Im Bann des Mondes
geschah, hätte sie beinahe gekeucht. Ihr Busen dehnte sich mit jedem Atemzug immer wieder weit über das Mieder hinaus aus, und sein Blick folgte der Bewegung.
»Ah, Sie sind gut«, wisperte sie, als sich die ganze Glut in ein köstliches Pochen verwandelte. Das war die Erregung, nach der sie sich vorhin gesehnt hatte. Nur dass sie jetzt, wo sie sie gefunden hatte, verwirrt war und das Gefühl hatte, auf einem durchgehenden Pferd zu sitzen, das sie gleich abwerfen würde. Hätte er nicht zärtliche Gefühle für ihre Schwester gehegt, wäre sie vielleicht in Versuchung gewesen, seinem Charme zu erliegen. »Das sind jetzt wohl die verstärkten Anstrengungen, oder?«
Ein Mundwinkel von ihm zuckte nach oben. »Wirkt’s?«
Ja
. »Wenn Sie schon fragen müssen, dann wahrscheinlich nicht.«
Er stieß ein Schnauben aus. »Wahrscheinlich?« Er hob den Kopf, um ihr in die Augen zu blicken, und sie hätte beinahe die Beine fester zusammengedrückt, um der unerwarteten Empfindungen Herr zu werden. Gütiger Himmel, er übte wirklich einen starken Reiz aus. Sie hatte ihn völlig unterschätzt. Schweigend sahen sie einander lange an.
Seine Nasenflügel flatterten, als würde er ihren Duft in sich aufnehmen, dann grinste er plötzlich unverhüllt. Ein wölfisches Grinsen, das ein warnendes Kribbeln in ihrem Bauch auslöste. »Lügnerin«, sagte er. »Ich kann Ihr Verlangen fast schmecken, so schwer hängt es in der Luft.«
Und dann wurde ihr klar … auch er hatte die ganze Zeit mit ihr gespielt. Ihr Herz fing an zu rasen, doch sie erwiderte seinen Blick mit völligem Desinteresse, denn dieses Spiel wollte sie auf gar keinen Fall verlieren. »Sie langweilen mich, Sir.«
Etwas, das sich verdächtig nach einem Knurren anhörte, drang aus den Tiefen von Northrups Brust. »Wenn Sie jetzt gelangweilt sind, kann ich es gar nicht erwarten, Sie in erregtem Zustand zu sehen.«
Langsam, oh, so langsam, hob er einen Finger, um ihn unter ihren Ärmel zu schieben und unendlich zart über die nackte Armbeuge zu streichen. Ihre Haut fing an zu kribbeln … eine angenehme Empfindung, die in ihr das Verlangen weckte, sich an seinen schlanken, warmen und festen Körper zu schmiegen. Warum musste es ausgerechnet dieser Mann sein, der sie schneller atmen ließ?
Sie schnipste seinen Finger weg und sah ihm in seine ebenfalls blauen Augen. »Verwechseln Sie mich nicht mit irgendeinem hirnlosen Huhn, das jedem Hahn hinterherrennt, der plötzlich im Hühnerstall auftaucht.«
Seine wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge erstarrten kurz, ehe sich ein Lächeln darauf ausbreitete, welches ihn von innen heraus zu erleuchten schien. Grübchen zeigten sich auf seinen Wangen, und Daisy hielt den Atem an.
Nein, ich werde nicht auf seinen Charme reagieren.
»Hahn?«, wiederholte er gedehnt und war kurz davor, in Lachen auszubrechen. Er zwinkerte ihr aus blauen Augen zu. »Meine Liebe, ich bin der Wolf.« Er beugte sich vor und kam ihr dadurch mit all seiner verführerischen Wärme und männlichen Kraft näher. Seine tiefe Stimme strich über ihre Haut. »Ich verspeise das Huhn«, raunte er leise, »ehe ich mitnehme, was davon übrig bleibt.«
Sie lachte. Sie hatte es eigentlich nicht tun wollen, aber sie konnte es nicht zurückhalten … ein lautes, völlig undamenhaftes Lachen. Lord Northrup sah sie finster an und er wirkte so entrüstet, dass sie gleich noch einmal losprustete.
Daisy rang nach Atem. »Es tut mir leid. Aber … Sie sind so … routiniert.«
»Routiniert«, wiederholte Northrup mit schwacher Stimme, und sein schönes Gesicht verzog sich zu einer männlich-finsteren Miene. Mit müder Hand rieb er sich über das Gesicht. »Tja«, meinte er und ließ sich nach hinten gegen die Rückenlehne sinken, »wenn das nicht der letzte Nagel zum sprichwörtlichen Sarg ist.«
Ihr Lachen verstummte genauso abrupt, wie es angefangen hatte, und sie wandte sich von ihm ab. Daisy schaute zur Decke hoch, und plötzlich trat eine Träne aus ihrem Auge. Sie blinzelte sie weg, doch er hatte sie bereits bemerkt. »Ach, Mädchen«, flüsterte er.
»Sie müssen mich für verrückt halten«, meinte sie.
Der Klang seiner Stimme war sanft und tröstend. »Sie haben keine Ahnung, was ich von Ihnen halte.«
Sie sah weiter zur Kassettendecke hoch. »Ich mache das immer. Lachen, wenn ich weinen sollte, weinen, wenn ich lachen sollte.« Sie schüttelte den Kopf, und eine Locke fiel ihr in die Augen. Sie war zu erschöpft, um sie zur Seite zu streichen. »Mein
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