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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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gute Christin, die Mary.« Die Frau fing wieder an, sich am Arm zu kratzen. »Hören Sie mal, die hat sich von einem Krüppel den Hof machen lassen. Da ist sie doch schon fast eine Heilige.«
    Ein Krüppel? Mr Thomas James war eindeutig nicht verkrüppelt. Winston nickte ihr aufmunternd zu, als wäre das alles nichts Neues für ihn. Er hoffte inständig, dass Sheridan sich ebenso verhalten würde. Glücklicherweise lernte der Junge. »Ich hab gehört, es war die große Liebe zwischen den beiden«, schaltete Sheridan sich ins Gespräch ein.
    »Was sollte es sonst sein?« Mrs Marples verhärmtes Gesicht entspannte sich etwas, und ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen, bei dem Sheridan sich wand. »Um über so einen verdrehten, buckligen Körper hinwegzusehen, muss es schon eine wahre Liebe sein.«
    »In der Tat«, bestätigte Winston. Er war frustriert und kam damit klar. Das, was den Opfern angetan worden war, war die Tat eines Mannes mit unglaublicher Kraft. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Krüppel dazu in der Lage gewesen sein könnte.
    Er lächelte die Frau kurz an und dankte ihr für die Zeit, die sie ihnen geschenkt hatte. Er und Sheridan waren schon fast zur Tür hinaus, als Mrs Marple ihnen noch etwas hinterherrief.
    »Sie würden sich vielleicht gern mit Miss Lucy Montgomery unterhalten«, sagte sie. »Sie war Marys beste Freundin. Die waren ganz dick miteinander. Sie arbeitet als Dienstmädchen im Haushalt von irgendeinem Lord. Ranulf House, wenn ich mich recht erinnere.«
    Eine Spur war eine Spur. Immerhin. Winston tippte an seine Hutkrempe. »Danke, Madam.«
    Mit ernster Miene sagte sie: »Finden Sie einfach diesen Verrückten, der das getan hat. Kein Mädchen verdient es, auf diese Art zu sterben.«
    Winston dachte an seine Schwägerin Daisy. Nichts würde ihn aufhalten, dieses Scheusal aufzuspüren.
    Trotz Northrups ziemlich überzeugender Behauptung, er würde Daisy schon dazu bringen, auf seinen Vorschlag einzugehen, gab es am Morgen nicht die geringste Spur von ihm. Zwar hatte es letzte Nacht einen Moment gegeben, in dem sie meinte, seinen Schatten unter der Straßenlaterne vor ihrem Haus gesehen zu haben, doch kaum war sie dichter ans Fenster getreten, war die Gestalt verschwunden, und sie konnte nicht sicher sein, ob es sich um ihn gehandelt hatte. Vielleicht hätte der Anblick sie erschrecken sollen, doch sie spürte nur, dass sie widerwillig lächeln musste. Jetzt war sie allerdings leicht verärgert, dass er nicht da war, und
das
ärgerte sie ebenfalls. Der verdammte Kerl. Hatte er die Gefahr hochgespielt, um sie in Angst zu versetzen? Vielleicht aus Rache, weil sie ihn am ersten Abend wie einen Trottel hatte stehen lassen? Wenn wirklich eine Gefahr bestand, würde er ihr bestimmt an den Fersen kleben.
    Doch sie war kein Mensch, der untätig herumsaß und darauf wartete, von dieser Bestie erledigt zu werden. Sie gab den Befehl, die Kutsche vorfahren zu lassen.
    James Street 98 lautete die Adresse von Florin, dem berühmtesten Parfümeur der Welt. Es hatte mal eine Zeit gegeben, als Daisys Vater Florin mit exotischen Ölen und Essenzen versorgt hatte, aus denen dieser seine himmlischen Kreationen zauberte. Diese Geschäftsbeziehung hatte ihre Liebe für Parfüms ins Leben gerufen. Doch es war ihr besonderes Talent gewesen, das die Beziehung zu diesem Laden vertieft hatte.
    Ein adrett gekleideter Angestellter eilte nach draußen, um sie zu begrüßen und ihr aus der Kutsche zu helfen. Nachdem er sie höflich nach drinnen geführt hatte, nahm er wieder seinen Posten neben der Glastür ein und hielt nach dem nächsten Kunden Ausschau.
    Da es später Nachmittag war und eine Zeit, in der alle beim Tee saßen, war es im Geschäft leer. Daisy war froh darüber, denn sie ging nicht davon aus, dass es ein angenehmer Besuch sein würde. Mr Abernathy hielt hinter dem schimmernden Mahagonitresen Hof und stand stocksteif in seinem gestärkten Anzug da. Der Mann riss die wässrigen blauen Augen auf, als er sie sah, aber seine Miene blieb beherrscht, und seine Mundwinkel zogen sich zur Andeutung eines freundlichen Lächelns unter dem weißen, gepflegten Bärtchen nach oben.
    »Madam«, begrüßte er sie im geziemenden Ton. »Wie kann ich dienen?«
    »Ich weiß Ihre Diskretion zwar zu schätzen, Mr Abernathy, aber im Moment ist es mir egal, ob man mich erkennt.« Sie legte ihr Handtäschchen auf den Tresen, der mit einer Glasplatte bedeckt war. »Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen. Ich bin

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