Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
zittern, als das Rudel stehen blieb und einen großen Kreis um ihn bildete.
Entspann dich
. Wenn man sich verkrampfte, verschlimmerte das den Schmerz.
    Conall trat gemächlich in die Mitte des Kreises und kehrte Ian den Rücken zu. »Ja, keine Trophäen, doch Schlag um Schlag soll er die Kraft von Ranulf spüren. Er hat einen vom Rudel getötet« – Conalls dunkler Blick musterte die Anwesenden – »und ist nicht bereit, zu uns zurückzukehren.« Sein Blick richtete sich kühl und berechnend auf Ian. Doch im Grunde wusste Conall gar nicht, was Berechnung war; er kannte nur brutale Gewalt.
    Zwei Stellvertreter traten vor. Einer riss Ian das Hemd herunter, der andere legte ihm eiserne Fesseln um Hals und Handgelenke. Die schweren, versilberten Ketten, die dazu gedacht waren, Lykaner zu schwächen, klirrten, als sie zu Boden fielen, ehe sie von den dafür verantwortlichen Lykanern straff gezogen wurden, um ihn zu halten. Doch er würde nicht kämpfen. Auch er würde den Lykanern eine Vorstellung bieten – genau wie Conall.
    Mit gefesselten Handgelenken stand er aufrecht da und ließ den Blick über die Lykaner schweifen, die seine Bestrafung durchführen würden. Einige kannte er, alte Gefolgsleute seines Vaters, die ihm nicht direkt ins Gesicht sahen; andere waren jünger und dürsteten nach dem blutigen Schauspiel.
    Als Ian sprach, war seine Stimme kräftig und klar. »Ich nehme die Strafe dafür an, dass ich einem anderen Lykaner das Leben genommen habe. Denn das Gesetz ist klar.« Er richtete den Blick auf Conall und sah ihn durchdringend an. »Die Anführer des Ranulf-Clans haben immer die Gesetze geachtet. Das ist ihr Recht und ihr Privileg. Denn wer sonst hat die Macht, die Unschuldigen zu beschützen? Oder den Mut?« Der Stolz, der in seinen Worten mitschwang und mit dem er nicht gerechnet hatte, ließ seine Stimme lauter werden, sodass das, was er zu sagen hatte, in einen dröhnenden Ruf mündete.
»Dei Dono Sum Quod Sum!«
    Um ihn herum hoben Ranulfs Männer die Faust und wiederholten den Ruf, denn die Parole des Clans riss sie genauso mit wie ihn.
    »Aufhören!«, brüllte Conall mit vor Wut hochrotem Gesicht.
    Speichel spritzte von seinen Lippen, während er sprach. »Lasst ihr euch von diesem Mistkerl etwa zum Narren halten und durch seine Reden ablenken? Hört auf euren König und zeigt, was es mit der wahren Macht des Clan Ranulf auf sich hat!«
    Murrend kamen die Lykaner wieder zur Ruhe. Sie hüteten sich davor, den Befehl ihres Anführers zu ignorieren. Conall fletschte Ian kurz an, dann sagte er zu seinen Leuten: »Bringt ihm Respekt bei, Jungs. Mit Klauen und Zähnen!« Nachdem er diese schaurige Erlaubnis gegeben hatte, marschierte Ians Bruder aus dem Kreis und ließ sich in einen vergoldeten Armlehnstuhl fallen, den ein Untergebener ihm gebracht hatte.
    Daisy stand neben dem Stuhl und sah Ian die ganze Zeit an. Sie war kalkweiß im Gesicht, die Augen vor Furcht aufgerissen. Sie sollte das nicht mitansehen müssen.
Es wird sie verängstigen. Es tut mir leid, meine Kleine
.
    Das war der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, ehe sich die Lykaner auf ihn stürzten.
    Northrup ließ sich von ihnen in Stücke reißen. Daisy presste eine bebende Hand an ihren Mund und verfolgte entsetzt, wie ein Lykaner nach dem anderen vortrat, um ihn zu beißen, zu schlagen oder zu treten. Sein Körper zuckte bei jedem Angriff zusammen, Blut spritzte und Fleisch wurde aufgerissen. Northrups Gesicht war bereits nicht mehr zu erkennen, seine Hose hing in blutgetränkten Fetzen herunter.
    Bittere Galle stieg in ihrer Kehle auf. Das war zu viel. Das erinnerte sie zu sehr an die Nacht ihrer Alpträume, zu viel Schmerz, als dass ein Mann ihn hätte ertragen können. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie schluckte krampfhaft, während sie die Tränen zurückdrängte … doch den Blick konnte sie trotzdem nicht abwenden. Wenn er es ertragen musste, würde sie es auch ertragen. Aber warum hatte er sich darauf eingelassen? Er hätte doch weglaufen können? Daisy knirschte mit den Zähnen, als ihr klar wurde, dass er sie ja zurückgelassen hätte, wenn er weggelaufen wäre. Vor ihren Augen verschwamm alles.
    Die warme Morgenluft begann unerträglich nach Blut und Schweiß zu stinken und vibrierte förmlich vor Erregung und Aggression. Bei der Bestrafung gingen sie mit System vor. Das konnte sie erkennen, aber es würde nicht lange währen. Die Menge drängte immer näher, die Angriffe wurden immer brutaler und schneller.

Weitere Kostenlose Bücher