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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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sie wüsste, dass die liebreizende Lady Archer nur mit der Kraft ihrer Gedanken Feuer entzünden konnte?
    »Und über Archer auch«, fügte Miranda hinzu.
    »Deshalb«, erklärte Ian, »können Sie uns alles erzählen, ohne fürchten zu müssen, dass wir Sie in irgendeiner Form verurteilen würden.«
    Daisy räusperte sich, und als sie dann ihre Geschichte erzählte, tobte Ian innerlich vor Wut und dem Bedürfnis, dieser Wut freien Lauf zu lassen. Gütiger Himmel, er wusste nur zu gut, mit welchem Entsetzen es einherging, einem leibhaftigen Werwolf gegenüberzustehen. Die Vorstellung, dass diese Frau einen gesehen hatte, ließ ihm die Haare zu Berge stehen und erfüllte ihn mit einem unangenehmen Gefühl der Hilflosigkeit. Trotzdem blieb er äußerlich ruhig.
    »Ich habe ihn nicht ausgiebig betrachtet«, beendete Daisy ihren Bericht. Sie kniff die Augen zusammen. »Aber die Schnauze, die Reißzähne und die Klauen habe ich genau gesehen. Es war ein Wolf … der sich aber fast wie ein Mensch bewegte …« Sie verzog das Gesicht, schüttelte den Kopf und verstummte.
    Seufzend klärte Ian sie auf. »Das war ein Werwolf, den Sie da gesehen haben.«
    Es war fast schon komisch anzusehen, wie sie den Mund öffnete und schloss, als versuchte sie, etwas zu sagen, würde aber nicht die richtigen Worte finden. Alle Farbe war aus ihren zarten Wangen gewichen. Man merkte ihr an, dass sie immer noch etwas sagen wollte, während ihr Blick zwischen Ian und Miranda hin- und herging. Sie lachte leise, hörte dann aber gleich wieder auf, als sie schlucken musste und ihr das sichtlich schwerfiel. »Ein Werwolf.« Ihre Stimme klang schneidend. Sie lachte wieder. »Na gut. Ein Werwolf also. Eine fantastische Sagengestalt.«
    »Sie meinen also, die Klauen und Reißzähne wären nur eine besonders kunstvolle Kostümierung gewesen?«
    »Nein! Allerdings habe ich das … wohl gehofft.«
    »Leider«, erklärte Ian, »stehen Hoffnung und Wahrheit häufig im Widerspruch zueinander.«
    Die Worte legten sich wie ein Leichentuch über den Raum. Er musterte die beiden Frauen einen Augenblick lang. »Ich muss Sie um einen Gefallen bitten, Daisy.«
    Die goldenen Locken streiften ihre Schulter, als sie den Kopf zur Seite neigte. »Was möchten Sie denn von mir?«
    Ian verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich möchte, dass Sie davon Abstand nehmen, sonst noch jemandem zu erzählen, was Sie gesehen haben.« Er lächelte kurz. »Angesichts dessen, wie Sie heute Abend schon gezögert haben, nehme ich an, dass Sie wohl ohnehin nichts sagen werden. Aber ich muss sichergehen.«
    »Seien Sie versichert«, erwiderte Daisy mit einem Anflug von Schroffheit in der Stimme. »Mir steht wirklich nicht der Sinn danach, für verrückt erklärt zu werden.«
    Ihre Aufrichtigkeit hätte ihn beinahe zum Lachen gebracht, und er fragte sich, ob diese Frau wohl jemals mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten würde. »Das ist sehr vernünftig von Ihnen, Madam. Ich gehe davon aus, dass die Unterkünfte in Bedlam nicht Ihren Vorstellungen entsprechen würden.«
    Trotz der Grobheit, mit der sie ihn zuvor behandelt hatte, warf Daisy ihm jetzt unter gesenkten Wimpern einen amüsierten Blick zu, bei dem Ian ein vertrautes Regen in den Lenden verspürte. Doch die neben Daisy sitzende Miranda sah ihn leicht misstrauisch an, und Ian meinte förmlich zu sehen, wie sich die Rädchen in ihrem Kopf drehten.
    »Ich verstehe sehr wohl, dass Daisy Zurückhaltung üben sollte, irgendjemandem etwas zu erzählen«, meinte sie, »aber mir scheint Ihre Sorge nicht nur dahergesagt zu sein.«
    Versteckt unter den Armen ballten sich seine Hände zu Fäusten, doch er antwortete ganz entspannt. »Würden die Londoner erfahren, dass ein Werwolf die Stadt unsicher macht, bräche eine Panik aus. Ich glaube, das will keiner von uns.«
    »Verständlich«, stimmte Daisy ihm zu, runzelte aber die Stirn. »Nur, hm … sollte man sie nicht warnen? Wenn er nun …« Ihre hübschen Lippen öffneten sich, als sie keuchend Luft holte, und sie wurde blass. »Wenn er nun jemanden beißt und … nun ja, auch in einen verwandelt?«
    Reiner Mythos.
Um seine Lippen zuckte es, aber seiner Miene war nichts anzumerken. »Man kann durch einen Biss nicht infiziert werden, Daisy. Man kann nur mit der Fähigkeit, sich in einen Werwolf zu verwandeln, geboren werden. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Absolut.« An den Gesichtern der beiden Schwestern konnte er sehen, wie immer mehr Fragen

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