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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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sich dazu entschließen. Sie rührte sich nicht. »Ich erkenne wahre Macht, wenn ich sie sehe.«
    Die Beleidigung, die in ihren Worten lag, entging ihm nicht. Die Kralle verharrte über ihrer Halsschlagader und drückte ein bisschen fester zu. »Sollen wir diese Theorie beweisen?«
    Daisy sah Conall unter gesenkten Wimpern hervor an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, um den Anschein nervöser Unruhe zu erwecken. Das hatte die gewünschte Wirkung, denn seine Nasenflügel flatterten wieder. »Ich glaube kaum, dass Sie je etwas beweisen müssen, Sire.«
    Eine volle Minute lang sah er sie durchdringend an. Dann strich er mit einem Finger langsam über die Wölbung ihres Mieders, als überlegte er, was er mit ihr machen könnte.
    Northrups Stimme brach das Schweigen. »Ich habe mit Lena gesprochen.«
    Conalls Kiefer verkrampfte sich. »Ach ja?« Er wandte sich von Daisy ab, die innerlich vor Erleichterung in sich zusammensackte. »Bist wohl zum Botenjungen der Schlampe avanciert, was?«
    Northrup verzog die Lippen. »Vielleicht bin ich das.«
    Conall legte die Hände an die Hüften. »Dann heraus damit.«
    Northrups Lächeln wurde breiter. »Ach, ich glaube, du kannst dir vorstellen, was sie gesagt hat, Bruder.«
    Der gesamte Hof schien vor nervöser Erregung zu vibrieren, als er von der geheimnisvollen Lena hörte. Wer sie auch sein mochte, sie schien doch eine Machtposition innezuhaben. Zig schimmernde Augen richteten sich auf Conall und warteten anscheinend darauf zu sehen, was ihr König als Nächstes tun würde.
    Der stieß plötzlich ein Schnauben aus. »Behalte deine Meinung für dich, Bruder. Sie ist irrelevant für mich.«
    Einer von Northrups Mundwinkeln ging nach oben. »Das nehme ich nicht an, Bruder.«
    Conall erwiderte Northrups Blick, doch sein Tonfall wurde hart. »Du wirst mit diesem Gerede über Werwölfe aufhören. Und wenn ich dich auch nur in der Nähe eines weiteren toten Menschen finde, werde ich mir deinen Kopf holen, Ian Ranulf.«
    Erstaunlicherweise senkte Ian den Kopf. »Wie du wünschst, Ranulf.«
Er wirkt zu selbstgefällig,
dachte Daisy verängstigt.
    Offensichtlich kannte sein Bruder Northrups schlaue Seite nicht oder er zog sie zumindest nicht in Erwägung, denn er gab einen befriedigten Laut von sich. »Nachdem wir das jetzt geklärt haben, gibt es da noch eine Sache, ehe ich mit dir fertig bin.« Er drehte sich wieder zu Northrup um. »Die Bezahlung für Alan.«
    Ein aufgeregtes Raunen ging durch den Saal, und Daisys Magen zog sich zusammen, denn es lag plötzlich ein Anflug von Gewalttätigkeit in der Luft. Reißzähne traten hervor und der durchdringende Geruch nach Wolf verstärkte sich. Alle Blicke waren auf Northrup gerichtet.
    Northrup zuckte nicht einmal. »Dann bringen wir es hinter uns.«
    »Wie du wünschst.« Conalls schwarze Augen suchten ihren Blick, und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. »Und das Mädchen soll zusehen.«

22
    Es würde wehtun. Schrecklich wehtun. Die meisten hatten nur eine theoretische Vorstellung von Folter und wussten nicht, was sie erwartete. Ian wusste es. Und obwohl er sich gern als jemand Tapferes gesehen hätte, wünschte er sich jetzt, die Flucht zu ergreifen und möglichst schnell wegzulaufen.
    Er holte tief Luft und ging ruhig durch den Saal auf die offen stehenden Balkontüren zu. Zu beiden Seiten begleiteten ihn Angehörige des Rudels, sodass er Daisy nicht sehen konnte. Aber er wusste, dass sie da war. Ihr Duft wehte durch die Luft. Ein flüchtiger Reiz, der trotzdem seine Sinne schärfte. Er wollte nicht, dass sie zuschaute, schwor sich aber, nicht darum zu bitten, dass sie gehen durfte, egal wie sehr es ihn vielleicht danach verlangte.
    Als alle die Stufen der Terrasse nach unten stiegen und sich in den weitläufigen Garten begaben, der hinter dem Haus lag, folgte Conall gemächlichen Schritts. »Heute keine Trophäen, Jungs«, rief er und warf Ian einen kurzen Blick zu. Die Menge murrte enttäuscht. »Dieses Mal nicht.«
    Erleichterung durchströmte Ian, die aber viel zu schnell wieder verschwand. Er würde also seine Gliedmaßen und Augen behalten. Alles würde mit der Zeit wieder nachwachsen, doch er war zugegebenermaßen ein eitler Mann, was seine äußere Erscheinung anging, und die Vorstellung, verstümmelt herumzulaufen – und sei es auch nur für eine kurze Zeit – gefiel ihm nicht. Und Himmel noch mal! Das Nachwachsen von Gliedern tat fast genauso weh wie die Verletzung selbst.
    Verflucht
. Er fing an zu

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