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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Peter Karz schüttelte den Kopf. »Na schön. Danke, dass du die Pferde hereingeholt hast. Ich mache dann hier den Rest. Du kannst gehen.«
    Sie sagte ihm nicht, dass sie eigentlich erst am Abend abgeholt werden sollte. Sie nahm den Getreidesack mit dem Buch unter den Arm und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle und zu Sonjas Bruder Philipp.

K
ein Weg zurück
    Von einem Moment zum nächsten war es dunkel. Nachtfrost landete, seine Hufe schlugen hallend auf Stein, und von allen Seiten kam das Echo krachend zurück. Er fiel in Trab und blieb schließlich stehen. Schnaubend senkte er den Kopf, hob ihn dann wieder und schaute sich mit gespitzten Ohren und geblähten Nüstern um.
    Das tat Sonja auch, wenn auch mit weniger eindrucksvoll gespitzten Ohren. Sie befanden sich in einer Schlucht, und es war Nacht. Die Luft war diesig und roch unangenehm – ein wenig nach Rauch und faulen Eiern. Als Sonja nach oben schaute, konnte sie die Sterne nicht sehen.
    »Wo sind wir? Ist das Parva?«
    Natürlich , erwiderte Nachtfrost. Wovor sind wir eigentlich weggelaufen?
    »Vor – vor dem Polizisten. Sie haben Ben verhaftet, und bestimmt steckt dieser Trischer dahinter.« Erst jetzt wurde ihr klar, was passiert war. Sie war völlig planlos geflohen, hatte Melanie und auch Ben im Stich gelassen. »Ich war so blöd! Kehr um! Wir müssen zurück!«
    Aber Nachtfrost schüttelte nur den Kopf, dass die silberne Mähne flog, und blieb stehen.
    »Nachtfrost!«
    Hörst du das?, gab er zurück. Ein Kind weint.
    Sonja zuckte zusammen, schaute sich um und lauschte. Sie hörte nichts, nur den Wind, der zwischen den Felsen raunte … und dann ein dünnes Wimmern.
    N achtfrost setzte sich in Bewegung. Im Klackern seiner Hufe war das dünne Geräusch nicht mehr zu hören, aber plötzlich schwoll es zu einem durchdringenden Babyschrei an – der so plötzlich abbrach, als hätte jemand dem Kind hastig eine Hand auf den Mund gelegt. Nachtfrost blieb stehen, und Sonja lauschte. Kein Laut war mehr zu hören.
    »Hallo?«, rief sie, und das Echo tanzte zwischen den Felsen. Hallo … hallo … hallo …
    »Ist da jemand?« Jemand … jemand … jemand …
    Ein Kiesel schlug in ihrer Nähe auf, und sie fuhr herum. Da war nichts – aber ein Stück über ihr bewegte sich etwas an der Felswand. Es sah aus, als hocke dort jemand auf einem Felsvorsprung, eng an den Stein gedrückt.
    »Nachtfrost«, flüsterte sie. »Guck mal!«
    Nachtfrost hob den Kopf, witterte und schnaubte leise. Da hat jemand mehr Angst vor dir als du vor ihm.
    »Das ist doch mal was Neues. Lass uns nachsehen, wer es ist!«
    Nachtfrost trottete bis unter den Vorsprung, und Sonja schwang die Beine nach hinten und stellte sich auf seinen Rücken. Ein wenig wackelig richtete sie sich auf.
    Jetzt konnte sie erkennen, dass sich dort auf dem Vorsprung drei Personen befanden – ein Mann, eine Frau und ein sehr kleines Kind auf dem Arm der Frau. Sie hatte ihm die Hand auf den Mund gelegt und schaukelte es sanft, während sie Sonja aus riesigen dunklen Augen anstarrte.
    Es waren seltsame Leute. Sie rochen nach Tier, Rauch und Heu, trugen Kittel aus unzähligen zusammengenähten Fell- und Lederstückchen, hatten ungekämmte dunkle Haare – und braunes Fell, lange Ohren und Ziegenhörner. Auch ihre länglichen Gesichter sahen fast wie die von Zie g en aus. Hufe hatten sie allerdings nicht, nur breite, behaarte Füße mit je sechs Zehen. Das Baby war unbekleidet, hatte aber seidiges braunes Fell am ganzen Körper. Seine Eltern waren größer als Sonja, sie sahen jedoch so jämmerlich aus, dass sie ganz vergaß, selber Angst zu haben.
    »Geh weg«, sagte der Mann im vergeblichen Versuch, tapfer und bedrohlich zu klingen.
    »Ich tu euch nichts«, sagte Sonja. »Warum sitzt ihr hier oben?«
    »Weil wir hier hochgeklettert sind.«
    Das war zwar eine durchaus logische und schlüssige Antwort, aber sie half Sonja überhaupt nicht weiter.
    »Warum seid ihr hochgeklettert?«
    »Weil unten der Culuno ist.«
    »Was ist das?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Aber wenn du seinen Namen kennst, musst du doch wissen, was es ist!«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    »Hm … was macht denn so ein Culuno?«
    »Er tötet uns«, sagte der ziegenähnliche Mann und kroch in sich zusammen. Die Frau stieß ein leises Blöken aus, und das Kind wimmerte in ihrem Arm. Sonja überlief es kalt. »Er … tötet euch?«
    »Uns und alle anderen. Er verbrennt Bäume. Er zertrampelt das Gras. Er zerstört Häuser. Er lässt die Toten

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