Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)
zu tun, wenn sie versetzt werden will, und ich habe weder die Zeit noch das Geld, um sie durch die Gegend zu kutschieren, damit sie in irgendeinem Rennstall reiten kann. Die Reitschule Kochmann ist genau das Richtige für sie, dort kann sie vernünftig reiten lernen und hat noch andere gleichaltrige Mädchen als Gesellschaft. Nein, Herr – äh – Arvin, Sie mögen ein netter junger Mann sein, der nur das Beste will, aber das kommt nicht infrage.«
» Mama, ich will aber nicht mehr zu Kochmann! Die sind alle blöd!«
»Dann wird es Zeit, dass du lernst, dich mit ihnen auseinanderzusetzen«, sagte Mama unerbittlich.
»Nein! Die können mir gestohlen bleiben!«
»Reiß dich zusammen, Sonja«, warf Papa ärgerlich ein. »Was sind das für verrückte Ideen? Du kannst gerade mal auf einem Pony reiten, und jetzt willst du dich um ein Rennpferd kümmern? Wer soll das bezahlen? Normale Reitstunden sind schon teuer genug, aber so etwas –«
»Es wäre eine große Hilfe«, sagte Ben. »Unser bisheriger Bereiter hat gekündigt, und bis ich einen neuen gefunden habe, braucht das Pferd Bewegung. Dafür nehme ich selbstverständlich kein Geld.«
Papa zögerte, aber da sprang Mama wieder ein. »Und wie soll Sonja zweimal oder dreimal pro Woche nach Gut Stettenbach kommen? Das sind zwölf Kilometer! Mein Mann und ich haben keine Zeit, sie dauernd durch die Gegend zu fahren! Nein, es tut mir leid, aber –«
»Das kann ich machen«, schoss Philipp dazwischen, der die Diskussion von der Wohnzimmertür her verfolgt hatte. »Ich bekomme demnächst ein Auto von einem Kumpel aus der Werkstatt.«
Die Eltern betrachteten ihren ältesten Sohn mit einiger Verblüffung. »Woher bitte hast du Geld für ein Auto?«, fragte Papa. »Ich dachte, du zahlst noch immer deine Strafe beim Gericht ab?«
»Längst erledigt«, sagte Philipp gereizt. »Und das wüsstest du auch, wenn du dir mal die Mühe machen würdest, mich nach so etwas zu fragen. Und ich fände es gut, wenn du endlich mal aufhören würdest, ewig darauf herumzureiten!«
» Ja, wirklich, Klaus«, sagte Mama, »das war jetzt sehr unpassend. Entschuldigen Sie, Herr Arvin.«
Ben lächelte liebenswürdig.
»Also, darf ich jetzt nach Stettenbach?«, rief Sonja. Das fehlte noch, dass sich jetzt plötzlich alles um Philipps Auto drehte, während sie ihre Antwort noch nicht hatte!
Die Eltern lösten ihre missbilligenden Blicke voneinander und schauten ihre Tochter an. »Na ja –«, sagte Mama, zögerte und seufzte. »Also, wenn Philipp das wirklich für dich tun will …«
»… und es nichts kostet …«, ergänzte Papa.
»… und du die Schule nicht vernachlässigst … dann … nun ja, also von mir aus … ja.«
»Danke, Mama!« Sonja fiel ihr um den Hals. »Du bist die Beste! Und du auch, Papa!«
»Der Beste, bitte«, sagte Papa.
»Nein, das ist Philipp. Ich meine, ihr beide.« Und sie fiel auch Papa und Philipp um den Hals.
»Ich will auch durch die Gegend gefahren werden«, verkündete Paul, ihr jüngerer Bruder. »Und ich will mit Philipps neuem Auto fahren.«
»Wenn du es auch nur wagst in die Nähe von meinem neuen Auto zu kommen«, begann Philipp, aber Sonja hörte ihm schon nicht mehr zu. Sie strahlte Ben an. »Wann können wir anfangen?«
Ben lächelte zurück. »Von mir aus sofort.«
Das ging natürlich nicht, schließlich mussten Sonja und Melanie nach wie vor zur Schule gehen. Aber das größte Hindernis war genommen. Melanie hatte zu Hause tatsächlich so lange geschmollt, getrotzt und herumgeheult, bis ihr Vater nachgegeben hatte. Und ihrer standesbewuss t en Mutter hatte sie einreden können, dass es viel schicker war, auf einem edlen Vollblüter im Kreis zu galoppieren, als dasselbe mit einem Reitschulpferd zu tun.
»Wie peinlich ist das denn?«, sagte Sonja, als sie das erfuhr. »Als ob es beim Reiten darum ginge, schick zu sein! Und so einen Quatsch nimmt sie dir ab?«
»Es ist ja nicht mein Argument, sondern einfach eins, das bei ihr zieht«, antwortete Melanie. »Schließlich ist es mir ja egal, warum sie es mir erlaubt – Hauptsache, wir dürfen hin!«
»Und du hast ihr bestimmt auch erzählt, dass es viel schicker ist, Vollblutmist zu schaufeln als normalen?«
Melanie kicherte. »Lieber nicht – das hätte sie mir dann vielleicht doch nicht mehr geglaubt.«
Wie immer, wenn man sich auf etwas freut, gingen die Tage vorher viel zu langsam herum. Aber am Donnerstag bekam Philipp sein neues Auto – einen ziemlich alten, leicht angerosteten
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