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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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schneller als der Wind rennen, aber mit drei Reitern würde er es nicht schaffen!
    »Nachtfrost, lauf!«
    Er antwortete nicht, streckte sich nur noch mehr, seine Hufe griffen weiter aus, der Schweif wehte wie eine Flamme hinter ihm her. Noch einmal schaute Sonja sich um. Und was sie da sah, ließ ihr das Herz erstarren.
    Im nächsten Augenblick warf Nachtfrost sich herum und raste in einen Seitenarm der Schlucht, eine Sackgasse, kaum zehn Meter tief. Er stemmte die Hufe in den Boden, b remste, rutschte, Steine und Sand flogen, und die drei Ziegenmenschen und Sonja verloren den Halt und stürzten. Hinter ihnen jagte der Culuno an der kleinen Sackgasse vorbei, blind und taub in seiner Gier nach dem Tod.
    Sonja rappelte sich auf. Die Ziegenmenschen drängten sich aneinander und versuchten, das schreiende Kind zu beruhigen. Aber wie Sonja starrten sie auf das Monster, das in einem schier endlosen Strom an der kleinen Schneise vorbeiraste und dabei so laut brüllte, dass Steine sich von den Felsen lösten.
    Es waren Reiter.
    Männer auf Pferden, mit verzerrten Gesichtern und blitzenden Waffen. Hunderte von ihnen, ein riesiges Heer, das brüllend durch die Schlucht jagte, alles Leben vor sich vernichtete und nur Tod und Zerstörung zurückließ.
    Und Sonja lernte ganz plötzlich ein neues Wort.
    Culuno bedeutete Krieg.
    Als der Staub sich endlich legte und das Donnern der Hufe in der Ferne verklang, drehte Sonja sich zögernd zu den Ziegenmenschen um, die sich den Staub von den Kitteln klopften. Die Frau hielt das Baby im Arm, das nur noch leise wimmerte.
    »Alles … alles in Ordnung?«
    Der Mann warf ihr einen Blick zu. »Gar nichts ist in Ordnung, Mensch. Unsere Hütten sind verbrannt, das Gras ist zertrampelt, die Toten –«
    Sonja spürte, wie sie rot wurde. »Ich meinte, ob ihr verletzt seid!«
    »Nein.« Er wandte ihr den Rücken zu und redete leise mit der Frau. Sonja stand neben Nachtfrost und fühlte sich zurückgewiesen. Hatte sie den dreien nicht gerade eben das L eben gerettet? Konnten sie nicht wenigstens Danke sagen?
    »Wie heißt ihr eigentlich?«
    »Becko«, antwortete der Mann. Die Frau schwieg und wich ihrem Blick aus. Dann eben nicht, dachte Sonja.
    »Und was seid ihr? Faune?«
    Becko legte die Ohren an. »Was sind Faune?«
    »Hm – das sind so Leute wie ihr. Nur kleiner. Mit Hufen.«
    »Wir haben keine Hufe.«
    »Nein, das sehe ich auch. Was seid ihr denn nun?«
    »Die Herde«, murmelte Becko. »Isiturri.« Er fasste die Frau an der Hand, und sie tappten an Nachtfrost und Sonja vorbei auf die Schlucht zu.
    »Wartet!«, rief Sonja. »Wo wollt ihr denn hin?«
    Sie drehte sich um. Große dunkle Tieraugen schauten ihr ins Gesicht, und sie hatte keine Ahnung, was sie in ihr sahen. »Wir gehen nach Hause«, sagte Becko.
    »Aber ihr habt doch gesagt, da ist nichts mehr!«
    »Es ist Frühling«, sagte die Frau. »Das Gras wird wieder wachsen. Wir suchen uns eine neue Herde.«
    »Eine Herde? Sind das eure Leute?«
    »Ich habe starke Hörner«, sagte der Mann stolz. »Ich werde um meine neue Herde kämpfen!«
    Mit jedem Wort verstand Sonja sie weniger. »Und – was ist mit mir?«
    Die Augen blieben dunkel und leer. »Du wirst dem Culuno folgen. Alle Menschen tun das.«
    »Nein! Ich habe doch damit nichts zu tun!«
    Wirklich nicht ?, fragte Nachtfrost ganz ruhig, und Sonja stockte. Hatte sie wirklich nichts mit dem Krieg zu tun? Mit den Nomaden, die gegen den Spürer kämpften? Mit den Alten Völkern, die sie im Winter um Hilfe gebeten hat t e? Mit Darian, dem Prinzen dieses seltsamen Landes, und Elri, der Gestaltwandlerin und Erbin einer zerbrochenen Stadt, und Lorin, ihrem fürsorglichen Bruder, und Nachtfrost, dem Boten der Göttin? Unwillkürlich tastete sie nach dem Wolfskopfamulett, das an seiner Kette um ihren Hals hing, und ein neuer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Waren auch diese Ziegenmenschen ein Altes Volk? »Wartet! Könnt ihr uns nicht helfen? Dieser Krieg – das ist doch nur, weil die Nebeldämonen über das Land hergefallen sind! Die Menschen kämpfen gegen sie, nicht gegen euch! Und die Tesca helfen uns, und –«
    Die beiden erschauerten. »Unsere Herde ist tot«, sagte Becko. »Das war der Culu–«
    »Aber es gibt doch auch gute Menschen! Nicht alle sind solche Monster!«
    »Mensch«, sagte die Frau, es klang wie ein Schimpfwort. Ganz offensichtlich machte es für die Ziegenleute keinen Unterschied, ob Sonja irgendetwas Böses getan hatte oder nicht. Sie war ein Mensch. Sie gehörte

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