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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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ich es mir nur eingebildet habe, letzte Nacht mit dem Werwolf gekämpft zu haben? Oder dass deine Männer ihn mit Ranulf-Pfeilen niederstreckten, nur kurz bevor sie das Gleiche mit mir taten?«
    Conall lachte kurz auf. »Ich habe keine Ahnung, was du dir eingebildet hast.«
    Ian griff in seine Hosentasche. »Dann sag mir, ob ich mir das hier auch eingebildet habe.« Er warf den silbernen Pfeil, den er behalten hatte, durch die Luft. Klappernd fiel er auf den schwarzen Marmorboden, wo er sich noch kurz drehte.
    Das Murmeln der anderen Anwesenden verriet Ian, dass alle Lykaner den Pfeil erkannten.
    Conall blieb stehen und machte auf dem Absatz kehrt. Er warf einen Blick auf den Pfeil und sah dann wieder Ian an. Das Gesicht seines Bruders gab keine Regung preis. Das musste Ian ihm lassen.
    »Was soll ich da sehen?«, fragte Conall, der den Pfeil keines Blickes mehr würdigte.
    Ian lächelte dünn. »In Ordnung. Ich spiele mit. Das da, mein lieber Bruder, ist ein Ranulf-Jagdpfeil. Einer von vieren, die gestern Abend ihren Weg in meine Brust gefunden haben. Nachdem der Werwolf, der mich angriff, auch seinen gerechten Anteil an Pfeilen erhalten hatte.«
    »Aber keins von meinen Clan-Mitgliedern hat gestern Abend Jagd auf Werwölfe gemacht.« Conall wandte sich an Lyall. »Oder irre ich mich da?«
    Lyall wirkte amüsiert. »Nein, Sire.« Sein kalter Blick aus bernsteinfarbenen Augen richtete sich kurz auf Ian. »Noch würde ein Angehöriger meiner Wache MacRanulf ohne Grund niederstrecken.«
    Vor Wut begann Ians Blut zu kochen. Lyall, der Mistkerl, würde alles sagen, worum ihn Conall bat. Lyall war ein Lykaner, und deshalb sah man ihm sein Alter nicht an. Doch er war älter als sie alle und hatte schon unter Ians Vater an zweiter Position gedient. Damals war Lyall wie ein Onkel zu Ian gewesen. Er hatte sich in jeder Hinsicht um ihn und um die Familie gekümmert. Bis Ian den Thron abgelehnt hatte. Da hatte Lyall sich von ihm abgewandt und nur noch Conall die Treue gehalten.
    Conall entfernte sich von dem Pfeil. »Möchtest du jetzt also Lyall als Lügner bezeichnen?«
    Ja
. »Ich habe nicht den Wunsch, ihn in irgendeiner Weise zu bezeichnen.«
Außer als schlauen kleinen Speichellecker
.
    Wenn Conall und Lyall darauf beharrten zu lügen, konnte Ian nichts daran ändern. Er sehnte sich danach, Conall die Anstecknadel, die er in Bethnal Green gefunden hatte, vor die Nase zu halten und eine Erklärung zu verlangen, aber das käme einer Provokation gleich. Er ließ den Blick über die bei Hofe anwesenden Lykaner schweifen. Einige kannte er, andere waren ihm fremd. Alle trugen kostbare Kleidung. Doch keinen von ihnen hatte Ian je unter seinen menschlichen Bekannten gesehen. Was war hier passiert? Hatte Conall sie so weit isoliert, dass sie sich nicht in der Gesellschaft der Menschen bewegen durften? Das war höchst gefährlich. Denn Lykaner brauchten den Kontakt zu Menschen, um geistig gesund zu bleiben. »Ist euch allen der Gestank des Werwolfs entgangen, der überall in unserer Stadt wahrnehmbar ist?«, frage Ian.
    »Meiner Stadt«, korrigierte Conall ihn mit einem warnenden Unterton.
    »Unserer Stadt«, wiederholte Ian. »Oder sind die Ranulfs kein Clan mehr?«
    Ein Raunen ging durch die Menge, und Unruhe machte sich breit. Diese Lykaner waren es zu sehr gewöhnt, unterwürfig zu sein. Ian konnte es an ihrer Haltung erkennen, der Art, wie sie Conall nicht mit Respekt, sondern voller Vorbehalt und Angst ansahen.
    »Die Frage sollte sein, warum es dir überhaupt so wichtig ist, Bruder.« Conall baute sich dicht vor ihm auf, und Ian konnte Blut in seinem Atem riechen. »Du hast den Clan vor langer Zeit verlassen. Du befindest dich nicht in der Position, Fragen zu stellen. Dass ich dir überhaupt erlaubt habe, in dieser Stadt zu leben, sollte dich voll Dankbarkeit und Demut den Kopf senken lassen.«
    »Der Werwolf stellt eine Gefahr für alle dar, nicht nur für den Clan«, erklärte Ian. »Er muss zur Strecke gebracht werden, ehe er unsere Existenz enthüllt und noch weitere verletzt.«
    »Du und deine geschwollenen Reden.« Conall umkreiste Ian. »Eine armselige Art und Weise, Aufmerksamkeit zu erhaschen.« Conall rieb sich das Kinn, und einen Moment lang ähnelte er so sehr ihrem Vater, dass es Ian einen Stich versetzte. »Da fange ich doch an, mich zu fragen … angesichts der Tatsache, dass du der einzige Lykaner bist, der behauptet, diesen Wolf gesehen zu haben … tja, mein lieber Bruder. Vielleicht bist du ja für all

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