Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
schon. Es gab immer ein Später. Jedesmal dieser Ruck, der durch ihn hindurchging, sobald sie einander ansahen. Immer dieses Stocken des Atems, kurz bevor er sie in die Arme zog.
    Sollte ein Mann sich solche Freuden nur deshalb versagen, weil die Welt um ihn herum zusammenbrach? Nachdem er fast ein Jahrhundert lang wie betäubt gewesen war, fand er, eher nicht. Verflucht noch mal, er hatte ein bisschen Freude verdient.
    Talent zupfte noch einmal an Ians Ärmel, und Ian richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
    »Du magst sie nicht.«
    Talent zog die Schultern hoch, während er sich weiter seiner Aufgabe widmete.
    Ian lachte und musterte die Manschettenknopfpaare, die wie kleine Soldaten in einer Schachtel aufgereiht waren. »Gib es schon zu.« Ein Paar mit Granaten funkelten im Sonnenschein. Perfekt. »Ich will nicht, dass du irgendwelche Vorbehalte hast, wenn Dinge erledigt werden müssen.«
    Mit einem Klaps verscheuchte Talent Ians Hand von der Schachtel und griff nach gold-schwarz emaillierten Knöpfen, die wie kleine Totenköpfe aussahen. »Edelsteine am Abend. Am Tage Gold.« Flink griff er nach Ians Manschette und schloss sie mit einem Totenkopf. »Sie lenkt nur ab.«
    »Natürlich tut sie das«, bestätigte Ian. »Ablenkung von der besten Sorte.«
    »Schauen Sie nur, was für Ärger Sie bisher dadurch hatten«, murrte sein Kammerdiener. Ian wusste, dass Talent sein Leben gern in wohlgeordneten Bahnen führte und es in seinen Augen nie irgendwelche Überschneidungen geben sollte.
    Talent ließ Ians Hand fallen und griff nach der anderen. »Du magst es nicht, wenn dir nicht mehr so viel Aufmerksamkeit zuteil wird, weil jemand anderes da ist«, entgegnete Ian. »Wenn es nach dir ginge, würde der gesamte Haushalt von deinen Dramen bestimmt werden. Ich kenne keinen eitleren Mann, der gleichzeitig vorgibt bescheiden zu sein.«
    Talent schnaubte. »Aber einen Spiegel haben Sie, ja?« Dieser Punkt ging an den Diener, während dieser brüsk begann, seine Jacke abzubürsten.
    »Es ist eine Sache, sie zu bespringen und dann mit ihr durch zu sein.« Die Bürste schlug auf seine Schulter ein. »Aber nein … Sie müssen sich ja mit ihr
unterhalten
.« Talent zog das Wort in die Länge, als wäre es etwas Widerliches. »Und laufen mit einem Grinsen im Gesicht und dem Kopf in den Wolken herum wie ein Nabob.«
    Wieder traf ihn ein Hieb zwischen den Schulterblättern. »Sie bringt Ihnen nur Ärger ins Haus. Sie hätten alle vier Wölfe erledigen können, ohne auch nur einmal ins Schwitzen zu kommen, wäre da nicht Ihre Sorge um sie gewesen. Kümmern Sie sich nicht um sie, sage ich. Schaffen Sie sie aus dem Haus und …«
    Ian packte Talents Handgelenk mitten in der Bewegung. »Ich glaube, wir stimmen beide darin überein, dass ich meine Neigung, Streuner aufzunehmen, bisher noch nicht bedauert habe.« Mit durchdringendem Blick sah er den Jungen an. »Bitte, gib mir keinen Grund, anders zu denken.«
    Die Augen des jungen Mannes verengten sich zu schmalen, grünen Schlitzen, und Ian rückte etwas näher. »Wie deine Empfindungen für Daisy auch aussehen mögen … schieb sie beiseite. Du wirst über sie wachen, wie es dir aufgetragen wurde.« Er machte sich nicht die Mühe, etwaige Folgen zu erwähnen, sollte Talent versagen. Das war nicht notwendig. Entweder es lief oder eben nicht.
    Talent hielt seinem Blick einen Augenblick lang stand, ehe er den Kopf abwandte. »Da lassen wir wohl mal wieder richtig den Herrn raushängen, was?« Als Ian ihn losließ, rückte Talent seine eigenen Manschetten sorgfältig zurecht.
    Ian griff nach seinem Spazierstock und ging zur Tür.
    »Zumindest denken Sie im Moment gerade klar«, sagte Talent. Und sprach dann so leise weiter, dass man ihn nicht mehr verstehen konnte.
    Ian, der vor dem Spiegel stehen geblieben war, um seine äußere Erscheinung zu überprüfen, meinte eher aus Trägheit, denn aus echter Neugier: »Hmm?«
    »Ich sagte, in einer Sache hat sie recht«, erwiderte Talent mit übertrieben lauter Stimme. »Wenn Ihr Schwanz sich zu Wort meldet, dann wird’s schottisch. Schon bald wird man nur noch nach der schottischen Fahne Ausschau halten müssen, die über Ihrem albernen Kopf weht. Dann weiß Ihr Bruder, wann er zuschlagen muss!«
    Ian warf dem Jungen noch einen warnenden Blick zu, ehe er den Raum verließ. Doch Talents lästige Worte folgten ihm weiter.
    »Sie macht Sie schwach, Sir!«

26
    Der Tod war in dieser dunklen Straße daheim. Winston konnte es riechen, lange

Weitere Kostenlose Bücher