Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
Liebhaber das noch nicht gezeigt?«
    Sie verzichtete darauf, in Northrups Richtung zu schauen, um zu sehen, wie er auf die Worte reagierte. Stattdessen zuckte sie die Achseln und gab sich mit übertriebener Sorgfalt der Betrachtung ihrer Fingernägel hin, die nach der vergangenen Nacht ziemlich gelitten hatten. »Wenn Sie Northrup wirklich kennen, werden Sie verstehen, warum ich angesichts Ihrer Grobheit nicht erröte.«
    Ihr Nachbar grinste und strich ihr mit einem Finger über ihren Arm, sodass sie eine Gänsehaut bekam. »Dann mögen Sie es also grob.«
    Vielleicht war sie die Einzige, die bemerkte, dass Northrups Hand sich zur Faust ballte. Sie hielt es für besser, wenn Lyall es nicht sah. Deshalb ließ sie sich nach hinten gegen die Rückenlehne sinken, als wäre sie völlig entspannt. »Northrup zu reizen, bringt nichts, und mich langweilt das nur.«
    Er lachte wieder, doch seine Nasenflügel flatterten und die bernsteinfarbenen Augen wurden dabei etwas größer. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie richtete den Blick aufs Fenster und sah nach draußen. Sie befanden sich jetzt in einem Teil Londons mit hochherrschaftlichen Häusern, in denen die Oberschicht wohnte. Daisy biss sich auf die Unterlippe. Wer war dieser Ranulf? Und in welcher Beziehung stand er zu Northrup?
    Die Kutsche hielt vor dem Tor eines großen Hauses, das Daisy nicht in seiner Gänze sehen konnte.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Daisy Northrup, um das unerträgliche Schweigen zu beenden und ihn zu zwingen, in ihre Richtung zu schauen.
Zur Hölle mit ihm!
    Himmelblaue Augen sahen sie kurz an. Sein Mund bildete eine schmale Linie, die dunklen Brauen waren zusammengezogen, als ärgerte er sich über ihre Gegenwart. »Ranulf House.«
    »Ranulf? So heißt du doch.«
    Er sah sie nicht an, sondern starrte aus dem Fenster. »Vor langer Zeit war es mal das Haus meines Vaters.«
    »Deines Vaters?« Daisys Finger bohrten sich in ihre Schenkel, als sie sich nach vorn beugte. »Erzähl mir, was passiert ist, Northrup.«
    Er seufzte, und ihr entgingen weder die von Erschöpfung gezeichneten Falten um seinen Mund, noch das leise Knurren in seiner Stimme. »Mein Vater war The Ranulf, König des Clans der Lykaner von Westeuropa und Skandinavien.«
    Sie stieß einen erstickten Laut aus. »Aber ich dachte, er wäre der Earl von Rossberry.«
    »Das ist unser Titel bei den Menschen. Aber hier, unter Lykanern, bin ich schlicht Ian Ranulf oder MacRanulf bei förmlicheren Gelegenheiten.« Ein bitteres Lächeln verzog seine Lippen. »In Wahrheit sind diese Titel eine Farce.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Die Leute fangen an, Fragen zu stellen, wenn jemand nicht altert oder stirbt. Mein Vater war Northrup und ich seit meiner Geburt im Jahre 1753 Rossberry.«
    Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er so alt war. Nicht wenn er die körperliche Schönheit eines Mannes in den besten Jahren ausstrahlte.
    »Viscount McKinnon ist ein neuerer Titel«, erklärte er, ohne ihre Unruhe zu bemerken. »Wir sprachen die Titel miteinander ab, verschwanden für ein paar Jahre nach Schottland und kehrten dann als Enkel, Vater, Sohn oder was sonst passte, zurück.«
    »Das Ganze ist eine richtige Vorstellung, nicht wahr?«, meinte Lyall lachend.
    Northrup ignorierte ihn. »Doch die Verbrennungen meines Vaters wurden zu einem Problem. Das Aussehen ließ sich nicht verändern. Deshalb hätte ich irgendwann ohnehin die Rolle von Northrup übernommen.«
    Daisy erinnerte sich an den alten Lord Rossberry. Narben hatten über siebzig Prozent seines Körpers bedeckt, sodass seine Haut wie Eichenrinde ausgesehen hatte. Sie hatte ihn nie persönlich kennengelernt, aber gehört, dass er völlig unberechenbar gewesen war. Eben noch wortkarg und ruhig, hatte er sich innerhalb kürzester Zeit in einen aufbrausenden Pöbler verwandelt. Sie konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen.
    Die schweren, schmiedeeisernen Torflügel gingen auf, und die Kutsche fuhr hinein.
    »Und wer ist dann jetzt The Ranulf?«
    »Conall«, erwiderte er. »Mein jüngerer Bruder.«
    »Er ist The Ranulf«, knurrte Lyall.
    Northrup zog die Augenbrauen hoch. »Das wird uns häufig in Erinnerung gerufen.«
    Lyall fletschte die Zähne, sodass die oberen und unter Reißzähne sichtbar wurden, die weit hervorgetreten waren. Daisy holte tief Luft, doch Northrup lehnte sich einfach zurück, als würde die Kutsche ihm gehören, und bedachte ihn mit ausdruckslosem Blick.
    »Ich treffe mich jederzeit gern mit dir im

Weitere Kostenlose Bücher