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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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nicht zu hören. »Lyall hatte ihn. Die ganze Zeit über. Er hat zugesehen, wie mein Sohn wahnsinnig wurde. Was für ein Spaß das für ihn gewesen sein muss.«
    »Lyall?« Sie dachte an den abgefeimten Lykaner, Conalls rechte Hand. Er war derjenige gewesen, der versucht hatte, sie sich auf dem Friedhof zu holen. Er war überall gewesen.
    »Lyall behielt ihn bei sich, nachdem er die Wandlung vollzogen hatte. Die ganze Zeit über hat er Conall und mich gegeneinander ausgespielt. Er hat Maccon benutzt, damit ich Conall herausforderte. Und es hat geklappt.« Ians Schultern hoben sich, als er tief einatmete. »Mein Bruder ist tot. Und mein Sohn …«
    »Ach, Ian.« Wäre Lyall da gewesen, hätte Daisy ihn umgebracht. Doch sie wusste instinktiv, dass er bereits tot war. Ian hätte ihn nach einem solchen Verrat nie und nimmer am Leben gelassen.
    »Bist du verletzt?« Ian sah sie immer noch nicht an.
    Plötzlich war sie froh darüber. Sie könnte es nicht ertragen, in seine Augen zu schauen und den Vorwurf darin zu sehen. Sie verdiente ihn zwar, aber sie könnte es nicht ertragen. »Nein. Ich … er …« Daisy brachte es nicht über sich, ihm zu erzählen, dass Maccon sie angefleht hatte, ihn zu töten. Es hätte wie eine Rechtfertigung geklungen. Sie würde sich dafür nicht rechtfertigen.
    Ians Kopf fiel nach vorn, sodass sein Gesicht hinter den langen Haaren verborgen war. Daisy meinte förmlich vor Scham zu ersticken, während sie ihn ansah. Sie wollte sagen, wie leid es ihr täte, wusste aber, dass das keine Rolle spielen würde. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme so rau, dass es ihr in der Seele wehtat. »Ich muss ihn begraben.«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ich werde dir helfen.«
    »Nein!« Er holte tief Luft. »Geh einfach … geh einfach ins Haus.«
    Sie ging, weil es das Einzige war, was sie für ihn tun konnte.

38
    Es war nicht Ian, der sie Stunden später aufsuchte, sondern Talent. Daisy saß auf dem kalten Sofa, als er ins Schlafzimmer gehumpelt kam. Sein geschundener Körper war so stark bandagiert, dass er wie eine Mumie aussah.
    »Sie sollten im Bett liegen«, sagte sie. Der Hals tat ihr weh, und die Augen brannten, aber der Mann vor ihr sah noch viel verheerender aus.
    Er ließ sich neben ihr aufs Sofa sinken und schloss die Augen. »Ist egal, wo ich bin«, meinte er. »Trotzdem tut mir alles höllisch weh.«
    »Ihr Arm …« Unterhalb des Ellbogens fehlte das restliche Stück. Schuldgefühle übermannten sie bei dem Anblick. Er hatte sie beschützt.
    »Wird wieder nachwachsen. Irgendwann.« Er klang nicht sonderlich besorgt, nur ärgerlich. »Himmel, ist das kalt hier drin. Wissen Sie denn noch nicht einmal, wie man ein Feuer anmacht?« Er öffnete ein Auge einen Spaltbreit. »Oder suhlen wir uns gerade in Selbstmitleid?«
    Sie fiel nicht auf den Köder herein, sondern stand einfach auf und entzündete die vorbereiteten Kohlen, um dann ein dickes Tuch zu holen, das sie über ihn breitete. Talent nahm es mit einem Ächzen zur Kenntnis, hielt aber die Augen geschlossen. Er versuchte nicht, sich weiter zu unterhalten, wofür ihm Daisy dankbar war, sondern saß einfach nur eine Weile neben ihr, während sie gemeinsam ins Feuer starrten. Jeder einzelne Knochen in ihrem Körper schmerzte. Sie sollte nach Hause gehen. Allerdings empfand sie diesen Ort gar nicht mehr als ihr Zuhause. Ian war ihr Zuhause. Und sie hatte es zerstört. Sie wusste, dass er irgendwann zu ihr kommen und sie wegschicken würde, dass sie gehen sollte. Bis dahin würde sie sich einfach weiter wie ein Feigling verstecken und sich danach sehnen, ihn in den Armen zu halten.
    »Sie hatten keine andere Wahl.«
    Beim Klang von Talents Stimme atmete sie zischend ein. Sie brauchte einen Moment, um ihre eigene Stimme wiederzufinden. »Das spielt keine Rolle.«
    »Das sollte es aber. Maccon war wahnsinnig und hatte Schmerzen.« Er drehte den Kopf, um sie anzusehen. »Ich habe gehört, wie er Sie angefleht hat.«
    Daisy zuckte zusammen, doch er fuhr fort. »Sie haben ihm einen Gefallen erwiesen. Ian wird das verstehen. Himmel, Sie haben ihn doch sogar zurückgeholt, nachdem der Wolf die Kontrolle übernommen hatte. Er sollte sich bei Ihnen bedanken.«
    Ihr Lachen hörte sich dünn an und voller Schmerz. »Es war sein Wille und das Vertrauen des Wolfs, was ihn zurückgeholt hat. Nicht ich. Und was seinen Sohn betrifft, befürchte ich, dass Vernunft und Gefühl nie Hand in Hand gehen.«
    »Nein«, sagte Ian,

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