Im Bann des Mondes
Schreckliche Angst, dass sich die Geschichte wiederholt.« Er schlang seine Arme um ihre Taille und klammerte sich an sie. »Aber ich will dich so sehr. Verstehst du das? Ich fühle mich frei, wenn ich mit dir zusammen bin. Glücklich. Du bist das Geschenk, mit dem ich nie gerechnet habe.«
Sie schwieg, und er wusste, dass es jetzt zu Ende gehen würde. Weiche Hände berührten seine Wangen und bewahrten ihn vor einer weiteren Demütigung. Sie beugte seinen Kopf nach hinten, und er schlug die Augen zu ihr auf.
»Dann sollst du mich haben«, sagte sie und brachte ihn damit völlig aus dem Gleichgewicht.
Verwirrt sah er zu ihr auf. »Hast du nicht ein Wort von dem, was ich gesagt habe, gehört, Kleines?«
Ihre Wangen zitterten, als sie lächelte. Ein zwar schwaches Lächeln, doch es schimmerte im Mondschein. Um ihn herum raschelte es. Grasspitzen berührten seine nackten Beine und wurden immer länger. »Wir haben beide so lange in Angst gelebt und vor aller Welt, vor uns geleugnet, was wir sind. Und was ist dabei Gutes herausgekommen? Ich will nicht mehr so leben, Ian.«
Ihre Finger fuhren die Konturen seines Ohrs nach. »Ich habe auch Angst«, sagte sie. »Angst, dass ich – wenn die Zeit kommt – nicht anders sein werde als Una.«
»Du bist schon jetzt ganz anders als Una. Du bist … du.« Tapfer. Stolz. Seine andere Hälfte.
Betäubender Duft stieg auf, als das Gras immer üppiger wuchs und Blumen im hellen Schein des Mondes plötzlich erblühten. Vielleicht war es Magie oder vielleicht bildete er sich das alles auch nur ein. Aber das war ihm nicht wichtig. Nicht in diesem Moment, wo endlich die Hoffnung in sein Leben zurückgekehrt war. Nur sie, nur Daisy war ihm wichtig.
Daisys Finger strich über seine Unterlippe. Als sie von ihm abließ, stieß sie einen Seufzer aus. »Aber ich werde dich haben«, wisperte sie. Wie ein außer Kontrolle geratenes Buschfeuer wallte Freude in ihm auf. »Denn der Wunsch, dich zu besitzen, ist größer als meine Angst.«
Er zog sie zu sich nach unten auf seinen Schoß, und sie lachte leise, als er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte.
»Daisy.« Er ließ sich mit ihr ins Gras fallen, das jetzt voller Blumen war, und rollte sich auf den Rücken, um sie zu schützen, während seine Hände unter ihr Gewand glitten. Sie gab einen genüsslichen Laut von sich. Gierig, wie sie war, riss sie seinen Hausmantel auf und fuhr mit den Händen über seine Brust. Sie seufzte, als er sie an sich zog, sodass sie Haut an Haut lagen.
Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. »Das ist Wahnsinn, Ian. Das weißt du, nicht wahr?« Doch in ihrem Blick lag keine Angst.
Er zog sie noch enger an sich. »Und trotzdem ist es das Einzige, was sich je vollkommen richtig angefühlt hat.« Sein Mund fand ihre Lippen und schwelgte in ihr. Seine Daisy-Meg. Seine zukünftige Frau.
Daisy lag in Ians gemütlichem Bett und lächelte.
Ich will dich heiraten.
Sie war in seinen Armen erwacht, ihre Finger mit seinem Haar verwoben, das in der Morgensonne wie Kupfer und Bronze schimmerte. Es mochte zwar wild und ungezähmt erscheinen, aber Daisy gefiel es so lang. Sie hatte über die glänzenden Strähnen gestrichen und genossen, wie sie durch ihre Finger glitten, bis er leise seufzend und lächelnd die Augen geöffnet hatte. Er hatte den Kopf gedreht, sich fester an sie geschmiegt und dabei mit einem zufriedenen Seufzer die Augen wieder geschlossen.
»Dann stimmt es also«, hatte sie gesagt. »Wölfe lassen sich gerne streicheln.«
»Männer auch.« Mit einem zufriedenen Brummen hatte er seinen warmen, festen Körper auf sie geschoben, war in sie eingedrungen und hatte sie beide zum Seufzen gebracht.
Er liebte sie langsam und gemächlich im Licht der Morgensonne, raunte ihr unanständige Dinge ins Ohr und küsste sie auf den Mund, bis sie in einen Nebel aus Lust und Verlangen gehüllt war. Er brachte sie zum Lachen, und sie versteckte sich unter den Laken, als er klingelte und eine Schüssel mit geschmolzener Butter verlangte. Und sie hatte ihn dazu gebracht, aufzuschreien und sie anzuflehen, als sie Wort für Wort das erfüllte, was sie ihm einmal versprochen hatte.
Sie hätte Angst haben müssen wegen der Heftigkeit ihrer Glücksgefühle, aber sie hatte keine. Wenn sie daran dachte, Ian zu heiraten und Morgenstunden wie diese mit ihm zu verbringen, erfüllten sie nicht Scham und Sorge, sondern ein warmes Kribbeln, das sie dazu brachte, eine Hand auf ihren Bauch zu legen, um sich zu beruhigen. Doch Daisy
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