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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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ehemaligen Karawanenlagerplatz, gefolgt von Packeseln und schließlich zwei Wagen, die mit einem weiteren Dutzend gefesselter Sklaven beladen waren. Die Sklaven auf den Wagen betrachteten die neuen Gefangenen mit gespielter Gleichgültigkeit und vermieden jeden Blickkontakt. Sie haben schon aufgegeben, dachte Tris. Nicht einer wirkt noch irgendwie streitlustig oder kampfbereit. Noch ein Hinweis darauf, dass jede Rettung von uns selbst ausgehen muss. Tris schloss die Augen und zwang sich dazu, einen ruhenden Pol zu finden und seine letzten Lektionen mit Carina noch einmal durchzugehen. Dieses Mal muss ich bereit sein , ermahnte er sich. Wenn die Zeit gekommen war, musste er seine Kräfte – so neu sie auch sein mochten – unter Kontrolle haben. Er warf einen Blick auf Vahanians schlaffe Gestalt. Schlaf gut, mein Freund , dachte er. Ich werde Zeit brauchen.
    Tris beobachtete die Sklavenjäger aufmerksam den ganzen Morgen über. Die Bande schien nicht mehr als dreißig Mitglieder zu zählen; sie schlugen ihr Lager effizient auf und waren gut verproviantiert. Tris’ Stimmung wurde gedrückter: Es war nicht wahrscheinlich, dass diese Männer ihnen eine leichte Möglichkeit zur Flucht bieten würden.
    Er bemerkte das junge Mädchen zum ersten Mal beim Frühstück, als sie flink zwischen den Sklavenjägern herumhuschte und ihnen dabei wie ein erfahrenes Küchenmädchen auswich. Nur ein paar Jahre jünger als Kait , dachte er, aber mit einem gewissen Glitzern in den Augen, das auf mehr Lebensklugheit schließen lässt, als meine Schwester je hat sammeln können. Ihre braunen Haare waren dreckig und verfilzt und mit einem Stück Schnur hinten gehalten. Ihr Kleid mochte einmal aus gutem Stoff gewesen sein, war aber mittlerweile so zerschlissen und verschmutzt, dass es höchstens noch als Schutz vor der Kälte dienen konnte.
    In ihren Bewegungen lag eine Schnelligkeit, die Intelligenz vermuten ließ, auch wenn sie während der ersten beiden Kerzenabschnitte, in denen Tris sie beobachtete, eher den Eindruck einer wandelnden Katastrophe machte. Einem Sklavenjäger schüttete sie heißen Kerif über, was ihr eine beiläufige Ohrfeige eintrug, die sie wortlos entgegennahm. Dann trat sie versehentlich zwei Kohlestücke aus dem Feuer, die einen kleinen Flecken Gras in Brand setzten, womit sie das Frühstück unterbrach, wofür sie sich unterwürfig entschuldigte und sich so eine weitere Ohrfeige ersparte.
    Aber als sie über ein Spannseil stolperte und Tarrens Frühstück auf den Boden kippte, sah sie Tris zufällig an, und zu seiner Verblüffung zwinkerte sie ihm kaum merklich zu, bevor sie sich bückte, um das Durcheinander aufzuräumen. Nicht ungeschickt , dachte er und unterdrückte ein Schmunzeln, sondern absichtlich destruktiv und mit einem schelmischen Humor. Bevor er weitere Vermutungen anstellen konnte, verschwand sie im Inneren des Kochzelts.
    Kurz bevor die Frühstücksfeuer mit Asche belegt wurden, rührte sich Vahanian. »Was hat mich denn erwischt?«, stöhnte er vor sich hin und gab sich große Mühe, die Augen zu öffnen, und als es ihm schließlich gelang, blinzelte er in die Sonne und kniff sie wieder zu.
    »Dem Blutverlust nach schätze ich, es war die Schneide eines Breitschwerts«, antwortete Tris trocken.
    Vahanian wollte sich bewegen und wurde sich anscheinend zum ersten Mal seiner Fesseln bewusst, kämpfte kurz dagegen an und lehnte sich dann ergeben an den Pfahl zurück, an dem er angebunden war. »Lass mich raten«, brummte er. »Wir haben verloren.«
    »Sozusagen«, bestätigte Tris.
    In diesem Moment erschien das Mädchen mit einem Laib Brot unter dem Arm und einem irdenen Wasserkrug und einem Becher in der anderen Hand. Sie fing an, die Reihe der gefesselten Gefangenen abzuschreiten, gab jedem eine dicke Scheibe Brot und führte ihnen den Becher an den Mund, sodass sie trinken konnten. Als sie zu Tris kam, sah sie ihn mit einem wissenden Blick an, als ob sie ein Geheimnis teilten, und ging dann weiter zu Vahanian.
    »Wie ist dir so viel Glück zuteilgeworden, dass du die Gefangenen füttern darfst?«, erkundigte Vahanian sich sarkastisch.
    Das Mädchen grinste. »Na ja, sie haben vorsichtshalber mich geschickt, um rauszukriegen, ob du wirklich Vayash Moru bist«, erwiderte sie. »Ich schätze, wenn ich es überlebe, bin ich den Job wieder los. Vielleicht auch nicht«, ergänzte sie mit einem Schulterzucken.
    Vahanian trank gierig von dem Wasser. »Ich verstehe nicht«, sagte er.
    Sie schob ihm ein

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