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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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»Es ist nicht der Wolf, sondern der Mensch, der zurückkehren will … der dies bewirkt, muss ich leider gestehen. Mord ist eine Spezialität des Menschen. Wölfe töten nicht zum Spaß, sondern nur um an Nahrung zu kommen oder wegen der Hierarchie im Rudel. Ein Werwolf ist etwas Labiles, und es ist die Aufgabe des Lykaners, dafür zu sorgen, dass er sich nicht auflehnt. Das ist aber gar nicht so einfach, denn ein Werwolf besitzt die ganze Kraft eines Wolfs, während der Lykaner einige seiner menschlichen Schwächen beibehält.«
    »Und dieser Werwolf, der Alex angegriffen hat …« Daisys Stimme sank zu einem tonlosen Flüstern herab, und ihre zarte Haut wurde ganz weiß. »Sie sagten, er wäre wahnsinnig. Aber sind das nicht alle?«
    »Nicht in dieser Weise.« Er spürte das Gewicht seiner Worte, als er sie aussprach. »Der Geruch, den er verströmt, ist ganz und gar krank. Ich fürchte, dass ihn das nur noch labiler macht.«
    »Ich habe es auch gerochen. Wie etwas Verdorbenes.«
    Es gelang ihr immer wieder, ihn zu überraschen.
    »Ja«, sagte er.
    Daisy kaute an ihrer Unterlippe. »Da ist eine Sache, die ich nicht verstehe. Wir haben beide dieses Kranke bei dem Werwolf gerochen. Aber wie kann das sein, wenn Sie doch alle unsterblich sind? Man sollte doch meinen, dass Ihnen Krankheit nichts anhaben dürfte?«
    Ian griff nach ihrem Krug und nahm noch einen Schluck. »Lykaner werden erst mit voller körperlicher Reife unsterblich. Bis dahin sind wir genauso sterblich wie alle anderen Menschen auch. Wir können krank werden …« Der Krug schlug auf der Tischplatte auf, als er ihn absetzte. »Wir können sterben. Wenn man sich vorher eine degenerative Krankheit zuzieht«, Ian zuckte die Schultern, »wird diese durch die Verwandlung in einen Lykaner nicht ausgemerzt, sondern ihr Verlauf nur verlangsamt. Die Krankheit würde auf den Werwolf wirken und ihn allmählich von innen her aufzehren. Leider ohne ihm dabei die Kraft zu nehmen, sondern das Tier würde einfach nur unberechenbarer werden.«
    Sie griff nach dem Krug, um schnell einen Schluck zu nehmen, setzte ihn aber gleich wieder ab, als sie feststellte, dass er leer war. Sie legte ihre Hände um das Zinngefäß, als wollte sie verhindern, dass sie zitterten. »Wie gehen wir jetzt also weiter vor?«
    »Wie ich schon sagte … Sie wohnen bei mir, damit ich Sie beschützen kann.«
    Mit einem Ruck setzte sich Daisy auf. »Nein.«
    »Was meinen Sie mit ›nein‹?«, fragte er. »Haben Sie denn nicht ein Wort von dem, was ich gesagt habe, gehört?«
    »Ich habe jedes einzelne Wort gehört, Northrup.«
    Er sah sie sprachlos an, denn er konnte ihren Widerstand nicht verstehen. »Aber Sie begreifen doch bestimmt, dass Sie Schutz brauchen?«
    »Natürlich verstehe ich das. Ich sehe nur nicht ein, warum ausgerechnet Sie derjenige sein müssen, der mich beschützt.«
    Ihm lagen ein paar saftige Flüche auf der Zunge, doch er hielt sich zurück und ging die Sache direkt an. »Haben Sie Angst vor mir? Ist das Ihre Sorge?«
    Daisy schwieg einen Moment lang und kaute wieder auf ihrer Unterlippe, während sie überlegte. Als sie schließlich sprach, sah sie ihm direkt ins Gesicht. »Nun, Sie wüssten, dass ich lüge, würde ich behaupten, keine Angst gehabt zu haben, als Sie es mir erzählten.«
    Er nickte kurz, und sie fuhr fort. »Aber während ich jetzt mit Ihnen hier sitze und Sie ansehe, habe ich keine Angst.« Langsam schüttelte sie den Kopf und stieß ein kurzes, selbstironisches Lachen aus. »Ich muss wohl töricht sein« – sie sah ihn mit blauen Augen durchdringend an – »denn mein vorherrschendes Gefühl in Ihrer Gegenwart ist Verärgerung.«
    »Mit Verärgerung kann ich leben«, erwiderte er und hoffte, dass er nicht wie ein Dummkopf grinste. »Dann lassen Sie uns aufbrechen und Ihre Sachen holen.«
    Dieses Mal war es Daisy, die ihn am Ärmel festhielt. »Das war ein netter Versuch, Northrup, aber ich lasse mich nicht von Ihnen bevormunden.«
    Ächzend ließ er sich wieder zurücksinken und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Was für Einwände haben Sie denn noch? Welche verschrobene Vorstellung? Langsam bin ich wirklich in arger Versuchung, Sie einfach über die Schulter zu werfen und ohne weitere Diskussionen mitzunehmen.«
    »Das würden Sie nicht wagen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch, und sie verschränkte die Arme vor der Brust, als würde ihn das irgendwie aufhalten. »Machen Sie sich Sorgen um Ihren Ruf?«, fragte er.
    »Blödsinn«, erwiderte sie mit

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