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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Nachtfrosts Fell war schweißnass, Schaumfetzen flogen von seinem Maul in seine Mähne, noch nie war ein lebendes Wesen so schnell galoppiert, aber er konnte nicht entkommen.
    Und plötzlich wurde er langsamer.
    »Nein!«, kreischte Sonja. »Nicht! Lauf! Lauf doch! Bitte!«
    Er galoppierte, trabte, blieb stehen. Er zitterte am ganzen Körper und senkte den Kopf – doch nur für einen Moment. Dann wandte er sich um und schaute dem Monster entgegen, bereit zum Kampf.
    »Nachtfrost!«, schrie Sonja.
    Ein Gedanke streifte sie – liebevoll, abschiednehmend –, und dann bäumte er sich auf und warf sie ab. Und während sie noch durch Luft und Nebel flog und seinen Namen schrie, sah sie, wie er auf das Monster zugaloppierte.
    Dann waren Einhorn, Ungeheuer und Schlucht im Nebel verschwunden, und sie flog und flog und stürzte und landete an einem hellen Frühlingstag im hohen Gras unmittelbar vor den gigantischen Hufen eines Birjaks.

D
ie zerrissene Brücke
    »Das ist ja ein schöner Mist«, sagte Philipp. »Euch kann man wirklich keine fünf Minuten aus den Augen lassen!«
    Melanie antwortete nicht, weil sie damit beschäftigt war, eine Klopapierrolle auseinanderzuwickeln und hineinzuheulen. Natürlich hatte sie nicht heulen wollen, aber während sie Philipp erzählt hatte, was passiert war, war alles plötzlich über ihr zusammengebrochen: Sonja und Nachtfrost weg, Ben verhaftet, die Bedrohung durch diesen Trischer – wen wunderte es da, dass sie ein Bündel Klopapier nach dem anderen vollweinte? Philipp, gutherzig wie er war, hatte ihr einen leeren Papierkorb hingestellt, der sich beängstigend schnell mit zerknülltem weißem Zellstoff füllte, und als die erste Rolle leer war, ging er ins Badezimmer und brachte ihr noch eine.
    »… und dabei hatten wir gerade gefrühstückt«, schluchzte sie. »Und ich wollte Santana putzen und ausmisten und –«
    Philipp schüttelte nur den Kopf. »Was findet ihr Mädchen bloß so toll daran, Pferdemist zu schippen?«
    Sie hatte Philipp noch nie leiden können. Wie hatte sie sich nur einbilden können, in ihn verliebt zu sein? »Du bist blöd!«, heulte sie. »Du hast überhaupt keine Ahnung!«
    »Nein, hab ich auch nicht«, sagte Philipp nüchtern. »Ich finde es viel wichtiger, dass Ben schleunigst wieder da herauskommt. Damit erledigt sich nämlich der ganze Rest fast von selbst – der Hof, die Pferde, der Hund …«
    » Und was ist mit Sonja und dem Buch?«
    »Wunder dauern eben etwas länger.« Er setzte sich neben sie auf das Bett. »Warum haben sie ihn denn überhaupt mitgenommen? Was haben sie gesagt?«
    »Irgendwas über Fluchtgefahr, und dass die zuständige Stelle erst am Montag wieder besetzt ist. Aber das dauert viel zu lange, und was ist dann mit Sonja und Nachtfrost?« Melanie schniefte ins Klopapier, knüllte es zusammen und ließ es in den Papierkorb fallen. Aber Nase und Augen liefen noch immer über – jetzt war sie nicht nur unglücklich, sondern auch nicht mehr verliebt, weil Philipp nämlich ein roher, gefühlloser, blöder Klotz war, und das war überhaupt das Allerschlimmste.
    »Hm«, sagte der Klotz nachdenklich. »Ich sage es ungern, aber ich glaube, wir sollten mit deinen Eltern reden.«
    Vor Schreck hörte Melanie sofort auf zu weinen. »M-mit meinen Eltern? Wieso?«
    »Glaubst du nicht, es wäre schlau, mit einer Rechtsanwältin und einem Richter zu reden, wenn jemand unter so vagen Anschuldigungen eingesperrt wurde?«
    »Hm – doch.« Toll, jetzt hielt Philipp sie auch noch für dumm. Und bestimmt sah sie furchtbar aus mit den verheulten Augen und der triefenden Nase. Na gut, dann sah sie eben furchtbar aus! Das war Philipp doch sowieso egal, und ihr schon lange! Sie schnäuzte sich heftig, schmiss die Überreste in den Papierkorb und stand auf. »Ich muss sowieso nach Hause.«
    »Und ich muss mir mal wieder überlegen, was ich meinen Eltern erzähle. Hättest du nicht eine von den Alraunen mitbringen können?«
    »Und wer von uns beiden hätte sie verzaubert, sodass sie wie Sonja aussieht?«
    » Ben. Da ich ihn sowieso besuchen werde –«
    »Aber Ben macht so etwas nicht. Er hat uns mal gesagt, dass seine Magie nicht in unsere Welt gehört. Sonst … sonst hätte er ja auch einfach die Polizisten verwandeln können oder so.« Schon stiegen ihr die Tränen wieder in die Augen, und sie wischte sie zornig weg.
    Philipp seufzte. »Wäre ja auch zu einfach gewesen. Na schön, komm.«
    Er schmuggelte sie an seiner Mutter vorbei und aus der Wohnung.

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