Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
fragte Sonja beklommen. »Er kann dich doch nicht zwingen, ihn zu verkaufen!«
»Das nicht. Aber er könnte uns trotzdem Ärger machen, jetzt, wo Asarié nicht mehr da ist.« Ben schüttelte den Kopf. »Warten wir’s ab. So ganz schutzlos sind wir ja nicht, auch wenn ich meine kleinen Tricks nur sehr ungern einsetze. Kommt, wir fahren nach Hause. Mir ist kalt.«
»Nero« trottete brav in den Pferdetransporter, Sonja und Melanie kletterten ins Führerhaus und schnallten sich auf dem Beifahrersitz an, und Ben fuhr vorsichtig los. Der Wagen rumpelte von der Rennbahn und bog in die lange Straße ein, die zur Autobahn führte.
»Warum muss er überhaupt bei diesen Rennen mitmachen?«, fragte Sonja. »Warum kann er nicht einfach zu H ause bleiben? Dann würde doch auch niemand auf ihn aufmerksam werden.«
»Es war Asariés Idee«, erwiderte Ben. »Sie war der Meinung, dass kein Mensch sich für einen Verlierer interessieren würde. Aber langsam frage ich mich, ob nicht gerade das allmählich zu auffällig wird. Und da Peter sagt, dass er ihn nicht mehr reiten will, können wir ihn vielleicht wirklich mit einem anderen Reiter ein paar Plätze nach vorne bringen. Das wäre eine glaubhafte Änderung. Jeder weiß, dass ein Pferd den richtigen Reiter braucht, um eine anständige Leistung zu bringen.«
»Und wer soll ihn reiten?«, fragte Melanie. »Außer Peter haben wir doch gar keinen Jockey!«
»Das überlege ich mir noch«, sagte Ben. »Wenn ihr Lust habt, könnt ihr es ja mal probieren.«
Entgeistert starrten sie ihn an. »Was?«, rief Sonja. »Aber wir sind doch keine Jockeys!«
Ben grinste, sodass seine Zähne in dem dunklen Gesicht aufblitzten. Am Anfang hatte Sonja ihn für einen Afrikaner gehalten, aber inzwischen wusste sie, dass er aus einem der geheimnisvollen Ostländer in Nachtfrosts Welt Araun stammte. Er war ein »Beobachter« – jemand, der Informationen über die Nebeldämonen sammelte, die die magischen Länder von Araun bedrohten. Und er wusste alles über Sonjas und Melanies Abenteuer in Parva, dem Land, das im Krieg gegen die Dämonen lag. »Ihr seid aber auch nicht gerade schlecht. Ihr habt auf einem Ponyhof reiten gelernt – völlig ohne Hilfe, und die Biester, auf denen ihr gesessen habt, haben alles versucht, um euch runterzuschmeißen. Wie oft haben sie es geschafft?«
»Tausendmal«, sagte Sonja.
»Zweitausendmal«, sagte Melanie. »Ich glaube, ich habe ö fter im Dreck gelegen als auf Bjarnis Rücken gesessen. Aber das ist doch bestimmt nicht die Voraussetzung, um ein Rennpferd zu trainieren!«
»Für einen nervösen Spinner wie unseren Santana würde es nicht reichen, das stimmt. Aber wir reden hier schließlich von Nachtfrost. Außerdem – kreuz und quer durch ein gefährliches, unbekanntes Land zu galoppieren, ohne vernünftigen Sattel, Steigbügel oder Zaumzeug, das soll euch erst einmal einer nachmachen. Natürlich fehlt euch eine vernünftige Ausbildung, aber das ist nicht das Problem. Kurz gesagt: Ich biete euch an, euch zu unterrichten, und dafür helft ihr mir ein bisschen im Stall und verschafft Nero die Bewegung, die er braucht. Unsere Trainingsbahn ist groß genug, um ihm einen ordentlichen Auslauf zu bieten. Und niemand wird sich darüber wundern, dass ich unseren kreuzbraven Komplettversager dafür einsetze, junge Talente zu fördern. Dann hat er endlich etwas Vernünftiges zu tun.« Ein weiterer Seitenblick und ein Lächeln. »Oder wollt ihr lieber wieder zur Reitschule Kochmann?«
»Ganz bestimmt nicht«, sagte Melanie entschieden. »Also – wenn du das ernst meinst – du meinst das doch ernst, oder?«
»Ganz ernst«, versicherte Ben.
»– dann will ich das unbedingt! Das ist klasse! Endlich weg von diesen Reitstallzicken und dem ganzen Mist! Danke, Ben!«
»Und du, Sonja?«
Sie konnte nur nicken. Sprachlos und überwältigt.
Zuerst hatte Sonja Ben überhaupt nicht gemocht. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er scherzhaft abfällig über »›Nero‹, d en Komplettversager« gesprochen, und das hatte sie ihm lange Zeit nicht verzeihen können, weil sie nicht verstanden hatte, dass er Nachtfrost ebenso liebte wie sie und alles tun würde, um ihn vor der Neugier der Welt zu schützen. Außerdem hatte sie nicht gewusst, auf wessen Seite er stand. Er arbeitete als Stallmeister auf Gut Stettenbach, das der Zauberin Asarié gehörte, und Asarié hatte Sonja verraten und versucht, ihr das magische Amulett wegzunehmen, das über den Ausgang des Krieges in Parva
Weitere Kostenlose Bücher