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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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sah jetzt aber auch die Geisterebenen, nahm Carinas Heilen auf einer anderen, einer Lebenskraftebene wahr. Hier in der Trance, hatten Carina und er herausgefunden, war es möglich, in begrenztem Rahmen miteinander zu kommunizieren.
    Tris, hilf mir! , rief Carina ihm zu.
    Tris atmete tief durch und konzentrierte seine Sinne auf die Lebenskraft, die Carina war, und kanalisierte seine eigene Energie zu ihr hin, wie er es zuvor in ihrem Zelt getan hatte. Als er ihren Geist streifte, konnte er spüren, dass das Heilen bereits seinen Tribut von ihrer Kraft forderte.
    Carinas Hand gelangte an Vahanians Unterleib, und sie erblasste; sie riss mit beiden Händen am Hemd des Kämpfers und legte eine tiefe Bauchwunde frei. Tris ließ das Geschehen vor sich weiter zurückweichen und versuchte, seine eigenen Gefühle abzuschwächen und Carina mehr Energie zuzuführen, als eine Welle der Panik von ihrer Seite auf ihn zuschwappte.
    Er stirbt, Tris! Ich glaube nicht, dass ich das hier rechtzeitig heilen kann.
    Tris streckte seine Magiersinne weiter aus. Vor Konzentration leckte er sich die Lippen, zwang sich noch tiefer, bis er den Rauch nicht mehr riechen und die Schreie der Gefangenen nicht mehr hören konnte, bis nichts mehr existierte außer der Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern.
    Und dann bekam er es flüchtig zu sehen: ein dünner, in der Auflösung begriffener Lichtfaden, so schwach, dass er kaum heller als die Dunkelheit war. Als er flackerte, stürzte sich Tris instinktiv auf ihn, streckte seine Sinne mit all seiner Willenskraft aus, bis er den leuchtenden Faden erreichte. Er blickte zurück und sah sich selbst als einen zweiten, heller leuchtenden Faden, als ob seine ganze geistige Energie und Lebenskraft in einem einzigen Lichtstrahl gefangen worden seien. Ohne nachzudenken verstärkte er Vahanians Faden mit seinem eigenen, stellte sich vor, wie er sich selbst mit aller Kraft ans Ende eines entgleitenden Seils klammerte, und hoffte, dass er seine Stärke lange genug leihen konnte, um Carina das Heilen zu ermöglichen.
    Ungeheißen kam ihm in den Sinn, was Alyzza auf der Waldlichtung gesagt hatte. Nie darfst du einen Geist binden, der wirklich zu gehen wünscht , hatte die alte Hexe ihn gewarnt. Tris hielt sich mit all seiner Macht an dem flackernden Faden fest und spürte kein Verlangen der Seele wegzugehen.
    Er wartete endlos lang in der Dunkelheit, schwebend in immerwährender Nacht. Der Faden, der Vahanians schwaches Leben war, flackerte immer noch, aber zu Tris’ Erleichterung wurde sein Licht nicht schwächer. Auch spürte Tris nicht das Zerren der Trennung, das er bei Kaits Tod erlebt hatte, als es nicht ihr Leben, sondern ihr Geist war, dessen Bleiben er bewirkt hatte. Vielleicht, hoffte er, bedeutete das, dass er tat, was Carina von ihm brauchte, und Vahanian Kraft gab, während sie arbeitete, und seine Stärke sowohl der Heilerin als auch ihrem Patienten lieh.
    Die Anstrengung ging nicht spurlos an ihm vorüber, und Tris musste kämpfen, um seine Konzentration aufrecht zu halten. Einmal flackerte der Faden bedenklich, und Tris stürzte sich mit all seinem Willen darauf. Er bildete sich ein, den Faden daraufhin auf sich zudrängen zu spüren, und klammerte sich an die wenige Hoffnung, die ihm dieses schwache Lebenszeichen gab. Zeit hatte keine Bedeutung hier in der Schwärze, wo er von allen äußeren Sinneswahrnehmungen abgeschnitten war und nichts als die Gegenwart dieses Lichts wahrnahm. Allmählich spürte Tris eine zunehmende Wärme, die am Rande seines Wahrnehmungsvermögens entstand und mit ihrem entschlossenen Vordringen die Kälte der Schwärze vertrieb.
    Nur noch ein bisschen länger! , bestürmte Carina Tris, erschöpft, aber beharrlich. Er verdoppelte seine eigenen erlahmenden Anstrengungen und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass der schimmernde Faden, der Vahanian war, nicht länger flackerte, sondern in einem schwachen, gleichmäßigen Blau pulsierte.
    Irgendwann hörte Tris Carinas Stimme erneut. Unterbrich den Kontakt , drängte sie ihn. Tris stellte sich vor, wie er den wiedererstarkten Faden behutsam losließ, sich vorsichtig zurück durch die Dunkelheit bewegte, die mittlerweile einem blassen Zwielicht gewichen war. Mit einem Ruck fand er wieder zu sich selbst; er schlug die Augen auf und wurde sich schmerzlich der Tatsache bewusst, dass ihm beide Füße eingeschlafen waren und sein Rücken völlig verkrampft war.
    Vahanian stöhnte und stieß einen tiefen Seufzer aus. Tris

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