Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
war ganz ruhig. Überraschenderweise. Er würde ihr nicht wehtun. Er hatte das Schlimmste von ihr gesehen und sich trotzdem nicht von ihr abgewandt. Daisy lächelte.
    Jetzt konnte sie sich entspannen, und vielleicht würden dann auch die Kopfschmerzen, die sie in letzter Zeit plagten, der trockene Mund und die Verspannungen in den Muskeln verschwinden. Sie würde den Tag feiern und ein heißes Bad nehmen.
    Die Sonne zierte den Raum mit strahlenden Streifen aus Gold, als sie barfuß und nackt ins Badezimmer ging. Während sie darauf wartete, dass die Wanne volllief, bürstete Daisy ihr Haar. Ein Blick in Ians mannshohen Spiegel ließ sie plötzlich innehalten. Direkt am Haaransatz erblickte sie einen roten Höcker. Es hätte auch nur ein Pickel oder ein Insektenbiss sein können, aber der Anblick der kleinen Stelle ließ ihr einen heftigen Schauer über den Rücken laufen, denn sie befand sich genau dort, wo der Werwolf sie gebissen hatte. Mit zitternden Händen untersuchte sie die Stelle.
    Die Delle war hart und rot, und wenn sie sie nur berührte, zuckte sie schon zusammen. Vor Angst dröhnten ihr plötzlich die Ohren. Daisy konnte kaum noch schlucken, so groß war der Kloß in ihrem Hals. Statt in die Wanne zu steigen, zog sie sich an.

34
    Eingehüllt von Daisys weicher Wärme erwachte Ian. Sollte es etwas Besseres geben, den Tag zu beginnen, konnte er sich das zumindest nicht vorstellen. Sie hatten ihr Liebesspiel fortgesetzt, und seine Glücksgefühle waren immer intensiver geworden. Doch als er schließlich aus dem Bett gestiegen stieg, um sich anzukleiden, begannen finstere Gedanken, ihn zu plagen.
    Sie würde ihn heiraten. Trotz allem, was er ihr erzählt hatte, war sie einverstanden. Am liebsten hätte er seinen niederen Instinkten nachgegeben und sie sofort zu einem Priester geschleift, um sie auf der Stelle an sich zu binden, ehe sie zur Besinnung kam. Aber er wusste sehr wohl, dass ein Ehegelübde keine Garantie darstellte und auch kein Versprechen für immerwährendes Glück war.
    Eine Regung, die doch sehr an Schuldgefühle gemahnte, machte sich in ihm breit. Er hätte alles beim Alten lassen und sie zu nichts Übereiltem drängen sollen. Schuldgefühle und Angst. Die Angst wurde immer stärker. Jedes Mal, wenn er innehielt, kroch sie heimtückisch über seinen Rücken. Wenn Daisy es irgendwann bedauerte? Und was, wenn er es nicht ertrug, sie altern und sterben zu sehen?
    Ian zog sich ohne die Hilfe des verschwundenen Talent an und ging dann in den Garten, um dort zu warten, bis Daisy ihr viel länger dauerndes Ankleideritual hinter sich gebracht hatte. Allerdings ließ sich sein Aufenthalt im Garten nicht unbedingt als warten bezeichnen, eher als herumlungern, weil er sich eigentlich danach sehnte zu laufen. Doch er wollte Daisy auf keinen Fall allein lassen.
    Als er wieder daran dachte, was sie hatte ertragen müssen, fing sein Blut vor Wut an zu brodeln. Wäre dieser Mistkerl Craigmore nicht längst tot, würde er ihm bestimmt die Eier abreißen und sie ihn essen lassen.
    Ohne sich bei diesem Gedanken besser zu fühlen, zog er sich in eine Ecke seiner Terrasse zurück, wo er ein schattiges Plätzchen unter einem Apfelbaum fand, während die Sonne immer höher stieg und es allmählich heiß wurde.
    Trotz des Zwitscherns der Vögel hörte er das leise Rascheln von Frauenröcken, das sich der Terrassentür näherte. Dann nahm er auch den Geruch der Frau wahr, die die Tür öffnete und nach draußen in die Sonne trat. Leider war es der falsche Duft. Ein Hauch von Ambra und Feigen kitzelte seine Nase. Das goldbraune Haar schimmerte in der Sonne und wurde dunkler, als sie zu ihm in den Schatten trat.
    »Ranulf«, sagte Mary Chase und nickte kurz.
    Er beschloss, ihre Frechheit, ihn mit dem Titel seines Bruders anzusprechen, fürs Erste zu ignorieren. »Miss Chase. Haben Sie Neuigkeiten für mich?«
    »Ja, Sire.« Weil sie viel Zeit in ihrer geisterhaften Gestalt verbrachte, haftete ihr auch jetzt eine mühelose Grazie an, als sie näher schwebte. »Ich glaube, ich habe Ihren Werwolf gefunden.«
    Ian erstarrte. »Sie sind Conall gefolgt.« Er wusste es, und so wusste er auch, was jetzt kommen würde. Insgeheim stimmte es ihn fast froh. Froh, dass er nun einen Grund hatte, seinen Bruder zu stürzen, ohne dass die Machenschaften anderer dabei eine Rolle spielten. Trotz seiner Versäumnisse als Anführer und anderer Dinge, die er getan hatte, war er immer noch Ians Bruder. Bedauern und abgrundtiefer Kummer

Weitere Kostenlose Bücher