Im Bann Des Jaegers
war irgendetwas nicht ganz richtig. Er sah sich noch einmal sorgfältig um und stellte sicher, dass sich der Feind immer noch von dem Unterschlupf entfernte, ehe er seine Hand hob und die Luft sanft in Bewegung brachte, damit der Sand seine Spuren verdeckte. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dem Wüstengras, in dem er sich verborgen hatte. Als er zu seiner Zufriedenheit feststellte, dass die Gegend einer näheren Untersuchung standhalten würde, öffnete Kane die Tür und betrat das Haus. Kaum war er drin, verbarrikadierte er die Tür mit der schweren Metallstange, so dass sie eingeschlossen waren und er sicher sein konnte, dass sich niemand auf diesem Weg hineinschleichen würde. Morgen Abend würde er in einer Entfernung von wenigen Metern um das Haus herum ein paar Fallen stellen, die ihn warnen würden, falls jemand wie Carlson zu nah kam. Er schlich sich tiefer in das Haus und nahm das Ausmaß der Anspannung in seinem Innern erst wahr, als er den angehaltenen Atem ausstieß.
Er kam sich ein bisschen vor wie eine Ratte, die in einer Falle sitzt. Ihm war offenes Gelände lieber, das ihm Raum zum Manövrieren gab. Draußen, wo er den Feind leicht abknallen konnte, wäre er Rose eine größere Hilfe als hier drinnen. Plötzlich wurde ihm etwas klar. Diego Jimenez wäre es genauso gegangen wie ihm. Wie war es ihm gelungen, sich hier zu entspannen, obwohl er wusste, dass man Jagd auf ihn machte? Hatte er sich ausschließlich auf den Umstand verlassen, dass sein Versteck nicht leicht zu finden war? Kane konnte nicht glauben, dass Jimenez so gedacht hätte.
Es musste ein Warnsystem geben. Rose und er hatten es übersehen. Aus Bewegungsmeldern konnte das System nicht bestehen; Jimenez hätte nicht gewollt, dass jemand, der das Haus noch gar nicht entdeckt hatte, durch plötzlich angehende Lichter darauf aufmerksam gemacht würde. Außerdem hätte das bei Tageslicht nichts genutzt. Kane bewegte sich durch das dunkle Haus zum Schlafzimmer, und auf dem Weg grübelte er über dieses Rätsel nach. In der Tür blieb er abrupt stehen und starrte das leere Bett an. Sein Herzschlag setzte aus, oder zumindest kam es ihm so vor. Ihm wurde schlecht vor Schreck.
Mit wildem Blick wirbelte er hektisch herum und fühlte Panik in sich aufsteigen. War ihm etwas entgangen? Er zog seine Waffe, trat dicht an den Eingang des Tunnels und sah sich nach Anzeichen dafür um, dass jemand ihn benutzt hatte, um ins Haus zu gelangen.
Rose! Sie hatte keinen telepathischen Kontakt zu ihm aufgenommen. Wenn sie in Schwierigkeiten steckte, hätte sie das doch bestimmt getan. Rose, antworte mir, verdammt nochmal. Er stieß jedes Wort einzeln aus, in einem gebieterischen Befehlston. Die Rücksichtslosigkeit war ihm deutlicher anzuhören, als ihm lieb war, doch es kostete ihn Mühe, nicht in Panik zu geraten.
»Ich bin hier drinnen. Ich brauche deine Hilfe.«
Sein Herz begann wieder zu schlagen, doch der Geschmack der Furcht blieb weiterhin in seinem Mund. Er fand sie in der Küche. Sie winkte ihm von einem nahezu unsichtbaren Sims zu, das unter den hohen Fenstern verlief. Direkt unter dem Sims stand ein Stuhl mit hoher Rückenlehne. Offensichtlich war sie auf den Stuhl gestiegen und hatte sich samt Baby auf das Sims gezwängt.
»Was zum Teufel tust du da?«, fuhr er sie an.
Sie reichte ihm ein Gewehr. »Ich erfülle meine Aufgabe.« Sie streckte ihm die Arme entgegen und zuckte zusammen, als ihr Bauch über den Rand des Simses rutschte.
Er nahm sie in seine Arme und trug sie durch das Haus ins Schlafzimmer. Dort widerstand er dem Impuls, sie fallen zu lassen, und setzte sie stattdessen behutsam auf dem Bett ab. »Deine Aufgabe ist es, zu verhindern, dass das Baby zu früh geboren wird, Rose, und nicht, Soldat zu spielen.«
Ihre schokoladenbraunen Augen verfinsterten sich, bis sie beinah schwarz wirkten. »Ich spiele nicht Soldat. Ich bin Soldat. Wir sind ein Team, und ich tue meinen Teil, der darin besteht, dir Rückendeckung zu geben.«
Ihre Augen loderten vor Wut. Er hatte ein heikles Thema angesprochen, daran bestand kein Zweifel, aber er würde keinen Rückzieher machen. Sie war blass. Kleine Schweißperlen sprenkelten ihre Stirn. Sie wiegte sich unwillkürlich vor und zurück, und daran konnte er erkennen, dass sie Schmerzen hatte. Er sah sie finster an. »Du hättest dich ausruhen sollen und dich nicht dadurch in Gefahr bringen dürfen, dass du mir Schutz gibst.«
»Diego hat dafür gesorgt, dass dieses Haus gut zu verteidigen ist. Das
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