Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
Vater ist letztes Jahr gestorben. Als ich davon erfuhr, habe ich gar nicht mehr aufgehört zu lachen.« Sie seufzte. »Ich habe ihn trotz seiner Fehler geliebt, aber ich …« Daisy drehte sich um und schenkte Northrup ein etwas zittriges Lächeln. »Erst eine Woche später habe ich angefangen zu weinen. Lächerlich, nicht wahr?«
    Wie sehr sie sich wünschte, sie könnte jetzt richtig weinen, in ein richtig lautes Schluchzen ausbrechen. Sie konnte spüren, dass es in ihrem Hals steckte, aber es kam nicht heraus. Die Toten verdienten Tränen. Heute Abend verpatzte sie wirklich alles.
    Northrup machte es sich bequem, indem er die langen Beine von sich streckte, und dann genau wie sie den Blick zur Decke richtete. »Ach, ich weiß nicht. Mein Vater wurde ermordet. Als ich davon erfuhr, habe ich nicht geweint … eigentlich habe ich gar nichts gesagt.«
    Durch Northrups Worte wurde bei ihr eine Erinnerung geweckt. Archer hatte seinen Vater gekannt. Die Verrückte, die hinter Archer her gewesen war, hatte den alten Lord Rossberry umgebracht, wurde Daisy auf einmal klar. Sie räusperte sich und versuchte ruhig zu klingen. »Was haben Sie getan?«
    Northrup drehte den Kopf, um sie anzusehen. »Ich habe es mindestens zehn Huren besorgt.«
    »Allen auf einmal?«, fragte sie, woraufhin er lachen musste. Errötend wandte Daisy den Blick ab, aber sie konnte sein wissendes Lächeln spüren. Durch die Nähe zu ihm und die Wärme, die von seinem Körper ausging, konnte sie ihn weder ignorieren, noch aufhören, ihn sich beim Akt vorzustellen. Sie errötete wieder.
    »Nein, Schätzchen.« In seinen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen, während er sie ansah. Als er sprach, klang seine Stimme sanft und ernst. »Und es hätte auch keinen Unterschied gemacht. Mit der Ablenkung klappt es eh nur währenddessen.«
    Alles verschwamm vor ihren Augen, als die Tränen schließlich kamen. Langsam, als fürchtete er, sie zu erschrecken, streckte Northrup den Arm aus und griff nach ihrer Hand. Das war schockierend intim, aber trotzdem spendete es ihr Trost. Seine Hand war nicht glatt und kühl wie die eines Gentlemans, sondern rau und sehr warm. Und all diese Wärme strömte jetzt ihren Arm hoch bis in ihre Brust. Sie merkte, wie sie ihre Finger mit seinen verschränkte. Mit der anderen Hand reichte er ihr sein Taschentuch und saß schweigend neben ihr, während sie sich die Tränen wegwischte.
    Nach einer Weile stieß er einen müden Seufzer aus. »Sie wollten unter vier Augen mit mir sprechen, Mädchen. Warum denn nun eigentlich?«
    Daisy drehte sich um, und die Federn des Sofas knirschten in der Stille. Northrups Mund öffnete sich, als er Luft holte, doch in seinem Blick lag ein Anflug von Wachsamkeit. Und ganz zu Recht. Sie lächelte traurig und wünschte sich plötzlich, sie hätte das Ganze gar nicht erst angefangen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn mögen würde. »Ich will, dass Sie meine Schwester in Ruhe lassen. Sie haben kein Anrecht auf sie.«
    Ihre Worte trafen ihn sichtlich. Er lachte auf, aber gleichzeitig verzogen sich ärgerlich seine Lippen. Er ließ ihre Hand los, versuchte erst gar nicht, irgendetwas zu leugnen, wie es ein Gentleman sonst wohl getan hätte. Stattdessen zog er provozierend eine Augenbraue hoch. »Und wenn ich das nicht tue?«
    Northrup rückte so dicht an sie heran, dass sie die hellblauen Streifen in seiner Iris erkennen konnte. »Was wollen Sie dann tun? Hm?« Während er sprach, berührten seine Lippen fast die ihren. »Wütend mit Ihrem niedlichen Füßchen aufstampfen? Mich übers Knie legen und mich mit einem Ihrer zerbrechlichen Abendfächer verhauen?«
    Daisy schüttelte den Kopf, und dabei streifte ihre Nasenspitze seine. Northrup gab einen seltsamen Laut von sich, wich aber nicht zurück. Das hatte sie auch nicht erwartet. »So sehr es Sie auch enttäuschen mag … aber nein. Ich muss nichts davon tun. Meine Schwester ist sicher vor Ihnen. Sie liebt Archer und wird das auch immer tun.«
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Warum warnen Sie mich dann?«
    »Wie ich schon sagte: Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Hartnäckigkeit und jemandem einfach nur noch zur Last zu fallen. Sie, Sir, sind zu weit gegangen, und das macht Sie zu einem Narren.«
    Seine hohen Wangenknochen färbten sich dunkelrot, während aus seiner Brust ein dumpfes Knurren drang. Es war an der Zeit zu gehen. Daisy raffte ruhig ihre Röcke und streifte ihn damit, als sie sich erhob. »Sie haben sich

Weitere Kostenlose Bücher