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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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erinnerte. Sie rochen nicht wie Menschen. Bei dem Gedanken lief ihr ein Schauer über den Rücken.
    Northrup stand wie eine Statue da und nahm sie gar nicht zur Kenntnis, doch sie sah das unterdrückte, ärgerliche Funkeln in seinen Augen, während er stur geradeaus schaute. Wieder stiegen Schuldgefühle in ihr auf. Sie hatte sich nicht einmischen wollen.
    Erstaunlicherweise wurde Conalls Stimme sanfter. »Und haben Sie meinen Bruder und diesen Werwolf zur gleichen Zeit gesehen?«
    »Äh …« Daisy zögerte. »Nein…«
    Der König lächelte höflich. »Woher wollen Sie dann wissen, dass nicht er derjenige war, der die Menschen angegriffen hat?«
    »Sie haben nicht denselben Geruch«, erwiderte sie ohne Zögern, doch das Herz schlug ihr bis zum Hals. Glaubten tatsächlich alle, Northrup sei zu diesen Taten in der Lage? Sie erinnerte sich wieder an den wilden Blick in Ians Augen, kurz bevor er sie angegriffen hatte, und musste schlucken. Es wäre ganz leicht, ihn für alles verantwortlich zu machen. Vielleicht war das auch die ganze Zeit der Plan seines Bruders gewesen. Sie wusste nicht, wie diese Leute tickten, und befürchtete, der Sache nicht gewachsen zu sein.
    Jeder einzelne Schritt, den Conall mit seinen schweren Stiefeln tat, hallte durch die Stille der Halle. Daisys Hände verkrampften sich, als er schließlich vor ihr stand. Sein Gesicht war breiter als das von Northrup und seine Züge nicht ganz so fein. Er hatte kohlschwarze Augen, doch beide besaßen die gleiche Haarfarbe. Er war einen Tick kleiner als Northrup und ein bisschen stämmiger – und besaß eindeutig nicht dieselbe natürliche Anmut, die Northrup ausstrahlte. Trotz alledem versetzte es Daisy in Unruhe, in ein Gesicht zu blicken, dass Northrups so sehr ähnelte und dann doch wieder nicht.
    Conall unterzog sie einer ebenso gründlichen Musterung. »Was wissen Sie von Gerüchen, kleines Menschenkind?«
    »Genug, um zu erkennen, dass Northrup nicht wie die Bestie riecht, die mich angegriffen hat.«
    Conall winkte ab. »Ich glaube, Sie wollen ihn nur schützen.«
    »Das tue ich nicht!« Doch, das tat sie. Und am Schimmern in seinen Augen war zu erkennen, dass der Lykaner es wusste.
    »Der Geruchssinn ist ein sehr mächtiges Werkzeug. Da gebe ich Ihnen recht.« Seine Nasenflügel flatterten leicht, als er ihren Geruch einatmete. Allein die Vorstellung löste ein unangenehmes Kribbeln in ihr aus. Als würde er überlegen, sie zum Abendbrot zu verspeisen. »Sie riecht köstlich«, sagte Conall zu Ian, ohne den Blick von ihr zu nehmen. »Wie Frühlingsblumen.«
    Northrups Miene wirkte fast schon gelangweilt. »Ja.«
    Conall trat einen Schritt näher, sodass Daisy jetzt auch seinen Geruch wahrnehmen konnte … nach nassem Gras und aufgebrochener Erde. Nicht unangenehm, aber nichts im Vergleich zu Northrups berauschendem Duft. Conalls dunkler Blick glitt über Daisy hinweg. In den Tiefen seiner Augen zeichnete sich deutlich Anerkennung ab.
    »Sehr appetitlich. Gehört sie dir?«, fragte er Northrup, während sein Blick Daisys Busen streufte.
    »Nein.« Das Wort kam so glatt und ausdruckslos aus seinem Munde, dass sie ebenso gut ein überflüssiges Möbelstück hätte sein können.
    Die Hitze, die Conalls Körper ausstrahlte, wärmte Daisys Arme, und sie musste sich beherrschen, um nicht einen Schritt zurückzuweichen. Seine Stimme, deren schottischer Akzent deutlicher war als der seines Bruders, dröhnte in ihren Ohren. »Haben Sie ihn gehört? Trotz aller Macht, mit der Sie ihn verteidigen, beansprucht er Sie noch nicht einmal für sich.« Mit seinem schwieligen Daumen strich er ihr über die Wange, und sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht den Kopf wegzudrehen. »Beschämt es Sie nicht, dass er ein Feigling ist?«
    Northrup stand hoch aufgerichtet und völlig regungslos in der Mitte des Saales. Sie sollte lieber nichts sagen. Sie wusste, dass es dumm wäre, aber Northrup im Kreise höhnischer Narren zu sehen, die allein durch ihre Überzahl einschüchterten, brachte ihr Blut zum Kochen. »Nichts an Northrup beschämt mich.«
    Wenn überhaupt, dann ärgerten Northrup ihre Worte, denn sein Kiefer verkrampfte sich.
    Ein Luftstoß strich über ihre Wange, als Conall lachte. »Dummes Mädchen. Zu blind, wahre Macht zu erkennen, wenn sie sie sieht.«
    Innerlich sackte sie zusammen, als er ihr mit einer Kralle langsam über den Kiefer fuhr. Zwar nicht fest genug, um die Haut einzuritzen, aber er ließ sie wissen, wie sehr es wehtun würde, sollte er

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