heraus, dass sie ein Kind hatte. Oder schlimmer: dass er ein Kind hatte!
„Ich habe ein paar mehr Lichtquellen vorgesehen, damit der Raum weniger düster wirkt“, erklärte sie mechanisch, während er in den Unterlagen blätterte. „Aber ich werde noch ein paar Messungen vornehmen müssen, ehe ich weiß, wo sie anzubringen sind.“
„Tu, was du für richtig hältst“, sagte er mit einem Blick auf die Uhr. „Ich muss jetzt los.“
Als das Motorengeräusch seines Wagens verhallt war, schnappte Riva ihr Handy und rannte in den sonnenbeschienenen Hof hinaus.
„Er ist allerbester Laune“, berichtete die Kindergärtnerin. „Bis vor Kurzem hat er Knetfiguren gebastelt, und jetzt halten alle Kinder Mittagsschlaf.“
Gott sei Dank! Erleichtert machte Riva sich wieder an die Arbeit, bis ihr knurrender Magen sie darauf hinwies, dass sie noch nichts zu Mittag gegessen hatte. Also angelte sie ihr Thunfischsandwich und eine Apfelsine aus der Tasche und ging nach draußen. Bei dem schönen Wetter wollte sie ihre Mittagspause lieber im Freien verbringen.
Entspannt setzte sie sich unter einen Baum und lehnte sich an den Stamm. Wie schön, dass es Ben gut ging! Was wohl Damiano sagen würde, wenn er herausfände, dass er einen Sohn hatte?
„Erzähl es ihm“, hatte Chelsea sie immer wieder gedrängt. Ihre Mutter war damals weitaus verständnisvoller gewesen als sie selbst. Ja, Ben war Damianos Sohn – aber das änderte nichts daran, dass dieser Mann Chelseas Lebensglück zerstört hatte! Warum also sollte sie ein schlechtes Gewissen haben, dass sie ihm sein Kind vorenthielt? Sie und Ben brauchten ihn nicht. Sie waren glücklich und zufrieden miteinander, und sie würde alles daransetzen, dass das so blieb!
Auf einmal fiel ein Schatten auf sie. Verwirrt blickte sie nach oben in das Geäst des Baumes. Doch anstatt des erwarteten grünen Blätterdachs sah sie nur Finsternis und nackte dürre Zweige, die sich wie Krallen nach ihr ausstreckten. Die nach ihr zu greifen und ihr alles zu entreißen drohten, was sie liebte.
Ben!
Zitternd fuhr sie in die Höhe.
„Ruhig, cara. “ Eine starke Hand legte sich beschwichtigend auf ihre Schulter. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“
Nur ein Traum! „Ich … ich muss eingenickt sein“, stotterte sie verlegen. „Oh, nein! Es tut mir schrecklich leid!“ Was würde er jetzt von ihr denken? Ein scharfer Schmerz hämmerte in ihrer rechten Schläfe. Kein Wunder, dass sie müde und übernächtigt war. Die letzte Nacht hatte sie ja kaum eine Minute Ruhe gehabt. Aber er glaubte am Ende, dass sie sich immer faul in die Sonne legte, sowie er ihr den Rücken zukehrte.
„Keine Sorge, ich bin kein Sklaventreiber“, erwiderte er mit einem Blick auf die Überreste ihres Sandwiches und die Orangenschalen. Dann hielt er ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
Sie ignorierte die freundliche Geste, sammelte die Reste ihres Mittagessens ein und stand ohne seine Hilfe auf. Auch ohne dass er sie berührte, klopfte ihr Herz zum Zerbersten. Seit ihrem ersten Treffen war sie völlig neben sich gewesen. Vermutlich kam Ben deshalb nachts nicht zur Ruhe. Er war ein Spiegel ihrer eigenen Ruhelosigkeit. Und jetzt auch noch dieser Albtraum!
Unwillkürlich blickte sie nach oben, um zu sehen, ob der Baum noch alle Blätter hatte. Die Nachmittagssonne blinzelte durch das satte Grün
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