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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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ziemlich erzürnt über Sie, und ich denke, Sie wissen auch warum.«
    Er blinzelte verwirrt und wurde zum perfekten Abbild der Unschuld. Aber ihr entging weder sein am Hals sichtbarer, nervös schlagender Puls, noch das Zucken seines Bärtchens. »Mrs Smith, ich bin mir keines Fehlverhaltens bewusst, das Ihren Tadel rechtfertigen würde, und könnte es mir auch gar nicht vorstellen. Bitte, seien Sie versichert, dass ein Irrtum vorliegen muss.«
    Ihr Lächeln war dünn. Eine Warnung. »Mr Abernathy, wir haben gute Geschäfte miteinander gemacht, die sich wohl auch für beide Seiten gelohnt haben, wie ich meine.«
    Das wusste der Mann. Daisy hatte den Laden in ihrer Rolle als die rätselhafte Mrs Smith mit zahlreichen Parfümkreationen versorgt, die alle höchst erfolgreich waren. Genau wie der lang erwartete Duft, der gerade für die Königin entwickelt wurde. Im Gegenzug erhielt Daisy einen großzügigen Anteil der Gewinne des Ladens und würde nie hungern müssen – trotz Craigmores Bemühungen, sie in der Gosse landen zu lassen. Ja, es war eine lohnende Beziehung, bei der aber bestimmte Parteien mehr Macht hatten.
    Sie klopfte mit dem Finger auf das Glas. »Ich würde es ungern sehen, wenn unsere Beziehung aufgrund einer Belanglosigkeit zu Ende ginge. Es gibt mehrere Geschäfte, die nur zu froh wären, meine Kreationen zu kaufen.«
    Abernathy zuckte zusammen, als wäre er geschlagen worden. »Aber, Madam! Das würden Sie doch nicht wagen.«
    »Ach nein?«
    Von seinem hohen, weißen Kragen aus stieg flammende Röte in seine Wangen. »Haben Sie denn keinen Sinn für Loyalität?«
    »Ich?« Sie beugte sich weit über den Tresen und musste den Drang unterdrücken, ihm mit dem Finger auf die gestärkte Hemdbrust zu klopfen. »Ich bin es nicht, die Geheimformeln zur Zusammensetzung von Parfüms an andere weitergegeben hat. Ich bin mir sicher, dass Ihre Oberen das liebend gern erfahren würden.«
    Sein großer Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Aber, Mrs Smith, Sie können doch nicht tatsächlich glauben, dass ich …«
    »Ich kann, und ich tue es.« Sie bedachte ihn mit ihrem besten strengen Poppy-Blick, der bei Lügnern genauso gut wirkte wie bei Schwestern. »Sie sind der Einzige, der sich um die Herstellung meines persönlichen Parfüms kümmert. Es ist nicht für eine massenhafte Verbreitung bestimmt, und das wissen Sie ganz genau.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, wie Sie darauf kommen …«
    »Dann will ich es Ihnen noch einmal mit ganz einfachen Worten erklären, damit es kein Missverständnis gibt.« Ihre Hand legte sich um seinen Aufschlag, und der Stoff knitterte in ihrer Faust. »Eine andere Frau hat mein Parfüm benutzt. Sie werden mir sagen, an wen Sie meine Formel verkauft haben, und im Gegenzug dürfen Sie Ihre Stellung behalten, und ich werde weiter für Sie arbeiten. Wir können aber auch anders vorgehen. Doch glauben Sie mir, wenn ich sage, dass das nicht von Vorteil für Sie sein wird, Mr Abernathy.«
    Als er steif, aber zustimmend, nickte, war seine Stirn mit Schweißperlen bedeckt. Daisy schenkte ihm ein allerliebstes Lächeln.
    »Der Name, wenn ich bitten darf, Mr Abernathy.«
    »He! Sie zerknittern noch die Seide.«
    Ian bedachte seinen Kammerdiener mit einem schiefen Blick. Der war dabei, seine Weste hastig glatt zu streichen, als hätte er sie in Brand gesteckt, statt sie nur etwas eilig zuzuknöpfen. Der junge Mann war schlimmer als ein Kindermädchen. »Talent, aber Sie wissen, dass ich noch ein ganzes Dutzend anderer Westen habe, oder?«
    Talent machte ein finsteres Gesicht. »Ja genau, dadurch wird es zu einer wirklich lästigen Übung, die Sachen von jemandem in Ordnung zu halten.« Vorsichtig holte er Ians Abendmantel hervor und half Ian hinein. »Verdammt! Sie haben vierzig Krawatten, wie es sich für einen verwöhnten Marquis ziemt. Warum nicht die eine verbrennen, die Sie gerade umhaben? Das erspart mir die Mühe, sie zu säubern und zu plätten.«
    Ian schloss die Augen und fragte sich wohl zum hundersten Mal, warum er sich je darauf eingelassen hatte, Talent zu seinem Kammerdiener zu machen. Und dann erinnerte er sich daran, dass der verdammte Junge kein Nein als Antwort akzeptiert hatte. Man hatte den Jungen vor zehn Jahren fast totgeschlagen auf Ians Türschwelle gefunden. Ian hätte den jungen Jack Talent sehr gern für andere Aufgaben eingestellt, denn der besaß die Voraussetzungen für einen hervorragenden Spion, doch Talent hatte das, was man ihm anbot, nicht haben wollen.

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