Im Bann des Maya-Kalenders
aber nicht.
Niemand hat bisher den Nostradamus-Code – wenn es denn einen geben sollte – knacken können, seine Vorhersagen bleiben ein Rätsel. Zudem stünde sein prognostizierter Weltkrieg in fundamentalem Widerspruch zu den gängigen Untergangszenarien, die von Polsprüngen, Sonnenstürmen, Naturkatastrophen und einem gefährlichen unbekannten Planeten ausgehen.
Es braucht auch viel Phantasie, um einen Zusammenhang zwischen den Prophezeiungen von Nostradamus und dem Maya-Kalender herzustellen. Die beiden Phänomene haben nichts gemein. Die Absichten der Esoteriker sind klar: Nostradamus soll als beliebter und glaubwürdiger Seher helfen, die Endzeitszenarien der Maya zu untermauern. Außerdem: Wenn sich die Vorhersagen des berühmten französischen Propheten mit denjenigen der Maya überschneiden, stehen die Endzeitzeichen endgültig auf Sturm.
Das kommerzielle Potential, das aktuell vom Maya-Kalender ausgeht, erkannte auch der erfolgreiche amerikanische Autor James Redfield. Der Star unter den Esoterik-Publizisten hat ein feines Gespür für den Zeittrend und die zugkräftigen Themen. Sein Buch Die Prophezeiung von Celestine erreichte die stolze Auflage von 20 Millionen verkauften Exemplaren. Der Bestseller wurde auch verfilmt.
Der Roman handelt von einem geheimen Manuskript, das neun Prophezeiungen enthält. Diese Vorhersagen halten mehrere spirituelle Entwicklungsphasen der Menschheit fest. Der Ich-Erzähler entdeckt auf seiner Reise nach Peru Schritt für Schritt die geheimen Wahrheiten. Das wollen einflussreiche Mächte – von Politikern bis Kirchenoberhäuptern – verhindern. Sie setzen alles daran, dieses Manuskript zu vernichten. Der Haken an der abenteuerlichen Geschichte: Der Leser erfährt die weisen Prophezeiungen nicht, die geheimen Erkenntnisse werden nur umschrieben und bleiben verborgen. Dafür gab es Seminare,
Camps, Anleitungshilfen und Handbücher zu den Vorhersagen, der Kult um das Buch von Redfield führte zu einem esoterischen Wirtschaftszweig.
Im vierten Buch befasst sich Refield mit den Maya. Es trägt das Programm schon im Titel: Die 12. Prophezeiung von Celestine: Jenseits von 2012 . Die Anspielung auf den Maya-Kalender ist offensichtlich. Immerhin weist das jüngste Buch von Redfield über das »Endzeit-Datum« der Maya hinaus: Der Esoterikautor macht nicht auf Endzeithysterie, sondern prophezeit ein Leben nach den Katastrophen. Bei ihm wird die Apokalypse zur Wendezeit.
Die Hauptfigur findet heraus, dass sich die Suche nach der 12. Prophezeiung zu einem Kampf um eine neue Spiritualität entwickelt, die das Überleben der Menschheit sichern soll. Wer die jüngste Vorhersage aufspürt und zu erfüllen vermag, wird angeblich zum Herr über geistige Mächte und kann die Menschheit entweder vernichten oder in eine neue, sanfte Zukunft führen. Es kommt zu einem vernichtenden Kampf zwischen den Fundamentalisten der alten Weltreligionen und einer kleinen Gruppe spirituell ergriffener Personen, die die wahre Botschaft von Celestine verstanden haben und der Menschheit das höhere Bewusstsein bringen wollen.
Wie versteht James Redfield die 12. Prophezeiung oder Erkenntnis? Der Autor verspricht den Lesern eine Spiritualität, die aus den besten Aspekten aller religiösen Traditionen besteht und den Weg zum Frieden weist. Trotz aller gegenwärtigen Schwierigkeiten könne das neue Bewusstsein ansteckend wirken und alle unsere Probleme lösen, verspricht Redfield im Buch. Der Autor verkündet weiter, wir lebten nicht in der Endzeit, sondern stünden an einem neuen Anfang. Die von den Maya prophezeiten neuen Energien würden sich seit dem 8. November 2009 beschleunigen und ihren Höhepunkt nicht am 21. Dezember 2012 erreichen, sondern hätten ihn bereits am 28. Oktober 2011 erreicht. Wie er auf dieses Datum kommt, wird nicht klar.
4. Die Götter steigen vom Himmel
Esoteriker und Untergangspropheten glauben also zu wissen, was die Maya vor 1000, 2000 und 3000 Jahren über die Zukunft der Erde und der Menschheit vorausgesagt haben. Sie sind auch überzeugt, dass die Maya als spirituell hoch entwickeltes Volk treffsicher in die Zukunft schauen konnten. Fragt man sie aber nach den Grundlagen ihrer Erkenntnisse und Überzeugungen, werden sie wortkarg. Denn die Wenigsten haben sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Maya-Kultur auseinandergesetzt.
In Wirklichkeit haben uns die Maya keine näheren Informationen über das Jahr 2012 hinterlassen. Alle Aussagen über die Endzeit- oder
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