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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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angriffen, verändert. Anstelle der Nägel waren da jetzt lange Krallen, aus dem Mund ragten Reißzähne. Vor Angst verkrampfte sich in Daisys Innerem alles, doch Northrup war ein herrlicher Anblick in seiner Raserei. Sehnige Muskeln, die unter den Fetzen seines Hemds zu erkennen waren, zogen sich zusammen, als er sich auf einen der Männer stürzte und diesen mit einem Kinnhaken zu Boden streckte. Gegen ihren Willen spürte Daisy ein Gefühl in sich aufsteigen, das auf beunruhigende Weise an Stolz erinnerte.
    Das Gefühl verging abrupt, als sich eine große, grobe Hand um ihren Hals legte und zudrückte. Sie schrie auf und wehrte sich, wurde aber gegen einen stählernen Körper gezogen. Krallen bohrten sich gerade so tief in ihr Fleisch, dass sie den schmerzhaften Stich spürte.
    »MacRanulf«, brüllte eine raue Stimme hinter ihr. »Soll ich ihr den Kopf vom Leib trennen?«
    Northrup kam so schnell hoch, dass der Mann, gegen den er gekämpft hatte, flach aufs Gesicht fiel. Leicht keuchend vor Anstrengung stierte er die Gestalt an, die Daisy gepackt hatte. Man hörte lautes Stöhnen vom Boden, als die Männer um ihn herum versuchten, wieder hochzukommen. Einer von ihnen packte seinen eigenen Kiefer, der seltsam schief herunterhing, und gab ihm einen Ruck. Es knackte laut, als das Gelenk wieder einrastete.
    Der Mann, der sie hielt, trat etwas zur Seite, sodass Daisy einen Blick auf ihn erhaschen konnte. Der drahtige Kerl war nur ein paar Zentimeter größer als sie, aber stark. Blondes Haar umrahmte engelhaft sein Gesicht, doch seine Züge waren grausam und grob. »Ich bin gekommen, um dich zu holen. Jetzt folge mir, wie es ein braver Hund tun würde, ja?«
    »Lyall.« Northrup zog die Lippen zurück und enthüllte blutige Zähne. »Komm doch her und hol mich.«
    Heißer Atem streifte ihre Wange, als Lyall lachte. »Netter Versuch, MacRanulf. Aber ich glaube, ich halte lieber die Süße hier fest.« Er drehte den Kopf, um Daisy zu betrachten. Die bernsteinfarbenen Augen glitzerten interessiert. »Scheint mir eine Schande zu sein, so einen appetitlichen Happen loszulassen, ohne einen Bissen genommen zu haben.«
    Northrups Hände ballten sich zu Fäusten, aber er bewegte sich nicht.
    Lyall lachte wieder leise. »Wie ich’s mir gedacht hatte. Komm. Ranulf wartet.«
    Daisy hatte nicht damit gerechnet, nach Mayfair gebracht zu werden. Und auch nicht, dass dies mit einer luxuriösen Kutsche erfolgen würde, die auf den schwarz lackierten Türschlägen mit einer ihr fremden Adelskrone und dem Wappen der Ranulfs geschmückt war.
    Steif hockte sie auf der dunkelroten Lederbank und versuchte nicht, Northrups Blick zu suchen. Es war eindeutig, dass er sie auf keinen Fall ansehen wollte. Er hatte kein Wort gesagt, seitdem sie in die Kutsche gestiegen und er die saubere Kleidung genommen hatte, die Lyall ihm mit den Worten »Zieh dich an« zugeworfen hatte. Daisy war ziemlich stolz auf sich, dass sie Northrup nicht mit offenem Mund angestarrt hatte, denn seine Brust war wirklich … verblüffend. Es gab kein anderes Wort für dieses Netzwerk aus Muskeln und Sehnen, die Arme und Rumpf bedeckten, die straffe, glatte Haut. Alles bewegte sich in perfekter Harmonie, als er sich mit einem nassen Lappen wusch, den man ihm ebenfalls gereicht hatte. Dann hatte sich Northrup schnell und ohne überflüssige Handgriffe angezogen. Kein einziges Mal hatte er in ihre Richtung geschaut.
    Jetzt saßen sie einander in der Kutsche gegenüber, und Northrup blickte nachdenklich in die Ferne. Der Mann neben ihm warf Daisy hin und wieder einen lüsternen Blick zu. Er hatte keine neue Kleidung bekommen, sondern trug immer noch das zerfetzte Hemd, das eher rot vom Blut denn weiß war. Doch beide – er und Northrup – hatten bereits angefangen zu heilen, und was vorhin noch klaffende Wunden gewesen waren, hatte sich nun zu kaum noch nässenden Schnitten zusammengezogen. Den Unseligen, dem dank Northrup der Kopf abhandengekommen war, hatte man auf dem Boden in Northrups Halle liegen gelassen.
    Die Kutsche bog in die Park Lane ab, und der Griff um ihren Arm wurde fester. Sie hatte die Nase voll und schüttelte die Hand ab, während sie den Mann namens Lyall wütend ansah. »Was erwarten Sie von mir?«, fuhr sie ihn an. »Dass ich mich aus einer fahrenden Kutsche stürze? Es gibt keine Veranlassung, mich über Gebühr zu begrapschen.«
    Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Wir Wölfe grapschen gerne. Lecken und Beißen übrigens auch. Oder hat Ihnen Ihr

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