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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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durch sein Haar.
    »Er war vollkommen. Ein guter Junge.« Die Last, die auf seinen Schultern lag, erdrückte ihn fast, und die Worte klangen gepresst. »Manchmal etwas zu nachdenklich, aber ein kluger Junge.« Ians Stimme brach. »Ich war so stolz auf ihn.«
    »Erzähl weiter, Liebster«, flüsterte sie.
    »Una. Sie war ein Mensch. Wir lernten uns kennen, ehe ich zum Lykaner gereift war. Sie erzählte mir damals, dass unsere Unterschiede keine Rolle spielen würden.«
    Daisy hielt ihn weiter und gab ihm Kraft, während sein Herz raste und seine Brust schmerzte.
    »Dann wurde ich zum Lykaner. Ich alterte nicht mehr, aber sie schon.« Er schloss die Augen und vergrub sein Gesicht in der Geborgenheit von Daisys Busen. Ihr Herz schlug kräftig und gleichmäßig. »Für mich war das nicht wichtig. Ich liebte sie trotzdem. Aber Una konnte es nicht ertragen. Und auch nicht den Wolf in mir. Sie machte Maccon zu ihrem Vertrauten, erzählte ihm, dass sein Leben aus endlosem Elend bestehen würde, dass er ein Tier werden würde. Zur Hölle mit ihr. Sie war so dumm.« Aus den Tiefen seiner Brust drang ein wütendes Knurren. Am Ende hatte er Una gehasst. »Maccon war dreißig, und der Wandel stand kurz bevor. Es gibt Anzeichen, wenn die Zeit gekommen ist. Er versuchte, sein Leben zu genießen, die Frauen, aber dann fing er an sich zurückzuziehen … und schließlich … verflucht …«
    Ian bekam keine Luft mehr. »Er hat sich, verdammt noch mal, umgebracht. Grundgütiger …« Seine Stimme klang zu hoch, zu schrill.
    Daisys Arme hielten ihn, hielten ihn so fest, dass er nicht in das schwarze Loch fiel, das sich unter ihm öffnete, sobald er an Maccon dachte. Maccon, der sich vom höchsten Turm der Burg seiner Ahnen in Schottland gestürzt hatte. Maccons Kopf war auf dem Pflaster zerschmettert, und um ihn herum hatte sich eine Blutlache gebildet. Jeder einzelne Knochen in seinem verrenkten Körper war gebrochen.
    »Ian. Ach, Ian.« Sie wiegte ihn sanft.
    »Er hinterließ einen Abschiedsbrief. Er schrieb, er wollte sich nicht in so etwas wie mich verwandeln. Wollte nicht zu einem Wesen werden, das dazu verdammt war, allein zu bleiben. Gefangen in einem Körper, der nicht starb.«
    Ians Welt war zum Stehen gekommen. Er wollte kein Lykaner mehr sein. Er wollte diese Seite an sich nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Bis jetzt.
    »Danach siechte Una dahin.« Und verfluchte ihn mit jedem Atemzug, den sie im Sterben tat. Er hatte sich erst lange Jahre nach ihrem Tod dazu überwinden können, um sie zu trauern.
    »Ein gebrochenes Herz«, wisperte Daisy, dann küsste sie ihn auf den Scheitel. »Ian, Liebster.«
    »Gütiger Himmel! Ich bin so ein Heuchler«, stöhnte er. »Ich sage dir, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen, und selbst tue ich es nicht.«
    Ihre Hand strich über sein Haar, streichelte ihn. »Vielleicht können wir manche Dinge nicht vergessen, aber zumindest akzeptieren, dass sie vorüber sind.«
    Das wollte er. Wenn sie seine Zukunft war, wollte er ihretwegen die Vergangenheit akzeptieren.
    Sie hielt ihn weiter in ihren Armen, bis er wieder richtig atmen konnte und das schwarze Ding, das gedroht hatte, ihn zu verschlingen, sich in den Schatten zurückgezogen hatte. Der Griff, mit dem er den Stoff ihres Morgenmantels umklammert hielt, lockerte sich, und seine Hände glitten zu ihren Hüften. »Er wollte nicht so werden wie ich. Er wollte kein Monster sein.« Als er zu ihr aufschaute, berührte sie zärtlich seine Wange.
    »Du bist kein Monster, sondern ein Mann.« Ihre Finger spreizten sich und legten sich an seinen Kiefer. »Der beste Mann, den ich je kennengelernt habe.«
    Ach, aber sie hatte ihn umgebracht. Sie hatte sein Herz herausgeschnitten und es an sich genommen.
    »Ich will dich heiraten.« Er zuckte zusammen und verfluchte sich, dass die Worte einfach heraussprudelten.
    Daisys Hand fiel von ihm ab. »Was?«
    Er würde sie nicht gehen lassen. »Es geschieht wieder, und ich scheine nicht dagegen angehen zu können. Ich will mit dir zusammen sein. Dich ins Theater mitnehmen, zu Feiern und Bällen. Ich will nicht, dass die Welt annimmt, du wärst meine Mätresse; denn du verdienst es, eine Ehefrau zu sein. Eine Ehefrau, die hoch erhobenen Hauptes in die Öffentlichkeit treten kann. Meine Ehefrau. Und es zerreißt mir die Seele, weil ich es mir nicht wünschen sollte. Ich sollte dich gehen lassen.«
    Er schmiegte sich an sie. Nach kühler Seide und warmen Rosen roch sie … nach Zuhause. »Ich habe Angst.

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