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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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finden.«
    Lucy. Er dachte, sie wäre seine Liebste. Die ganze Zeit hatte er nur nach seiner Liebsten gesucht. Sie drängte die Tränen zurück.
    »Diese anderen Frauen … sie trugen deinen Duft, waren es aber nicht …« Er fing wieder an zu knurren, und die Reißzähne traten hervor. »Sie waren nicht …«
    »Aber jetzt bin ich hier«, sagte Daisy schnell und besänftigte ihn mit ihrer Stimme. Sie hoffte inständig, dass er seinen Fehler nicht bemerkte. Sie dachte an Alex’ zerfetzten Leib und schluckte. »Was kann ich für dich tun?«
    »Schneid meinen Kopf ab.«
    Sie erbleichte. Alles, nur das nicht.
    Er holte rasselnd Luft. »Durchbohre mein Herz mit Silber. Mit einem Messer. Ich kann so nicht leben. Und er wird zurückkommen … der Wahnsinn. Der Wolf will auch sterben. Du hast versprochen, mir zu helfen.«
    Eine ganze Weile konnte sie ihn nur anstarren. Ihn kaltblütig umzubringen war etwas, zu dem sie sich nicht in der Lage sah. Doch ihn so leben zu lassen wie jetzt … das war kein Leben. Ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen. Wieder verkrampfte sich ihr Magen und damit der Drang, sich seines Inhalts zu entledigen. Sie holte tief Luft. »Na gut.«
    Er hielt sie nicht auf, als sie sich in Bewegung setzte und an Talent vorbeistolperte, der entweder ohnmächtig geworden oder gestorben war. Sie hatte zu viel Angst, um genau hinzuschauen. Mit steifen Bewegungen betrat sie das Haus, fand die Anrichte, in der der Butler das Besteck aufbewahrte. Darunter war auch ein silbernes Tranchiermesser. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie fühlte sich benommen, und in ihrem Kopf hatte nur ein Gedanke Platz. Sie hätte davonlaufen sollen, doch sie konnte es nicht. Sie würde diesem Mann helfen, ihrem Schicksalsboten. Sein Atem war nur ein rasselndes Keuchen, als sie sich neben ihm hinkniete. Doch seine Augen leuchteten, als er zu ihr aufblickte. »Es tut mir leid«, wisperte er. »Alles.«
    Ihr kamen die Tränen, und vor ihren Augen verschwamm alles. »Ich weiß.« Schreckliche Schmerzen, Geschwüre und Wahnsinn waren die Instrumente, die jene zu Grunde richteten, die unter Syphilis litten. Ein Schicksal schlimmer als der Tod. Trotzdem konnte sie sich nicht überwinden, sich zu bewegen.
    »Nicht deine Schuld.« Seine Stimme klang sanft. Als Daisy ihn ansah, berührte er ihren Arm. »War es nie.«
    Gütiger Himmel, er sah nicht älter aus als dreißig. Wie lange war er schon in diesem Zustand? Ihr Arm zitterte so heftig, dass sie ihn kaum heben konnte. Sie zuckte zusammen, als sich seine Hand um ihre Finger schloss. Sein Blick trübte sich. »Ich wollte dich nur noch einmal sehen, Lucy, Liebste.«
    »Ich weiß«, wisperte sie. »Ich wollte dich auch sehen. Jetzt schließ die Augen. Alles wird gut.«
    Am Ende war er es, der mit seiner Kraft und ihrer Hand das Messer zwischen seine Rippen stieß, wo es durch die Muskeln bis ins Herz drang. Er zuckte am ganzen Körper, während er das Messer vor- und zurückriss. Die ganze Zeit über lag Daisys Hand unter seiner. Das Heft des Messers war ganz glitschig.
    Der Mann tat einen letzten Atemzug in einem gurgelnden Seufzer aus Blut.
    Schreiend rutschte sie von ihm weg und kauerte sich unter einen der zerfetzten Rosenbüsche. Völlig erschöpft legte sie den Kopf auf die Arme und seufzte. Es war vollbracht. Für ihn. Doch ihre eigene Angst reichte so tief, dass sie noch nicht einmal daran denken konnte, sich zu bewegen.
    Die kurze Ruhepause, die ihr vergönnt war, endete, als die Terrassentüren mit einer solchen Wucht aufgestoßen wurden, dass sie davon schief in den Angeln hingen. Sie wollte aufschreien, als ein riesiger, brauner Wolf auf die Terrasse sprang. Rutschend kam er zum Stehen, als er sie erblickte. Daisy bekam einen ganz trockenen Mund. Gütiger Himmel, aber dieser Wolf war einfach herrlich. Das war nicht die arme, verunstaltete Kreatur, der sie geholfen hatte, aus dem Leben zu scheiden, sondern ein richtiger Wolf, ein riesiges Tier voller Anmut und Stolz.
    Schimmerndes Blut bedeckte das dichte, braune Fell. Das Tier sah sie mit seinen wilden, blauen Augen durchdringend an. Und dann geriet ihre Welt ins Wanken. Diese Augen. Ians Augen. Ach, Ian. Sie wollte vor Wut und Trauer schreien. Ian hatte sich verwandelt.
    Daisy legte eine Hand auf die Brust, um den Schmerz zu lindern, der sie plötzlich erfasst hatte. Er knurrte. Sie bewegte sich nicht, aber ihre Gedanken rasten. Sie hatte zu dem kranken Werwolf gesprochen. Der Wolf hatte den Mann freigelassen. Konnte sie zu

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