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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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nachdenklich an einer Hammelkeule. »Dann lass uns das Fenster versuchen.«
    »Nein. Oh je, keine gute Idee! Außerdem dachte ich, du hasst Höhen.«
    »Tu ich auch«, gab Tris zu. »Aber es ist für eine gute Sache. Ach komm, du brennst doch schon seit letztem Jahr darauf, mich wieder in deine Kletterausrüstung zu stecken. Und du weißt, dass du an Spuken immer gern ein Kunststückchen versuchst, und sei es auch nur, um Zachar ein paar graue Haare mehr wachsen zu lassen.« Er kicherte. »In einem Jahr hast du beschlossen, wir sollten uns vom Turm abseilen, und um ein Haar hätten uns die Wachen abgeschossen! Im Jahr darauf musstest du unbedingt versuchen, dich von den Schlafzimmern aus auf die andere Seite des Schlosshofs zu schwingen, aber stattdessen bist du in den Ställen gelandet!«
    »Dank sei der Mutter und dem Kinde, dass es Heu und nicht Mist war«, entgegnete Soterius trocken. »Es ist dir also ernst damit, stimmt’s?«
    Tris nickte. »Zu viele Dinge sind nicht so, wie sie sein sollten. Es wird sich eine Gelegenheit bieten, wenn das Essen vorüber ist und das Fest sich hinunter in die Stadt verlagert.«
    Der Rest der langen Feier verlief ereignislos. Die Auftritte von Jongleuren, Akrobaten und Zauberern hoben sogar Tris’ Stimmung. Carroway, der führende Kopf hinter den Festivitäten des Abends, wirkte recht zufrieden mit sich selbst, während er die Schausteller bemutterte, in einer Ecke des Festsaals die kunstvoll gearbeiteten Kostüme zurechtrückte, letzte Veränderungen an der Schminke vornahm und mit Stolz zusah, wie eine Darstellertruppe nach der anderen sich bemühte, sich vor dem König selbst zu übertreffen. Als Carroway eine lange, betörende Ballade ausklingen ließ, die zu Saraes Lieblingsstücken zählte, zeigte Bricen dieselbe Begeisterung beim Feiern, für die er auch bei der Jagd legendär war, und spendete brüllend und klatschend Applaus, was die Gäste zu noch lauteren Beifallsbekundungen veranlasste. Tris hatte jedoch den Eindruck, dass seine Mutter nicht bei der Sache war, so als ob sie darauf wartete, sich endlich in ihre privaten Räumlichkeiten zurückziehen zu können. Das war ungewöhnlich, dachte er besorgt, denn seine Mutter – wenngleich nie so ausgelassen wie Bricen – war bekannt für ihre Freundlichkeit als Gastgeberin und hatte normalerweise eine Schwäche für Carroways Balladen.
    Als die Glocken im Turm Mitternacht schlugen, wurden die Außentüren zum Saal aufgestoßen. Eine schwarz verhüllte Gestalt, deren Gesicht unter einer tiefen Kapuze lag, stand im Eingang, in den Händen einen glitzernden Kelch. Lautlos verbeugte sich die Gestalt achtungsvoll vor Bricen, der seine Rolle in dem Drama spielte und sich erhob.
    »Sei gegrüßt, Großmutter Gespenst«, intonierte der König. »Wir sind bereit für den Marsch.« Hinter der verhüllten Gestalt der Vettel erschienen vier kostümierte Schauspieler, jeder in einer der anderen Erscheinungsformen der vierfaltigen Gottheit: Mutter, Kind, Geliebte und Kriegerin. Vier Erscheinungsformen einer Göttin, ihre unbeständigen Aspekte. Der König bot Sarae seinen Arm an. Gemeinsam führten sie die Prozession zu den wartenden Schauspielern an und schritten an den Tischen vorbei, die sich hinter ihnen leerten, als die anderen Gäste sich einreihten. Tris sah, wie Soterius Carroways Aufmerksamkeit auf sich lenkte und dem Barden ein kaum merkliches Zeichen gab; der Spielmann nickte bejahend, derweil die Prozession die Festhalle verließ.
    Tris zog Soterius in einen Seitengang und ließ die lärmenden Essensgäste sich vorbeidrängen. Wenige Minuten später schlüpfte Carroway in den Gang. »Was gibt’s?«, fragte der Barde, während die letzten Feiernden vorbeizogen. Die drei Freunde begaben sich tiefer in den Schatten, und Tris warf einen nervösen Blick in den vom Fackellicht erhellten Saal, um sicherzugehen, dass sie allein waren.
    »Vater und der Rest der Familie werden sich an den Haupttoren von den Gästen verabschieden«, zischte er. »Spät, wie es ist, werden sie vermutlich alle nach oben schlafen gehen. Sobald alles ruhig ist, können wir uns zum Turm aufmachen und von dort aus runterklettern.«
    Soterius sah Tris schief an. »Wir sollten mal festhalten, dass diese Sache auf königlichem Mist gewachsen ist«, stellte er fest. »Tris hat eine verrückte Idee, die uns wahrscheinlich alle als verschmorte Fleischstücke oder Frösche enden lassen wird«, beklagte sich der Soldat bei Carroway, doch als Tris diesem ihr

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