Im Bann Des Jaegers
Dummheiten machen. Du bist darauf eingestellt, dass ich dich auszutricksen versuche.«
Das sagte ihm nicht, ob sie immer noch vorhatte zu fliehen, und er würde Mack und den anderen helfen müssen, die Geiseln rauszuholen. Kane seufzte und wechselte das Thema. »Erzähl mir etwas über die Geiseln.«
»Vor etwa einer Woche tauchten hier plötzlich zahlreiche Kartellmitglieder auf. Sie sind nicht gerade schwer zu erkennen, denn sie sind schwer bewaffnet und jagen den anständigen Menschen hier in der Gegend teuflische Angst ein. Es kam zu zwei Morden, abgeschlagenen Köpfen, die allen anderen als Warnung dienen sollten, und die Leichen haben sie zwei Straßen weiter in den Brunnen geworfen. Auf der Straße hieß es, hier stünde eine größere Aktion bevor. Anfangs dachte ich, es ginge um die Abwicklung eines großen Drogendeals, doch dann habe ich die Gefangenen entdeckt. Sie wurden in der Nacht hierhergebracht, in dunklen Geländefahrzeugen mit getönten Scheiben. Ich dachte mir, es seien vielleicht Angehörige einer gegnerischen Bande, doch sowie ich sie sah, eine Frau von etwa fünfunddreißig Jahren und ein kleines Mädchen von etwa zehn, wusste ich, dass das nichts mit einem Drogenkrieg zu tun hatte.«
»Doch. Es geht tatsächlich um einen Drogenkrieg«, korrigierte Kane. » El Presidente führt Krieg gegen die Kartelle, um sein Land zurückzuerobern. Die Kartelle haben zur Vergeltung Anschläge auf Angehörige hochrangiger Regierungsmitglieder verübt. El Presidente hat unseren Präsidenten um Hilfe gebeten. Die Schwester seiner Frau und seine Nichte wurden auf dem Weg zur Kirche entführt. Sämtliche Leibwächter wurden getötet, der Chauffeur ebenfalls. Ihm wurde mitgeteilt, er solle sich geschlagen geben oder er würde den Kopf seiner Schwägerin über die Straße rollen sehen. Als Nächstes käme dann der Kopf seiner Nichte. Er hat ihnen geglaubt.«
»Und er hatte Angst, seinem eigenen Militär oder der Polizei zu trauen«, spekulierte Rose. »Recht hat er. Diese Leute sind bis an die Zähne bewaffnet, mit den modernsten Waffen, Kane. Hier stimmt etwas nicht. Sie stehen kurz vor einer Kriegserklärung.«
»Die Korruption greift hier wild um sich«, stimmte Kane ihr zu. »Jemand würde dem Kartell einen Tipp geben. El Presidente ist ein hochintelligenter Mann. Er weiß, dass sowohl seine Verwaltung als auch sein Militär sowie die Polizeidienststellen von bezahlten Informanten des Kartells infiltriert sind. Er hat unseren Präsidenten um einen persönlichen Gefallen gebeten, und wir haben den Auftrag übernommen. Keiner von uns hat geahnt, dass du die Informantin sein könntest.«
»Ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht, bevor ich es gemeldet habe«, gab Rose zu. Sie senkte den Kopf und war nicht bereit, ihm in die Augen zu sehen. »Es war egoistisch von mir, so lange zu warten, aber ich wusste, dass die Möglichkeit bestand, sie würden ein Schattengängerteam schicken, wenn es sich bei den Geiseln um die Personen handelte, für die ich sie hielt. Es war ein kalkuliertes Risiko, aber ich konnte die Tatsache nicht einfach ignorieren, dass diese Monster sie töten würden. Da sie von einer so großen Zahl von Feinden bewacht werden, erschien es mir zu riskant, selbst einen Rettungsversuch zu unternehmen.«
Sein Herz schlug fest gegen seinen Brustkorb. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, so viel war klar. Seine Rose, die sein Kind austrug, hätte für Fremde ihr Leben riskiert.
»Wir werden sie rausholen, Rose, aber du bleibst hier. Ich will nicht, dass du wieder fortläufst. Du musst dich schonen, und jemand muss sich um dich kümmern, dich versorgen. Das kann ich, und obendrein kann ich dir Sicherheit bieten. Ich will nichts weniger, als dass Whitney dich oder das Baby in die Finger kriegt. Ich weiß nicht, warum du mir genug Vertrauen entgegengebracht hast, um mich als Vater für dein Kind auszuwählen, aber du hast es getan. Jetzt bitte ich dich darum, dieses Vertrauen noch einmal in mich zu setzen. Ich schwöre dir bei meinem Leben, dass ich euch beide beschützen werde.«
Sie hob den Kopf, sah ihm mitten in die Augen und versuchte seinen Gesichtsausdruck zu ergründen. Einen Moment lang hatte er das unbehagliche Gefühl, sie blickte geradewegs in seine Seele, was bei Schattengängern durchaus möglich war. Dort waren Dinge begraben, die besser in der Versenkung blieben. Und Rose sollte sie schon gar nicht sehen. Trotzdem weigerte er sich, seinen Blick abzuwenden, doch er achtete
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