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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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behangen waren. Auf jedem davon war er zu sehen - und ein Mädchen, das Lilith vage bekannt vorkam. So als wäre sie ihm vor langer Zeit einmal begegnet. Die beiden taten Dinge, deren bloßer Anblick genügte, um Lilith ein zitterndes Stöhnen zu entlocken.
    Sie wünschte sich so sehr, jenes Mädchen auf den Bildern zu sein. Und daß sie nicht Bilder blieben - sondern wahr wurden. Daß er all jene Dinge mit ihr tat. Sie sehnte sich nach dem Schmerz, der damit einhergehen mußte, und nach der feurigen Lust, die jeden Schmerz, mochte er noch so schlimm sein, verbrennen würde ...
    Dann erst - und obgleich es mitten im Raum stand - sah Lilith das Bett. Und das Mädchen darin.
    Oder vielmehr das, was aus dem Mädchen geworden war: eine mumienhafte Gestalt. Vertrocknet und ausgelaugt, als hätte etwas ihr mit einem Schlag alle Kraft genommen.
    Und Lilith sah ihn.
    Er trat aus den Schatten hinter dem Bett, streckte die rechte Hand in ihre Richtung, während er mit der linken einen Halbkreis beschrieb, der jene einschloß, die hinter ihm ins Licht traten. Wankende Kreaturen, deren Gesichter in Lilith Erinnerungen weckten, die kaum alt genug waren, um solche zu sein.
    Der Widderköpfige war mit einem unmöglichen Schritt bei ihr, nahm ihre Hand. Sein Maul öffnete sich, gebar Worte, die nicht dafür geschaffen schienen, gesprochen zu werden. Trotzdem verstand Lilith jedes einzelne davon.
    »Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.«
    Die Worte lösten etwas in ihr aus. Öffneten etwas wie ein Gefäß in ihrem Unterbewußtsein, in das alles hineingepfercht worden war, was ihr wirkliches Sein ausmachte. Verbannt und geknebelt, um einem fremdem Willen Platz zu machen. Und nun brach es aus diesem Kerker hervor mit der Gewalt eines Vulkans. Lilith ging in die Knie unter dem Ansturm ihrer eigenen Kraft, die ihren Körper zurückeroberte.
    »NEEEIIIN!!!« Ihr Schrei gellte durch Kilchrenan Castle.
    Sie wollte sich dem Griff des Widderköpfigen entwinden, doch es war zu spät.
    Viel zu spät.
    Er schleuderte Lilith ohne Anstrengung durch den Raum, auf das Bett, geradewegs auf den verdorrten Leib Jennifer Sebrees.
    Und noch in der gleichen Bewegung kam er über sie. Und tat ihr an, was nur noch Schmerz in Lilith weckte.
    Grauenhaften Schmerz, den keine Lust vergessen machte. Und grenzenlosen Ekel.
    *
    Lilith glaubte zu zerreißen. Glaubte, daß etwas ihr Innerstes mit roher Gewalt verheerte.
    Glaubte zu sterben.
    Wünschte es sich sogar, als der Schmerz immer schlimmer wurde.
    Der Widderköpfige war über ihr. Seine starken Arme hielten ihre Handgelenke fest, während sie unter ihrem Rücken den ledrig harten, trockenen Körper des Leichnams spürte, der unter ihrem Gewicht und der Gewalt der Stöße, die ihren Leib durchliefen, nachzugeben begann wie eine leere Hülle. Knirschend und staubend brach er zusammen.
    Lilith versuchte das Dunkle in sich zu entfesseln, die Bestie, die sie normalerweise in geheimen Kerkern ihres Geistes band und nur dann losließ, wenn Kraft und Zerstörung das Gebot der Stunde waren. Wie einen Dämon versuchte Lilith das Vampirische in ihr heraufzubeschwören.
    Vergebens. Es war, als hätte etwas anderes mehr Macht über Li-liths dunklen Teil.
    Weil es ihm verwandt war, mit ihm harmonierte, sich mit ihm verbündet hatte - und an ihm teilhatte.
    Lilith sah hoch, in die glotzenden Augen des Widderschädels. Und darin, in diesen stieren Kugeln, die weit aus ihren Höhlen quollen, las sie etwas wie - Triumph. Und stille Belustigung.
    Der andere spielte mit ihr. Er genoß es, sie zum Narren zu halten, weidete sich an ihrem Leid.
    Und an ihrem Schmerz, den Lilith eisern bezähmte, obschon er sie fast umbrachte. Jede Zelle ihres Körpers schien zu schmerzen unter der Gewalt, die der Widderköpfige in ihr antat.
    Und doch wußte sie, daß dies nur der Anfang war. Daß er Schlimmeres vorhatte. Denn auch das las sie in seinem starren Blick.
    Seine Nüstern blähten sich in stinkendem Atem, der als pestilenzartiger Hauch in Liliths Gesicht fuhr. Ein tiefes Grollen, wie von fernem Donner, stieg in seiner Brust auf.
    Gleich mußte es aus ihm hervorbrechen, zusammen mit ...
    »Genug!«
    Die Stimme schnitt durch den Raum, und etwas in ihr, das mehr ausmachte als ihr Tonfall, zeigte Wirkung.
    Der Widderköpfige hielt inne, wandte den Schädel und zog sich mit einem Aufschrei aus Lilith zurück.
    »Was wagst du ...?« brüllte er dem anderen zu.
    Dem jungen Mann, den Lilith erst jetzt sah. Den

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