Im Bann des Maya-Kalenders
haben früh erkannt, dass sich die Mythen um den auslaufenden Maya-Kalender vorzüglich kommerzialisieren lassen. Rechtzeitig auf den Endzeit-Zug ist auch Hollywood aufgesprungen. Starregisseur Roland Emmerich, Spezialist für Katastrophenfilme (Godzilla, Independence Day, The Day After Tomorrow), nahm sich des Themas an und projizierte die Apokalypse bereits 2009 bildgewaltig auf die Leinwand. Der schlichte, aber zugkräftige Titel 2012 erinnert nicht zufällig an den Maya-Kalender. Roland Emmerich, der auch am Drehbuch mitwirkte, benutzte den Hype um das Jahr 2012 für einen monumentalen Untergangsfilm.
Die Maya sind zwar nicht die Hauptdarsteller in dem Thriller, sie liefern aber die Grundlage für den Plot. In apokalyptischer Manier begehen sie im Film aus Angst vor der drohenden Endzeit Massenselbstmord. Ihre Prophezeiungen und Endzeitszenarien nehmen im Film auch die Regierungen der G8-Länder ernst und lassen im Himalaja heimlich Riesenarchen bauen, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Der Regisseur lässt an geschichtsträchtigen und exponierten Orten der Welt apokalyptische Katastrophen ausbrechen: Tsunamis rollen über Küstenstädte, die Sonne eruptiert, der Erdkern heizt sich auf, die Erdkruste schmilzt, Vulkane brechen aus. Der Petersdom fällt spektakulär zusammen, Paris geht unter, Los Angeles versinkt im Meer, der Yellowstone-Park, unter dem sich tatsächlich eine riesige Magmakammer angesammelt hat, fliegt mit einer gewaltigen Explosion in die Luft.
Der Erfolg gab Hollywood recht, apokalyptische Themen faszinieren auch heute noch weite Bevölkerungskreise. In den ersten vier Tagen spielte der Film die Produktionskosten von 200 Millionen Dollar ein, später knackte er die Milliardengrenze.
Der Film löste in den USA eine mittlere Hysterie aus. »Durch
diesen Film machen sich die Leute ernsthaft Sorgen über ein bevorstehendes Ende der Welt«, erklärte David Morrison, Wissenschaftler beim Astrobiologischen Institut der Nasa, der englischen Zeitung »Guardian«. Die von Sony im Internet verbreitete Marketingkampagne für den Film habe bewusst versucht, eine Art Weltuntergangshysterie zu erzeugen, was ihr auch geglückt sei. Nach Anlaufen des Films wurde die Nasa überschwemmt von Anfragen verängstigter Personen, die wissen wollten, ob es keine Möglichkeit gebe, die Katastrophe zu verhindern. Nasa-Mitarbeiter richteten eine Homepage ein und mussten Überstunden leisten, um die Tausende von Mails und Anrufen zu beantworten.
Auch Ann Martin von der Cornell-Universität im Bundesstaat New York bestätigt, dass viele Menschen Angst vor Untergangszenarien hätten. Die Wissenschaftlerin betreibt auf ihrer Webseite Aufklärung. Schüler meldeten sich, weil sie befürchteten, bald sterben zu müssen, sagte Ann Martin. Eine Mutter schrieb, sie habe Angst, ihre beiden Kinder nicht mehr aufwachsen zu sehen.
Der japanische Tsunami als apokalyptischer Vorbote
Endzeitverkünder suchten schon lange vor dem 21. Dezember 2012 nach Ereignissen, die auf die erwarteten apokalyptischen Katastrophen hinwiesen. Erdbeben und Tsunami vom 11. März 2011 in Japan passten perfekt in ihr Konzept, die apokalyptischen Vorzeichen verdichteten sich in ihren Augen. Die Prophezeiungen der Maya warfen ihre unheilvollen Schatten voraus. Zu den apokalyptischen Ereignissen zählen viele Esoteriker auch den Terrorangriff auf das World Trade Centre in New York City vom 11. September 2001. Ein Fall auch für die Numerologen, die rasch zu rechnen begannen: 11.9.01 plus 10.3.11, ergibt, wenn man Tage, Monate und Jahre einzeln addiert, das ominöse Maya-Datum
vom 21.12.2012. Somit fanden die Anhänger der Numerologie die Endzeit-Befürchtungen bestätigt. Dass der Tsunami am 11. März Japan traf und nicht am 10., wie sie in ihrer Rechnung vorgeben, übersehen sie großzügig.
Anderen Verschwörungstheoretikern und Esoterikern passt es aber perfekt ins Konzept, dass sich die Katastrophe am 11. März ereignete. In ihren Augen fügt sich das Datum nahtlos in eine ganze Reihe gravierender Vorkommnisse: Am 11. September 2001 geschah der Anschlag in New York, am 11. März 2004 die Terrorattacke von Madrid, am 11. März 2009 der Angriff eines Schülers in der deutschen Schule von Winnenden mit 15 Terroropfern, am 11. Januar 2010 das Erdbeben von Haiti und am 11. März 2011 die Katastrophe von Japan. Das ist für sie kein Zufall. Sie übersehen allerdings, dass diese Ereignisse nichts miteinander zu tun haben und zusammenhanglos aus
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