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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Hocker neben Clarence Mirvish zu sitzen.
    Shaun McLaughlin zuckte die breiten Schultern. Doch die Gleichgültigkeit, die er damit ausdrücken wollte, erreichte sein rundes Gesicht nicht. Zu hartnäckig nistete die Sorge darin.
    »Was ist los?« fragte Troake mißtrauisch. Seine Hand mit der Tasse blieb auf halbem Weg zwischen Tresen und Mund hängen.
    McLaughlin seufzte und hörte endlich auf, blitzblanke Gläser zu polieren.
    »Clarence war nicht ganz bei sich gestern abend«, sagte er dann.
    »Und?«
    »Er ließ sich nicht davon abbringen, auf den Berg hinaufzusteigen.«
    »Warum das denn?«
    McLaughlin lachte trocken auf. »Suchte Gespenster, der alte Cla-rence.«
    »Gespenster?« echote Troake.
    Der Wirt nickte. »Ja. Glaubte Lichter gesehen zu haben in dem alten Kasten da oben, und wollte der Sache auf den Grund gehen.«
    »Verdammt, der ist irre, in der Nacht da raufzuklettern. Und jetzt ist er nicht da. Mann, McLaughlin, weißt du, was das bedeutet?«
    »Ich weiß, was es heißen könnte«, erwiderte McLaughlin.
    »Wir müssen ihn suchen. Vielleicht liegt Clarence da oben irgendwo, ist vielleicht verletzt .«
    »Wenn er Glück hat«, unkte McLaughlin.
    »Ich werd' mal bei ihm zu Hause vorbeischauen. Vielleicht liegt er ja doch in seiner Koje und ruht sich aus von seiner Nachtwanderung«, erklärte Garry Troake. Er wies auf seine Tasse. »Schreib's an, ja?«
    McLaughlin nickte.
    Troake glitt vom Hocker, doch ehe er sich in Bewegung setzen konnte, um den »Blue Moose« zu verlassen, donnerte draußen ein glänzendes Monstrum die Straße entlang, wie man es in Meat Cove nicht alle Tage sah.
    »Verdammt, was wollen die Südstaatler hier bei uns?« fragte Troa-ke, während er dem auffällig lackierten Truck nachsah, der ein Stück weiter anhielt. Jemand stieg aus, dann wurde das Gespann gewendet und fuhr zurück.
    »Ich frag' mich, was solche Weiber bei uns verloren haben?« meinte Shaun McLaughlin grinsend und wies mit dem Kinn auf die schwarzhaarige Schöne, die aus dem Truck gestiegen war und sich jetzt suchend umsah. Dann verschwand sie aus dem Bereich, der durch die Fensterfront einsehbar war.
    »Scheiße!« McLaughlins Grinsen erlosch wie ausgeknipst. Seine Faust krachte auf den Tresen, daß das Geschirr klapperte.
    »Was?« fragte Troake.
    »Der Bursche, der Langhaarige mit dem schwarzen Mantel!« rief der Wirt wütend und zeigte dorthin, wo eine leere Tasse und ein Teller mit einem zur Hälfte gegessenen Sandwich auf dem Tresen standen. »Der Mistkerl hat nicht bezahlt!«
    Troake schnappte sich im Hinausgehen das halbe Sandwich und winkte McLaughlin damit zu.
    »Schreib's an.«
    *
    Mit ausgebreiteten Schwingen segelte Lilith in die Tiefe. Der Innenhof des Castles schien ihr entgegenzuspringen, doch bevor sie ihn berührte, transformierte sie. In menschlicher Gestalt setzte sie auf, federte die Landung in den Knien ab.
    Der Symbiont floß wie flüssige Schwärze über ihren Körper und hüllte ihn in das, was er selbst offenbar am liebsten war - ein schwarzes, wie zerrissen aussehendes Catsuit.
    Der Ruf, den Lilith in ihren Gedanken hörte, gewann sprunghaft an Intensität. Aus dem bislang lautlosen Locken wurde etwas wie eine flüsternde Stimme, die trotzdem so laut war, daß sie Lilith im allerersten Moment in den Ohren schmerzte.
    Sie brauchte eine Sekunde, um sich daran zu gewöhnen. Dann folgte sie der Richtung, die das Flüstern ihr wies. Hinein in das größte der verfallenen Gebäude. Vorüber an riesenhaften Gesichtern, die von den Wänden zu ihr herabstarrten und deren Augen jeden ihrer Schritte zu beobachten schienen, als sie leichtfüßig die Treppe hinauflief, so zielstrebig, als wäre sie hier zu Hause.
    Und so fühlte sie sich seltsamerweise auch.
    Oben angelangt, wandte sie sich nach rechts. Vorüber an verschlossenen Türen und an einer geöffneten. Die Toten dahinter sah sie wohl, doch sie schenkte ihnen nicht mehr als einen Moment flüchtiger Beachtung. Was zählten sie oder sonst etwas, jetzt, da sie ihm so nahe war - endlich wirklich nahe!
    Vor einer Tür in einem anderen Flur blieb Lilith stehen. So unvermittelt, als wäre der Gang hier zu Ende, obwohl er noch endlos weiterzuführen schien, ehe er sich in grauen Schatten verlor. Sie spürte das heftige Pochen ihres Herzens, hörte das Rauschen ihres dunklen Blutes, als sich ihre Hand auf die Klinke legte und sie niederdrückte.
    Die Tür schwang auf, ohne daß Lilith etwas dazu tun mußte.
    Ihr Blick fiel auf Wände, die mit Bildern

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