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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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schien noch größer zu werden.
    »Aha, ›abscheulich‹ bin ich also?«, stieß er fast knurrend hervor. »Dürfte ich Sie freundlicherweise daran erinnern, wer Sie mitgenommen und für Sie gesorgt hat.«
    Leichte Schuldgefühle stiegen in ihr auf, und er musste es wohl bemerkt haben, denn er trat näher und sah mit rechtschaffener Empörung auf sie herab. »Und ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mich gerade eben schon abscheulich gefunden hätten.«
    Nein, sie hatte ihn eher gemocht, den verdammten Kerl. Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit, als ihr klar wurde, dass auch er es bemerkt hatte. In der bedrückenden Stille, die folgte, hörte sie das Rattern einer Kutsche, die vor dem Haus anhielt. Ein Kutschschlag wurde geöffnet und wieder geschlossen. Northrups Nasenflügel flatterten, als würde er einen Geruch wahrnehmen, und ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Na, wenn das jetzt nicht eine traute Zusammenkunft wird«, meinte er und zog seinen Gehrock glatt. »Ich glaube, die Dame, von der wir eben sprachen, ist da, um einen Besuch abzustatten.«

3
    Sie war da. Miranda. Er hatte sie seit Monaten nicht gesehen. Und damals war es auch nur ein kurzer Blick bei einem Ball gewesen. Er hatte noch einmal mit Miranda reden wollen … um sich zu entschuldigen. Nicht weil er sie vor Archer zu warnen versucht hatte – obwohl der Mistkerl kein Recht gehabt hatte, eine Frau zu heiraten, ohne ihr vorher zu sagen, was mit ihm war – sondern weil er dafür gesorgt hatte, dass immer diese Vorsicht in ihrem Blick lag, wenn sie in seine Richtung schaute. Im Gegensatz zu dem, was andere dachten, hielt Ian nichts davon, Frauen einzuschüchtern. Er hatte sich bei Miranda wie ein Idiot aufgeführt.
    Er hörte, wie Miranda in der Eingangshalle mit vor Sorge schriller Stimme seinen Butler Diggs nach Daisy fragte. Woher sie wusste, dass sie sie hier finden würde, konnte Ian sich nicht erklären, aber ihre Anwesenheit löste ein unangenehmes Kribbeln in seinem Nacken aus. Ian schloss einen Moment lang die Augen und stellte sich Miranda mit dem rotgoldenen Haar, dem gertenschlanken Leib und der Alabasterhaut vor.
    Es hatte Zeiten gegeben, in denen er sich eingebildet hatte, in sie verliebt zu sein. Und wie war es jetzt? Sie zu sehen, war das Letzte, was er wollte. Er hatte die Nase voll von rothaarigen Frauen.
    Ihre Schwester, die neben ihm saß, nahm Haltung an. Sie hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Miranda. Lockiges Haar so hell wie die Morgensonne, vermischt mit poliertem Gold. Riesige Rehaugen, die nicht grün, sondern blau wie ein Sommerhimmel waren. Daisy. Welch lächerlicher Name. Einfach frivol. Trotzdem konnte er sich nicht dazu überwinden, sie als Mrs. Craigmore zu sehen. Der Name passte nicht.
    Ians Blick glitt weiter nach unten. Das unselige Kleid, das sie anhatte, das traurige Überbleibsel einer längst verflossenen Mätresse, saß nicht, sondern betonte auch noch ihre Kurven und den runden Hintern, der einen Mann förmlich anflehte, ihn festzuhalten. Sie hatte eindeutig den Körperbau für Frivolitäten.
    Entschlossen riss Ian den Blick von ihren üppigen Rundungen los, als die Tür aufging und Miranda erschien. Miranda, die so schön war, dass allein ihr Anblick das Herz eines Mannes zum Schmelzen brachte. Er konnte von Glück sagen, dass sie überhaupt einen kurzen Blick für ihn übrig hatte, ehe sie zu ihrer Schwester eilte.
    »Daisy!«
    »Panda. Oh Gott.« Daisy zog sie an sich und bebte so heftig, dass Ian schon fürchtete, sie könnte gleich ohnmächtig werden.
    Miranda umarmte ihre Schwester fest. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Als du hast ausrichten lassen, dass du verletzt wärst …« Sie sprach nicht weiter, sondern umklammerte sie weiter so fest, als wollte sie Daisy nie wieder loslassen.
    So verharrten sie lange Zeit … die hellen Köpfe, die wie Sonnenaufgang und Sonnenuntergang schimmerten, dicht nebeneinander, die schlanken Arme umeinander geschlungen. Welch schöner Anblick! Verdammt … er wollte nicht, dass diese Frau Mirandas Schwester war.
    »Wo ist Archer?«, fragte Ian. Der Mann hing normalerweise wie ein übergroßer Schatten an ihrem Rock.
    Miranda hob den Kopf. Sie sprach stockend und klang zurückhaltend. »Zuhause. Angesichts der Tatsache, dass beide Seiten dazu neigen, einander an die Gurgel zu gehen, hielt ich es für besser, allein zu kommen.«
    Unwillkürlich musste er leise lachen. »Es überrascht mich, dass er Sie überhaupt gehen ließ.«
    Sie

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