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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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bevor er sie erreicht hatte. Früh am Morgen hatte sich wieder Nebel gebildet, der jetzt wie eine Suppe war und ebenso undurchsichtig das Fortkommen erschwerte, obwohl es Mittag war und die Sonne bestimmt hoch am Himmel stand. Die Lampen, die sie bei sich hatten, leisteten kaum mehr, als das Licht zurückzuwerfen und den Nebel in eine sich windende, lebendige Masse zu verwandeln. Deshalb drehten sie sie so weit wie möglich herunter und stolperten weiter.
    Eigentlich hätten sie umkehren oder zumindest warten sollen, bis der Nebel sich lichtete, aber sie befanden sich auf der Jagd, und Winston spürte, dass sie sich ihrem Ende näherte. Er wollte das erledigt haben.
    Also zog er seinen Revolver und hielt ihn bereit, während sie näher rückten.
    Sheridans Stimme hallte ganz gedämpft durch den dichten, trüben Nebel. »Wir hätten Unterstützung mitnehmen sollen.«
    »Mmm.«
    Der dunkle Umriss eines Gebäudes tauchte vor ihnen auf. Fenster und Tür waren vor Besuchern fest verschlossen. Von hier kam der widerliche, überwältigende Gestank nach Tod und Verwesung.
    »Ich kenne diesen Geruch, Sir.«
    Leider tat Winston das auch.
    »Da drin ist eine Leiche.« Der Jüngere rückte dichter an Winstons Seite.
    »Mmm.«
    War das die Leiche von Ned Montgomery, den man sonst auch als den Parfümeur kannte? Es ging die Rede, dass er seit mindestens einer Woche nicht mehr gesehen worden war. War er das da drinnen? Oder eines seiner Opfer?
    Im Laufe der Ermittlungen war durch Befragungen und Rückschlüsse schließlich ans Licht gekommen, dass der Mann sowohl das Opfer Mary Fenn als auch die vermisste Lucy Montgomery gekannt hatte.
    Winstons Schritte hallten überlaut durch die Stille. Von irgendwoher war das kontinuierliche Tropfen von Wasser zu hören und schrille Dissonanzen, die vielleicht von einer Violine herrührten. Sheridans Atem pustete gegen sein Ohr.
    »Es fühlt sich nicht richtig an, wie eine Falle.«
    Bei diesen Worten lief Winston ein kalter Schauer über den Rücken, und das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde immer stärker. Seine Finger legten sich fester um die Pistole.
    »Mmm.«
    »›Mmm‹?« Sheridan sah ihn mit finsterem Blick an, doch es waren nicht mehr als ein Paar Augen und die zusammengepressten Lippen im dichten Nebel zu erkennen, der um sie herumwaberte. »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    Gebieterisch hob Winston eine Hand, um den anderen zum Schweigen zu bringen, während sein Blick forschend in jene Richtung ging, aus der sie gekommen waren. Schlammfarbener Nebel schien sich immer wieder zu lüften und herabzusenken, als würde er sie einatmen. Winstons Ohren dröhnten vom Schlag seines Herzens und den angestrengten Atemzügen, die er tat.
    Langsam spannte er den Hahn seiner Pistole. Das Klicken hallte wie ein Donnerschlag durch die Stille. Neben ihm wollte Sheridan gerade das Gleiche tun, als eine Gestalt durch den Nebel gestürzt kam. Das wütende Knurren löste pures Entsetzen in Winston aus, als das Wesen sich auch schon auf sie warf.
    Sheridans Schrei riss sofort ab, und sein Kopf zuckte mit einem Ruck nach hinten, als er gegen die Seitenwand des baufälligen Hauses geschleudert wurde. Die Wand knackte beim Aufprall. Winston geriet ins Taumeln und stürzte zu Boden, während sich ein Schuss löste, ohne dass er gezielt hatte.
    Auf dem Hinterteil rutschte er rückwärts und hob dabei die Waffe, um zu zielen. Verschwommen nahm er wahr, wie sich etwas Dunkles, Großes auf ihn stürzte. Dann schoss glühendheißer Schmerz durch seine Wange. Die Pistole fiel klappernd zu Boden. Blut strömte in seinen Mund und lief auch in die Nase. Er würgte und hob abwehrend den Arm, als ihn auch schon der nächste Schlag traf, der das Fleisch bis zum Knochen auftrennte.
    Er hörte seine eigenen Schreie. Seine Welt verlangsamte sich, während Hiebe auf ihn einprasselten und Zähne sein Fleisch weiter zerfetzten. Durch das spritzende Blut sah er das Wesen: den langen Kiefer, funkelnde Reißzähne, Hände halb Mensch, halb Tier. Wolf und gleichzeitig Mensch.
    Werwolf!
    Wie ein Alptraum schoss das Wort Winston durch den Kopf, als er in den Schlamm der Straße sank. Die Bestie machte einen Satz. Mit weit aufgerissenem Maul voller Reißzähne und üblem Atem setzte das Wesen zum Todesstoß an, um ihm die Kehle herauszureißen.
    Und plötzlich war da nur noch Luft.
    Vor ihm tauchte ein Mann auf und packte die Bestie mit unmenschlicher Kraft. Durch einen roten Nebel hindurch sah Winston, wie der Mann das

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