Im Bann Des Jaegers
normales Leben führen können, stimmt’s?
Kane strich ihr nur ein einziges Mal über das Haar und streckte dann seine Arme nach dem Baby aus. Er wird in Sicherheit, glücklich und vorbereitet sein, Rose. Es ist unsere Sache, eine neue Form von Normalität für ihn zu erschaffen.
Er hat den Unterschied an Javier wahrgenommen, und er bemerkt jetzt schon jede Veränderung an uns allen. Sie hätte am liebsten um sie alle geweint. Das war es nicht, was sie sich für ihren Sohn wünschte. Sie wollte, dass es ihrem kleinen Jungen freistand, mit anderen zu spielen und zu lachen, und dass er nicht das Leben haben würde, das sie gekannt hatte – denn sie hatte schon, als sie laufen lernte, für ein Leben voller Kriege trainiert.
»Das ist unser Leben«, sagte Kane laut. »Das ist sein Leben. Er wird einen Spielplatz haben, und er wird eine glückliche Kindheit haben. Er wird einfach nur von klein an wissen, was auch wir, seine Familie, schon sehr früh wussten – dass er anders ist und dass er anders leben muss. Anders heißt nicht zwangsläufig schlechter, Rose, es heißt einfach nur anders.«
Sie nickte und schluckte schwer, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war, und sie blinzelte mehrfach schnell hintereinander gegen den Glanz der Tränen in ihren Augen an, den die anderen Mitglieder des Teams nicht sehen sollten.
Javier berührte mit zarter Hand Sebastians Kopf. »Er wird in Sicherheit sein, Rose – und er wird sich sehr geliebt fühlen. Wir werden uns um seine Bedürfnisse kümmern, wir alle. Wir werden ihn mit allem versorgen, was er braucht. Du musst es uns nur sagen, und schon hast du alles, verlass dich darauf.«
Sie sah von einem zum anderen. Alle nickten. Ein Teil der Anspannung fiel von ihr ab. Sie lächelte unwillkürlich. Schon während sie es ihr beteuerten, brachten sie Waffen in ihren Kleidungsstücken unter und machten sich bereit für den Kampf. Auf jeder Etage schien es ein Waffenarsenal zu geben, verborgen natürlich, aber mit so ziemlich jeder Waffe, die sie brauchen könnten. Sie wusste, dass sie außerhalb des Hauses grundsätzlich bewaffnet waren und wahrscheinlich auch im Haus.
»Kommst du klar?«, fragte Kane.
Sie sahen sie alle an und warteten auf ihre Antwort. Aber nicht etwa, erkannte sie, um es hinter sich zu bringen, sondern weil es ihnen wirklich am Herzen lag und sie bereit waren, alles zu tun, was erforderlich war, damit sie der Zukunft gelassener entgegensah. Sie holte tief Atem, denn sie wollte sie nicht geringschätzig behandeln, indem sie eine oberflächliche Antwort gab. Kam sie klar? Wahrscheinlich noch nicht, aber sie begann daran zu glauben, dass sie klarkommen würde. Sie konnte die echte Zuneigung sehen, die sie alle einander entgegenbrachten. Darüber hinaus konnte sie jedem Einzelnen von ihnen dieselbe immense Loyalität ansehen, die sie auch zu Kane hingezogen hatte.
»Ich werde klarkommen«, sagte sie aufrichtig. »Ich muss anfangen zu trainieren, um mich als Teil der ganzen Einheit zu fühlen. Das wird mir mehr als alles andere das Gefühl geben dazuzugehören.«
Boss! Ich habe es gefunden. Ich suche trotzdem weiter und sehe mich demonstrativ um. Es ist nämlich eine winzige Kamera, und ich würde wetten, dass uns jemand beobachtet , sagte Gideon triumphierend.
Aus der Ferne oder aus der Nähe? , fragte Javier.
Roses Herz begann heftig zu hämmern. »Das muss Whitney sein, der uns beobachtet. Er will das Baby sehen. Was ist, wenn Eric eine so kleine Kamera in unserem Stockwerk untergebracht hat? Er ist mehrfach dort gewesen. Er hätte es problemlos tun können.«
Kane nahm das Baby und schmiegte den kleinen Jungen eng an sich. »Im Moment gibt es für ihn nichts zu sehen, Rose. Sebastian ist kräftiger als die meisten Babys in seinem Alter, aber es ist ganz ausgeschlossen, dass die Kamera die Intelligenz und die Auffassungsgabe einfangen kann, die wir an ihm wahrnehmen. Gideon kann unsere Wohnung durchsuchen. Eric hatte keinen Zutritt zu unserem Schlafzimmer … «
»Natürlich war er dort. Er hat dich nach der Operation täglich untersucht«, entgegnete Rose. »Ich habe nicht zugelassen, dass er Sebastian untersucht, aber er war da.«
Gideon, ich schicke Javier. Er wird die Kamera so unauffällig wie möglich untersuchen, um sich ein Bild von ihrer Reichweite zu machen, und dann begeben wir uns auf die Suche nach Whitney. Du wirst Kanes ganze Wohnung nach möglichen Kameras absuchen müssen.
Gideon stöhnte. Die hier zu finden war schon schwierig
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