Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
erleben Sie wirklich, was für eine Plage ich sein kann.«

7
    Winston Lane war es gewohnt, angelogen zu werden. Sogar die Unschuldigen wichen seinem Blick aus, als hätten sie das Gefühl, Geheimnisse wahren zu müssen, an denen er gar kein Interesse hatte. Lügen, Ausflüchte, Misstrauen … in diesem Umfeld war ein Inspektor tätig. Lügen erkannte er sofort.
    Die Herren Northrup und Archer hatten ihn angelogen. Sie wussten Dinge bezüglich des Falls, die er nicht wusste. Das spürte er instinktiv. Und die weiblichen Opfer waren der Schlüssel. Lord Northrup war ganz besonders erpicht darauf gewesen, die Frauen zu untersuchen. Vor allem die Kleidung von Miss Mary Fenn. Northrup hatte daran gerochen. Dessen war Winston sich sicher. Er hatte gesehen, wie die Nasenflügel des Mannes flatterten, wie bei einem Tier, das eine Gefahr witterte. Sehr seltsam. Warum hatte er das getan? Was hatte er entdeckt?
    Winston unterdrückte ein Seufzen und musterte die feindselige Frau vor sich. Sie erinnerte an einen Vogel. »Mrs Marple, würden Sie sagen, dass Mary Fenn eine tüchtige Angestellte war?«
    Laut Mary Fenns Mutter hatte die Besitzerin des Hutgeschäfts, Mrs Marple, ihre Tochter immer bis zur Erschöpfung arbeiten lassen. Das überraschte nicht weiter. Trotzdem war die Frage geeignet, um herauszufinden, ob Mrs Marple log.
    »Ja, ganz ordentlich.« Sie kratzte sich am Ärmel. »Sie war pünktlich und tat ihre Arbeit, obwohl sie dazu neigte, ihre Hauben mit zu vielen Blumen zu verzieren.« Sie deutete auf das Meer von Hauben, die in allen Farben die Regale hinter ihr füllten. »Teure Seidenblumen. Es ist besser, mit Wachsfrüchten und so was zu füllen.«
    Winstons Partner Sheridan, der neben ihm stand, gab einen typisch männlichen Laut der Verärgerung von sich, denn er interessierte sich noch nicht einmal ansatzweise für weibliche Mode. Winston warf ihm einen scharfen Blick zu, ehe er seine Befragung fortsetzte. »Und ihr Charakter war in Ihren Augen über alle Kritik erhaben?«
    Mrs Marples Blick huschte zwischen Sheridan und ihm hin und her, während sie zu ergründen suchte, worauf der Inspektor hinauswollte und sich fragte, was er von ihr wollte. Es war schon eine kitzelige Angelegenheit … so eine Befragung von Zeugen. Wenn man die Fragen falsch formulierte, brachte man die Menschen unter Umständen dazu, einem Dinge zu erzählen, von denen sie meinten, man wollte sie hören, die aber nicht unbedingt der Wahrheit entsprachen. Fragte man zu unverblümt, schaltete der Zeuge vielleicht auf stur und verschloss sich wie eine Auster. Schritt, Drehung, Führen, Loslassen … eine Befragung war wie tanzen.
    »Ich würde doch wohl kaum ein Mädchen mit einem fragwürdigen Charakter einstellen, oder?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Aber«, mischte Sheridan sich ein, »wenn es aus Versehen doch geschehen wäre, was würde eine Dame dann tun?«
    Mrs Marple plusterte sich förmlich auf. »Na, sie rausschmeißen, natürlich!«
    »Auch wenn man dadurch eine sehr tüchtige Angestellte verlieren würde?«, fragte Winston und übte jetzt doch einen ganz leichten Druck auf sie aus.
    »Hören Sie.« Sie trat einen Schritt näher und hob wütend ihre knochige Hand. »Nur weil ein Mädchen einen Verehrer hat, wird sie dadurch nicht unerwünscht.«
    »Miss Fenn hatte einen Verehrer?« Winston wusste bereits davon, seit er die Mutter befragt hatte. Es handelte sich um einen Mr Thomas James, einen freundlichen Mann.
    Mrs Marple blinzelte. »Ich habe ihn nur einmal gesehen. Er kam letzte Woche während der Mittagszeit vorbei, um Guten Tag zu sagen. Mary sagte, sie wären verlobt und wollten heiraten. Ich hörte, dass er im Parfümgeschäft tätig ist. Mary war recht stolz auf den Duft, den er ihr erst letztens geschenkt hatte.«
    Sheridan richtete sich gerader auf, seine Aufmerksamkeit war geweckt. Mr Thomas James war kein Parfümeur gewesen. »Könnten Sie den Mann beschreiben, den Sie gesehen haben?«
    Wieder huschte ihr Blick zwischen den beiden hin und her. »Warum?«
    Winston sah sie unverwandt an. »Die Beschreibung, bitte, Mrs Marple.«
    »Er kam nicht ins Geschäft herein. Ich habe ihn nur aus der Ferne von hinten gesehen, als sie sich mit ihm an der Straßenecke traf.« Mrs Marple deutete auf die dunkle Ecke, von der aus es in eine Gasse ging.
    Winston gelang es nicht, seine Überraschung vollständig zu verbergen, und die Frau errötete. »Was war schon Schlimmes daran, die beiden sich allein treffen zu lassen? Das war eine

Weitere Kostenlose Bücher