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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Ring, wenn dir danach ist, Lyall«, erklärte er. »Ich warte.«
    Mit einem Ruck kam die Kutsche zum Stehen. Northrup wartete nicht auf die Lakaien, sondern sprang geschmeidig aus dem Gefährt und landete sicher auf dem Boden. Er hielt sich nur einen kurzen Moment damit auf, dass man ihm die Handschellen abnahm, ehe er auf die offene Tür zuging. Kein einziges Mal schaute er zurück, um nach ihr zu sehen.
    Gleich würde sie einem König gegenübertreten. Daisy weigerte sich, auf ihr Kleid zu schauen, denn sonst hätte sie angefangen zu wimmern. Männer mochten es für eine dumme, weibliche Laune halten, aber die richtige Kleidung gab einem Kraft und Selbstvertrauen. Ihr ramponiertes, tief ausgeschnittenes Kleid war nicht unbedingt das ideale Gewand, um einem König vorgestellt zu werden.
    »Es gibt etwas, das ich nicht verstehe«, meinte Daisy zu dem Mann an ihrer Seite.
    Lyall grinste höhnisch, als wollte er sagen, dass ihn das nicht überraschte. Sie ignorierte den Blick. Ihre Neugier war zu groß, um zu schweigen, und Northrup ging zehn Schritte voraus. Deshalb musste sie Lyall fragen, auch wenn der ein Mistkerl war.
    »Wenn Northrup der ältere Bruder ist, warum ist er dann nicht der König?«
    »Weil er seinen Führungsanspruch nicht angemeldet hat.«
    »Seinen Führungsanspruch anmelden? Dann nehme ich mal an, dass bei Lykanern nicht die gleichen Erbfolgegesetze gelten?«
    Lyall zuckte die Achseln. »Mehr oder weniger schon, aber wir leben ewig, klar? Deshalb bleibt ein König für immer auf dem Thron, was ein Problem sein kann, wenn besagter König nachlässig wird oder kein guter Herrscher ist.« Ein kurzes Flackern zuckte in seinen Augen. »Irgendwann muss jeder König herausgefordert werden. 1815 war Ians Vater, Alasdair, König, doch es war ein großer Schlag für ihn, als die Eishexe ihn bei lebendigem Leib verbrannte. Es gibt ein paar Wunden, von denen noch nicht einmal ein Lykaner wieder gesundet. Er blieb noch eine Weile auf dem Thron, doch es wurde offensichtlich, dass er nicht mehr in der richtigen Verfassung war, um zu regieren. Als Erstgeborener hätte Ian das Recht gehabt, seinen Vater herauszufordern und um die Krone zu kämpfen, aber ihm fehlte das Interesse daran. Und so trat Conall vor und tat, was richtig war. Er verdrosch Alasdair förmlich und nahm sich den Thron.«
    Daisy sperrte den Mund auf, schloss ihn jedoch schnell wieder. »Sie sollten ihren Vater schlagen?«
    Er nickte. »Vielleicht ihn sogar töten, wenn es ein echter Kampf um die Krone ist. So ist es Brauch bei uns.«
    Daisy beobachtete, wie Northrup einen langen Flur, ausgekleidet mit herrlichem weißem Marmor, entlangging. Die Türstürze waren golden abgesetzt. Northrup trug eine aufrechte und stolze Haltung zur Schau, man sah ihm kein Zögern oder gar Angst an. Sie spürte, dass sie anfing, den Mann immer mehr zu schätzen. »Vielleicht war Northrup zu zivilisiert und fürsorglich, weshalb er seinem eigenen Vater nicht wehtun wollte.«
    Lyall schnaubte abfällig. »Es handelte sich nicht um einen feindseligen Umsturz. Alasdair war bereit zurückzutreten. Verletzungen, die bei so einem Kampf zugefügt werden, sind nur vorübergehend und eher eine Demonstration der Stärke. Es geht nicht darum, dem anderen wirklichen Schaden zuzufügen. In Wahrheit verletzte es Alasdair viel mehr, dass der Mann, der ihm gegenübertrat, nicht sein geliebter Erstgeborener war.«
    »Sie sind Ihrem König gegenüber sehr loyal«, sagte sie. »Waren Sie Alasdair auch so treu ergeben?«
    Er gab ein verärgertes Schnauben von sich. »Ich bin dem Clan Ranulf treu ergeben … wer immer ihn regieren mag.«
    »Also auch Northrup, wenn der König geworden wäre?«
    Lyall verzog die Lippen. »Zu Feiglingen halte ich nicht, Mädchen. Wäre er ein Alphamännchen, ein wahrer Anführer, hätte er den Thron übernommen.«
    Northrup ballte die Hand zur Faust, und Daisy wusste, dass er es gehört hatte. Sie richtete den Blick wieder auf Lyall. »Northrup mag vieles sein, aber er ist kein Feigling. Das weiß ich.«

21
    Ein Alphamännchen, mein Junge, ist nicht das Tier mit der größten Kraft, sondern das mit dem stärksten Willen. Deshalb wisse, was du willst, mein Junge. Dann darf kein Zögern sein oder irgendwelche Vorbehalte … und du wirst der Anführer.
    Ian trat mit langen Schritten in die große Halle des Clan Ranulf, und die Worte, die sein Vater vor so langer Zeit gesprochen hatte, klangen in ihm nach. Hier in diesen heiligen Hallen spürte er die Macht

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