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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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bedachte ihn mit einem strafenden Blick, der sehr dem ähnelte, den ihre Schwester ihm erst kürzlich zugeworfen hatte. »Sie sind es, dem Archer nicht vertraut, nicht ich.«
    Touché.
Voller Hochachtung neigte er den Kopf.
    Miranda wandte sich wieder Daisy zu. »Bist du verletzt?«
    Daisy schüttelte den Kopf, wodurch ihr wilder Lockenschopf zitterte. »Mir ist nichts passiert. Ich bin nur verängstigt.«
    Ein Paar grüner Augen richtete sich auf Ian, und er merkte, dass er auf den Blick gereizt reagierte. »Weil ich so viel Spaß daran habe, unschuldigen Frauen Angst einzujagen.«
    Miranda erbleichte. »Natürlich nicht. Ich will einfach nur wissen, wie es dazu kam, dass meine Schwester sich in Ihrer Obhut befindet.«
    »Dann wollen wir uns hinsetzen«, erwiderte er.
    Die beiden Schwestern ließen sich sofort nebeneinander aufs Sofa sinken, und Miranda griff nach Daisys Hand, um ihr weiter Trost zu spenden. Seltsamerweise löste dies in Ian den Wunsch aus zu lächeln. Die Versuchung, dies zu tun, verging ihm aber, als Miranda ihn mit ihren grünen Augen förmlich durchbohrte. »Na gut, wie ist es denn jetzt zu dem Zusammentreffen mit meiner Schwester gekommen?«
    Er zögerte. Himmel, es war eine Sache, einer verängstigten jungen Dame eine Geschichte zu entlocken. Aber es war etwas völlig anderes, seine eigenen Geheimnisse zu enthüllen. Archer wusste Bescheid. Zumindest teilweise. Unklar war jedoch, wie viel er davon Miranda erzählt hatte. Gerade jetzt musterte sie ihn mit einer Mischung aus Vorsicht und Ungeduld. Was Daisy betraf, ging er eher davon aus, dass diese aufspringen und den Raum fluchtartig verlassen würde, wenn er sein Geheimnis jetzt preisgab. Er könnte es ihr auf keinen Fall verdenken.
    Ian fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich war in der Gegend. Ich hörte einen Schrei und nahm den Geruch von Blut wahr, ehe ich loslief, um zu helfen. Ich entdeckte Mrs. Craigmore …«
    »Daisy«, unterbrach ihn ebendiese Dame. Sie sah Miranda und ihn an und bemerkte ihre schockierten Mienen. »Nichts für ungut … doch wenn ich die Wahl habe, diesen Namen im Zusammenhang mit mir zu hören oder den Schock der Gesellschaft zu ertragen, werde ich Letzteres jederzeit vorziehen. Danke schön.«
    Ian bewunderte sie für ihren Mut. »Damit es gerecht ist, müssen Sie mich dann aber auch Ian nennen.«
    Mirandas Augen wurden ein bisschen schmaler. Schön. Er beachtete sie nicht weiter oder tat zumindest sein Bestes, damit es so aussah. »Wie dem auch sei … ich fand Daisy, sah, dass sie überfallen worden war und brachte sie in Sicherheit. Ende der Geschichte.«
    Es war offensichtlich, dass Miranda nicht glaubte, dass das alles war, doch sie sprach es nicht sofort aus. Ian nutzte die Gelegenheit, um sich an Daisy zu wenden. »Ich bin mehr daran interessiert zu erfahren, was Sie gesehen haben.«
    Daisy holte tief Luft, und ihr Busen spannte den engen Stoff des schrecklichen grünen Kleides. Ian stellte fest, dass er den Anblick des Kleides nicht ertragen konnte. Er schämte sich, dass sie das Kleid einer Hure hatte anziehen müssen.
    »Ich befürchte, Sie werden mir nicht glauben«, flüsterte sie.
    »Seien Sie versichert, Madam«, erwiderte Ian, »das werde ich.«
    Ihre hellen, blauen Augen unterzogen ihn einer Musterung, als würde sie an seiner Aufrichtigkeit zweifeln. »Sie scheinen sich da so sicher zu sein« – sie stieß ein bitteres Lachen aus –, »während ich es doch selbst kaum glauben kann.«
    Ian lehnte an der Rückenlehne des Sofas. »Was Sie sahen, schien etwas zu sein, das einer Fantasiewelt entsprungen war, stimmt’s?«
    »Eher einem Alptraum«, erklärte Daisy seufzend, sprach dann aber nicht weiter. Sie hatte die goldbraunen Augenbrauen zusammengezogen, während sie finster auf ihre geballten Fäuste starrte.
    Ian sah Miranda an. Anfangs hatte er sich gewünscht, sie wäre nicht hergekommen. Doch jetzt fragte er sich, ob es in der gegenwärtigen Situation nicht doch hilfreich sein könnte. »Ich frage mich«, meinte er zu Miranda, »wie nah Sie sich in Ihrer Familie stehen.«
    Glücklicherweise verstand sie seine unterschwellige Frage. Miranda berührte Daisys Hand. »Daisy, Lord Northrup weiß über mich Bescheid.«
    Daisys Kopf fuhr zu ihm herum, und sie sah ihn entsetzt an. In der Tat war Mirandas Fähigkeit ebenfalls unfassbar fantastisch, und Ian nahm an, dass die Familie schon ein ganzes Leben lang das Geheimnis der Schwester hütete. Denn was würde die Gesellschaft wohl sagen, wenn

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