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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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hochkamen, und es war, als würden sich Wolken über der dunkler werdenden See zusammenziehen. Ian stand auf, denn er wollte vermeiden, dass das Unwetter losbrach. »So«, sagte er. »Fahren Sie nach Hause, und ruhen Sie sich aus. Alles wird gut. Das schwöre ich.«
    Daisy wirkte nicht sonderlich überzeugt. Doch Miranda nickte, als würde ihr das, was er gesagt hatte, zwar nicht reichen, aber für den Moment genügen. Ian hatte das Gefühl, als würde sie am liebsten so weit wie möglich von ihm entfernt sein. Er mochte den Ian Ranulf, den Miranda sah, nicht, doch er war jetzt schon so lange dieser Mann, dass er sich gar nicht mehr daran erinnern konnte, wie er früher gewesen war. Das Gefühl zu ersticken meldete sich wieder und drohte, ihn zu verschlingen. Er wusste nicht, wie er aus dem Abgrund herausklettern sollte, um sich wieder mit der Leichtigkeit seines früheren, wahren Selbst zu bewegen.
    Mirandas Röcke raschelten, als sie sich erhob. »Nun denn, danke, Northrup, dass Sie sich um meine Schwester gekümmert haben. Das war nett von Ihnen.« Gefasst reichte sie ihm die Hand.
    Angesichts ihres hochnäsigen Blicks und Daisys Schroffheit ihm gegenüber konnte Ian jedoch nicht widerstehen, ihnen etwas vorzuspielen.
Sie hielten ihn doch eh schon für einen Schuft, oder nicht? Dann sollten sie den auch bekommen
. Er griff nach Mirandas Hand und zog sie zu sich heran. »Wollen Sie mich nicht Ian nennen?«, fragte er leise, während er sich über ihre Hand beugte, um einen Kuss daraufzuhauchen. »Nach allem, was wir durchgemacht haben? Gemeinsam?«
    Er konnte hören, wie ihre Backzähne aufeinanderschlugen. Doch er ignorierte es und rückte so dicht an sie heran, dass ihr Duft ihn umhüllte. Ein vertrauter, angenehmer Duft, der ihn erstaunlicherweise nicht mehr berührte. »Wie Sie wissen, wird dem Helden unter solchen Umständen für gewöhnlich eine Gunst erwiesen. Vielleicht ein Kuss?«
    Sie verzog den Mund. »Sind Sie endlich fertig?«
    Ian grinste sie unschuldig an und ließ Miranda in dem Glauben, dass er sie immer noch wollte. Das stimmte zwar nicht, aber ihr Misstrauen machte ihn, verdammt noch mal, wütend. »Nun, Sie wissen ja, wo Sie mich finden, Süße, sollten Sie je das Bedürfnis haben, mich zu sehen. Oder vielleicht sollte ich Sie besuchen.«
    Daisy war ebenfalls aufgestanden. Bei ihrem Anblick verspürte er einen Anflug von Enttäuschung. Abscheulich war er also? Sie hatte ja keine Ahnung. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich ihr zu, wobei er sich weigerte, zerknirscht zu wirken. Er beugte sich über ihre Hand und murmelte irgendwelche Nettigkeiten. Es spielte keine Rolle, was er sagte, er wollte nur, dass sie endlich gingen.
    Miranda bewegte sich in Richtung Tür, ihren schmalen Rücken gerade und stolz aufgerichtet. Ian wollte sich in Bewegung setzen, um hinterherzugehen, da wurde er trotz des Dröhnens in seinen Ohren gewahr, dass Daisy sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
    Er hielt inne, und Miranda, die es gespürt hatte, blieb stehen. Daisy legte beide Hände fest ineinander. »Ich würde mich gern unter vier Augen mit Lord Northrup unterhalten.« Ihre blauen Augen suchten seinen Blick. »Wenn ich darf?«
    Miranda machte ein finsteres Gesicht. »Daisy, das ist jetzt wirklich unnötig.«
    Die Miene ihrer Schwester blieb jedoch fest. »Ich glaube doch.« Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. »Es wird etwas länger dauern. Ich hätte Verständnis dafür, wenn du nicht warten wolltest.«
    Vor Überraschung hatte Ian sich nicht von der Stelle rühren können, doch ihre Worte rissen ihn aus der Erstarrung, und er fand seine Sprache wieder. »Sie könnten mit meiner Kutsche nach Hause fahren.« Er deutete eine leichte Verbeugung an. »Sie steht Ihnen genauso zur Verfügung wie ich.«
    Auf Daisys Lippen erschien die Andeutung eines Lächelns. »Schön.« Sie drehte sich wieder zu ihrer Schwester um. »Siehst du? Es ist für alles gesorgt. Jetzt hör auf, mich zu bemuttern. Das erledigt Poppy schon. Es geht mir gut. Wirklich.«
    Vor Verärgerung röteten sich Mirandas hohe Wangen, und sie kniff die Lippen zusammen. »Natürlich werde ich auf dich warten.« Sie bedachte Ian mit einem finsteren Blick, der einen schnellen Tod versprach, sollte er sich irgendwie unbotmäßig verhalten. Er hätte am liebsten gelacht. Es gelang ihm, ganz harmlos zu wirken, während er Miranda aus dem Raum führte und sein Herz laut pochte.
    Was wollte Daisy? Und warum blieb sie? Er hatte eine

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