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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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beherrschten die Regungen, die Ian stets heimsuchten, wenn er an Conall dachte.
    Mary Chase’ strahlende Augen erkannten seinen inneren Aufruhr, und sie senkte die Lider, als würde sie Mitgefühl empfinden. »Ich denke, ja.« Sie wollte schon die rosigen Lippen öffnen, um weiterzureden, als sie plötzlich erstarrte.
    Ian drehte sich um und sah Talent auf die Terrasse kommen. Er hatte Talents Gegenwart schon vorher bemerkt, war aber nicht davon ausgegangen, dass Mary Chase es auch so schnell erkennen würde. GIM s besaßen nicht den überragenden Geruchssinn der Lykaner. Seine Neugier wuchs, als Talent ihrer ansichtig wurde und abrupt stehen blieb.
    Das Gesicht seines Kammerdieners verzog sich angewidert. »Sie.«
    Mary Chase’ bewahrte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck. »Ja, ich. Wie aufmerksam Sie sind, Mr Talent.«
    Dunkle Wolken zogen sich über Talent zusammen. Der Junge würde jeden Moment in die Luft gehen. Ian hatte keine Erklärung für die Feindseligkeit, die zwischen den beiden herrschte. Soweit er wusste, waren sie sich bisher erst zweimal begegnet, und bei beiden Gelegenheiten hatten sie kaum mehr als ein paar Worte gewechselt. Ian verspürte keine Lust, den Aufpasser bei sich kabbelnden Kindern zu spielen … er wollte hören, was Mary Chase zu berichten hatte. »Ich würde jetzt gern wissen, was Sie in Erfahrung gebracht haben, Miss Chase, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Mary neigte den Kopf in der ihr eigenen fließenden Art. »Gestern Abend sprachen Lyall und Conall über den Werwolf und Ian Ranulf. Ich war nicht sehr nah, konnte aber hören, dass sie sich heute Abend um das Problem kümmern wollen.«
    »Wie?«, fragte Talent.
    Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, sah aber Ian an, als sie antwortete. »Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber sie wollen zum Buckingham Palace.«
    Ian richtete sich auf. »Dieser kleine Mistkerl.«
    Der Palast war verlassen und von riesigen Ländereien umgeben, sodass man das Heulen eines Werwolfs dort vielleicht gar nicht hören würde.
    »Sie haben vor, um Mitternacht hinzugehen«, erklärte Mary.
    »Dann werden wir uns dorthin aufmachen, ehe sie ihn wegschaffen können.«
    »Sie wollen ihr doch nicht ernsthaft Ihr Vertrauen schenken.« Talents wütendes Gesicht verzog sich noch mehr. »Sie ist eine gottlose Körperdiebin.«
    Mary Chase plusterte sich auf. »Und Sie? Wessen Identität rauben Sie denn, wenn Sie meinen, keiner würde hinschauen?«
    Talent wurde erst schneeweiß und dann knallrot, doch er bekam sich schnell wieder in den Griff und kehrte ihr den Rücken zu. »Sir«, sagte er zu Ian, »lassen Sie mich mitkommen. Wenn das eine Falle sein sollte, wäre ich zumindest da, um Ihnen zu helfen.«
    »Ich brauche dich hier, damit du auf Daisy aufpasst.« Talent runzelte die Stirn, und Ian legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter, denn er wusste um die Empfindlichkeit männlichen Stolzes. »Ich lasse dich zurück, damit du über mein Herz wachst, Jack.«
    Der Junge wirkte ein wenig besänftigt, doch Mary Chase’ Gesichtsausdruck verriet deutlich, was sie von Talents Auftrag hielt. Sofort stieg dem Jungen wieder die Röte ins Gesicht. Ian trat zwischen die beiden, ehe es noch mehr Zank und Streit gab.
    »Der Werwolf wird heute Nacht sterben.« Bei dem Gedanken schoss Adrenalin durch seinen Körper. »Wenn wir das erledigt haben, werde ich mich um Conall kümmern.«
    »Wie Sie wünschen, Ranulf.« Mit sanft schwingenden Röcken und wehendem Haar verließ Mary Chase die Terrasse.
    »Ich trau ihr nicht«, brummte Talent, während er ihr hinterhersah.
    Doch Ian war in Gedanken längst mit anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel wie er eigentlich den Werwolf erledigen sollte und wie seine künftige Beziehung mit Daisy aussehen würde.
    Wieder im Käfig. Der Wolf kauerte in einer Ecke, weit entfernt vom Gestank seiner Ausscheidungen, die den ganzen Boden bedeckten. Sie reinigten den Käfig nicht mehr. Gaben ihm nichts zur Linderung seiner Schmerzen. Schmerzen. Schmerzen. Schmerzen. Wie ein Refrain ging das Wort durch seinen Kopf, während er den schmerzenden Schädel gegen die Wände schlug.
    »Hör auf.«
    Mit gefletschten Zähnen sprang der Wolf an die Gitterstäbe, während er vergeblich versuchte, den Lykaner durch das dicke Eisen zu packen. Doch der Mann tänzelte nur lachend zurück. Verspottete ihn.
    »Beherrsch dich, Junge.«
    Junge. So war er vom Lykaner genannt worden, als der Wolf noch seine menschliche Gestalt gehabt hatte. Der Mann im

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